Fliegende Fee trifft eisernen Eheminister

■ Film, Zirkus, Theater: Michael Endes „Gauklermärchen“über die Entscheidung zwischen Solidarität und Untergang oder Anpassung und Erfolg im Theater Zeppelin

Die Wirklichkeit ist öd und trist. Auf jeden Fall aber schwarz-weiß. Für Regisseurin Stephanie Grau fungiert die Bühne jedoch als ein Ort bunter Phantasie und so beginnt sie ihre Inszenierung von Michael Endes Gauklermärchen mit einem Stummfilm in der Manier Charlie Chaplins. Da campiert eine Zirkustruppe auf einem heruntergekommenen Industriegelände und soll von einem Chemiekonzern vertrieben werden. Letzte Chance zu überleben: Der Zirkus kann Werbung für den Konzern machen, soll dafür aber die behinderte Eli aus der Gruppe ausschließen. Da gilt es zu entscheiden: Solidarität und Untergang oder Anpassung und Erfolg?

Vor diese Alternative gestellt steigen die Schauspieler von der Leinwand auf die Bühne herab. Sie tauschen ihre alten Mäntel gegen zauberhafte 1001-Nacht-Kostüme, und Clown Jojo erfindet das Märchen von Prinzessin Eli und dem Prinzen Joan, die nur unter widrigen Umständen zueinanderfinden. Zuvor müssen sie jedoch einige Abenteuer überstehen und die querulierende Hexe Angramein aus dem Wege räumen. Selbstverständlich gibt es auch einen Hofnarr, eine fliegende Fee und einen Eheminister.

Das Ensemble des Zeppelin-Theaters setzt sich aus Jugendlichen zwischen sieben und vierzehn Jahren zusammen. Alle sind sie mit Begeisterung bei der Sache und stecken damit das Publikum an. Aber manchmal droht der hohe Aufwand, mit dem Stephanie Grau das Stück inszeniert hat, die Darsteller zu ersticken. Die farbenfrohen Kostüme, eingespielte Musik, ein Super-8-Film und der Einsatz einer Videokamera, all das ist sehr effektvoll, erinnert aber beizeiten an ein mit Spielzeug überquellendes Kinderzimmer.

Für Kinder ist die Inszenierung ein wenig zu lang geraten. Für Kinder ist sie aber auch erst in zweiter Linie gedacht. Stephanie Grau kündigte das Stück bei der Premiere als „das erste Kindertheaterstück von Kindern für Erwachsene“an. Was aber nicht heißt, daß die Kleinen zu Hause bleiben sollen.

Joachim Dicks

heute, morgen sowie 13./14. Dezember, Theater Zeppelin