Geruchsfetzen im Glas

■ Die Ausstellung „Staatssicherheit - Garant der SED-Diktatur“im Bremer Staatsarchiv

Einmachgläser in einer Vitrine. Der Inhalt: keine süße Marmelade, sondern gelbe Stoffetzen. „Das sind Geruchskonserven“, erklärt Christian Ladwig, Leiter des Fachbereichs Bildung und Forschung in der Gauck-Behörde. Die Stoffstücke enthalten die individuellen Duftnoten ehemals verdächtiger DDR-Bürger – entommen von Sitzpolstern oder anderen Gegenständen, mit denen die vermeintlichen Republikfeinde körperlichen Kontakt hatten. Auf der Glasplatte darunter liegt ein schwarzes, unscheinbares Pfeiffentäschchen – ohne Pfeiffen, dafür mit Diktier- und Netzgerät. Ein Schild mit dem Namen „Guillaume“weist noch auf den früheren Eigentümer hin. Jetzt gehört das historische Stück dem Bundeskriminalamt in Frankfurt.

Seit November letzten Jahres befindet sich die Ausstellung auf Deutschland-Tournee. Mehr als 50 Tafeln informieren über Geschichte und Arbeitsweise des Ministerium für Staatssicherheit (MfS) sowie über geglückte und gescheiterte Fluchtversuche ehemaliger DDR-Bürger. Letztere dokumentiert durch einige Originalstücke, die normalerweise in Berlin im Museum „Haus am Checkpoint Charlie“zu sehen sind. „Viele interessieren sich für die Ausstellung, weil es um gruselige Themen geht. Ab und zu kommt aber auch jemand und erzählt seine Geschichte“, führt Ladwig aus.

In einem Nebenraum stellt die Gauck-Behörde ihre Arbeit vor. Als besonderen Service können BesucherInnen während der gesamten Austellungsdauer bei MitarbeiterInnen der Gauck-Behörde einen Antrag auf Akteneinsicht stellen. „Personalausweis oder Fahrerlaubnis genügt“, erklärt Ladwig. Die ansonsten notwendige Identifikationsbescheinigung fiele weg. Wer erstmal vorab das nervenaufreibende Gefühl kennenlernen möchte, kann an einem Tisch in einer versteckten Ecke orangefarbene Musterakten einsehen. gef

Die Ausstellung ist ab Sonntag bis 14. Dezember im Staatsarchiv, Am Staatsarchiv 1, geöffnet. Montags bis mittwochs, 9 bis 16 Uhr, donnerstags, 9 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 9 bis 16 Uhr.