Der Witz mit dem Brief-Schlitz

■ Der Post fehlt eine große Klappe: „Maxibriefe“passen in keinen Kasten

Weinachtszeit – Geschenkezeit. Sind Sie auch schon dabei, für diejenigen Lieben, unter deren Christbaum Sie diesen Heiligabend nicht verbringen werden, eifrig Pakete und Päckchen zu packen? Oder gar Bücher und Videokassetten in Briefumschläge zu stopfen, weil der nächste Briefkasten ja viel näher ist als das drei Kilometer weit entfernte Postamt? Schließlich gibt es ja den „Maxibrief“, das größte der von der Post zugelassenen Formate, in dem Sie ganz legal für 4,40 Mark Porto einen bis zu 35 mal 25 Zentimeter großen Gegenstand von bis zu fünf Zentimeter Dicke versenden können.

Sorry, aber treten Sie ihren superklugen und Wege sparenden Plan ganz einfach in die Tonne. Sie werden Ihren „Maxibrief“sowieso in keinem der rund 1000 Hamburger Briefkästen los, so vehement Sie auch versuchen, ihn durch den Schlitz zu pressen und zu quetschen. Denn als die Post 1993 das neue Format entwickelte, vergaß sie eine Kleinigkeit: Für fünf Zentimeter dicke Briefe sind die Kasten-Klappen einfach zu schmal.

Nicht daß dieses Mißverhältnis irgendeinem leitenden Postler in den vergangenen vier Jahren mal aufgefallen oder gar irgend jemand mal auf die Idee gekommen wäre, die Kasten-Schlitze den zugelassenen Formaten anzupassen. „Wenn wir alle 140.000 deutschen Briefkästen deswegen austauschen würden, müßten wir das Porto erhöhen“, wählt Hamburgs Postdienst-Sprecher Heiko Leckband die kundInnenfreundlichste Argumentation, warum noch immer nicht zusammenkommen kann, was zusammengehört.

Zudem würden nur 20 Prozent der Briefsendungen im gelben Kasten landen, weiß Leckband, der Rest würde sowieso im Postamt eingeliefert werden. Doch ab kommendem Jahr soll langsam Schluß sein mit dem Witz um den Schlitz. „Dann kommt ein neuer Briefkasten auf den Markt, in den auch alle Maxibriefe passen“, verspricht Leckband. Kleine Einschränkung: Nur ramponierte Briefkästen mit Schrottwert werden allmählich durch das neue Modell mit der großen Klappe ersetzt.

Doch auch bis dahin, stellt die Post unmißverständlich klar, hat niemand das Recht, sich zu beschweren. So frohlockt Heiko Leckband: „Es steht nirgendwo geschrieben, daß jeder Brief in den Briefkasten passen muß“.

Marco Carini