Die Bahn spart bei Sauberkeit, Service und Sicherheit

■ Im Nahverkehr werden nächstes Jahr weitere Mittel gekürzt und 1.300 Stellen gestrichen

Berlin (taz) – Wer erinnert sich noch an die letzte Werbung der Deutschen Bahn AG: Orangensaft wird auf den Teppich geschüttet, ein Herr im weißen Hemd pinkelt in die Ecke seines Wohnzimmers. Und dann die warnende Stimme für mehr Sauberkeit auf deutschen Bahnhöfen nach dem Motto: „Tun Sie den Bahnhöfen nicht an, was Sie Ihrem Wohnzimmer nie zumuten würden.“

Sauberkeit und Sicherheit scheinen jedoch auch bei der Bahn selbst nicht mehr an oberster Stelle zustehen, zumindest nicht im Nahverkehr: 1998 sollen bundesweit 24 Millionen Mark bei der Fahrzeugreinigung im Nahverkehr eingespart werden. Bei „Sicherheit und Ordnung“ – Maßnahmen wie die Erleuchtung dunkler Unterführungen – will die Sparabteilung 7,5 Millionen Mark herausholen.

Insgesamt sollen die Kosten der Deutschen Bahn in den Bereichen Sicherheit, Sauberkeit und Service für 1998 um 34,5 Millionen Mark oder 15 Prozent des bisherigen Planungsansatzes sinken. Das geht aus Papieren der internen Controlling-Abteilung der Bahn AG hervor, die dem bündnisgrünen Bundestagsabgeordneten und Bahnspezialisten Ali Schmidt vorliegen. Nach diesen Tabellen ist auch beim „Materialaufwand“ ein Einsparungsziel von 56 Millionen Mark genannt. Das Personal im Geschäftsbereich Nahverkehr soll bis Ende 1998 von 13.652 auf 12.284 Vollzeitkräfte schrumpfen und so 46 Millionen Mark einsparen. Das wären 10 Prozent aller Beschäftigten in dem Bereich.

„Die Bahn ist finanziell in der Bredouille durch die Streichungen von zugesagten Geldern des Bundes“, sagt Ali Schmidt. „Deshalb muß sie Mittel umwidmen, um teure Streckenneubauten wie die ICE-Trasse Ebenhausen–Erfurt zu finanzieren.“

Schon Anfang November wurde bekannt, daß der Hauptvorstand der Bahn AG geplante Investitionen von 1,5 Milliarden Mark in neue Nahverkehrslokomotiven nicht genehmigt hat. Reiner Metzger