Kommentar
: Grüß mir die Sonne

■ Warum Trainer wie Eckhard Krautzun nicht lange arbeitslos bleiben können

Besonders betrübt wirkte Eckhard Krautzun nicht, als er seinen Rücktritt als Trainer des FC St. Pauli bekanntgab. Warum auch? Der 56jährige hatte zuvor bei mehr als zwei Dutzend Vereinen oder Verbänden gearbeitet, da kommt es auf eine Demission mehr auch nicht an. Zudem kann sich der erfahrene Coach sicher sein: Er wird nicht lange ohne Beschäftigung bleiben.

Was für jeden herkömmlichen Arbeitnehmer das Ende der beruflichen Laufbahn bedeutet, muß für Beschäftigte im Profisport (wahlweise: Politik oder Spitzenpositionen der sogenannten „freien Wirtschaft“) noch lange nicht gelten: Freigesetzt mit Mitte 50, da ist noch nichts vorbei.

Dabei kommt es natürlich nicht auf Kompetenz oder Fähigkeiten an. Selbst wenig Begabte amtieren als Geschäftsführer oder Manager in Hamburger Fußball-Vereinen. Eigene, gar praktische Erfahrungen führen zu Abzügen in der B-Note. Andererseits beweisen die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der besonderen Art aber , daß die berufliche Integration Unfähiger kein leeres Wort bleibt.

Am interessantesten ist allerdings die Frage, wieso sich überhaupt derart arbeitnehmerfreundliche Beschäftigungssegmente bilden und, vom übrigen Markttreiben abgekoppelt, dauerhaft bestehen können. Selbstbefruchtung? Perpetuum mobile? Das muß Herrn Krautzun nicht kümmern. Ihn sehen wir bald an anderer Stelle wieder, womöglich sogar als Auswahlboß Nigerias. Vom Millerntor zur WM – ist nur ein Katzensprung. Grüß mir die Sonne, Ecki! Clemens GerlachBericht Seite 22