Nena und Jazzy bei Roman

■ Herzog bat Popstars zum Gespräch. Nena findet trotzdem Joschka toller

Bonn (taz) – Am Eingang des Saals verteilt ein Anzugträger Tüten mit Infos über die „Phonographische Wirtschaft“, die Journalisten löffeln Champignon-Creme- Suppe. Plötzlich öffnet sich vorn eine nußbaumfarbene Geheimtür, und der Pop und die Phonowirtschaft betreten den Raum. Nena setzt sich hinter das „Nena“- Schild, Jazzy hinter das „Peter Maffay“-Schild. Oh nein, rufen die Fernsehreporter und stürzen nach vorn, um ihre Mikrofone umzustellen, die sie vor dem „Jazzy“- Schild aufgetürmt hatten. Doch sofort sagt Thomas M. Stein, Vorsitzender der Phonowirtschaft e. V., daß es hier und heute auf keinen Fall um tagesaktuelle Ereignisse gehe.

Nena, Maffay und Jazzy haben gerade Bundespräsident Roman Herzog zu einem Gespräch getroffen. Sie hätten versucht, so Phono- Manager Stein, die „Sprachlosigkeit zwischen Pop und Politik“ zu beenden. Herzog habe schließlich auch Enkel und sei viel auf Deutschlands Straßen unterwegs und höre dabei viel Musik. Beobachten lassen wollte sich der Bundespräsident beim Plausch in Bonn jedoch nicht – die Presse mußte draußen bleiben. An den Texten von Tic Tac Toe störe er sich nicht, verlautete hinterher. Über Politik hätten sie allerdings kaum geredet.

Nena sagt: „Herzog war relativ normal, hätte ich nicht gedacht. Ich habe mich gestern mit Peter und Jazzy zusammengesetzt, und wir haben überlegt, was wir transportieren sollen, aber wir wußten nicht genau was. Vor allem geht es uns um Emotionen.“

Welches denn der poppigste Politiker sei, will jemand wissen.

Nena: „Für mich ist es Joschka Fischer, der hat keine Mauer um sich herum.“

Jazzy: „Ich find' gar keinen richtig poppig.“

Maffay: „Jeder, der sich für U-Musik interessiert, muß poppig werden.“

Was gefällt Ihnen, was mißfällt Ihnen an der deutschen Politik?

Nena: „Das ist mir zu schwarz- weiß. Ich fühle mich weit weg von der Politik. Die sollen nicht so kompliziert denken.“

Jazzy: „Und nicht so kompliziert reden.“

Alles in allem, so das Fazit, habe der Dialog geholfen, „Barrieren abzuschaffen“, findet Nena, und Peter Maffay spricht davon, die „Befindlichkeiten der Menschen draußen zu artikulieren“.

Dann müssen die Musiker schon wieder weiter, und alle stehen auf. Thomas M. Stein, der Phono-Manager, der mit seinem schwarzen Anzug nicht besonders poppig aussieht, umarmt Jazzy zum Abschied. Die läßt sich das lachend gefallen. Irgendwie ein symbolisches Bild. Ariel Hauptmeier