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Polit-Schmuserei

■ „Welche Partei hat bessere Konzepte?" wollte die JU wissen und lud einen Grünen ein

Wären da nicht ein paar aufgeweckte Querschläger unter den Zuschauern gewesen, hätte die Umarmung von Junger Union und Grünen auch nach zwei Stunden Meinungsaustausch noch angedauert. Helmut Zachau, Grüner Bürgerschaftsabgeordneter, war von der Jugendorganisation der CDU eingeladen worden, sich mit der stellvertretenden JU-Bundesvorsitzenden Hildegard Müller darüber zu unterhalten, welche Partei in Fragen wie Arbeit, Wirtschaft und Rente die besseren Konzepte habe.

Zu Beginn konnte man sich nur wundern, daß die zwei Parteien nicht fusionieren. „Es gibt ein Kartell derjenigen, die etwas haben, gegen diejenigen, die nichts haben", sagt die JU-Frau. „Die Rente war immer der Jackpot, an dem sich alle für versicherungsfremde Leistungen bedient haben", sagt der Grüne. Zustimmendes Nicken.

„Die Koppelung der Rente an Erwerbstätigkeit muß nicht für immer sein", sagt die JU-Frau. Der Grüne liefert die nächste Volley-Vorlage: „So ganz sicher bin ich auch nicht, ob alles besser wäre, wenn wir in die Regierung gewählt würden – es gibt schließlich Rahmenbedingungen."

Das war dann aber nicht nur den Zuschauern der „Grünen Jugend-Initiative Bremen" zuviel Schmusekurs und zu wenig Streit. Die wehrten sich gegen die Umklammerungsversuche mit dem Hinweis auf Unterschiede in Bildungs-, Verteilungs- und Rüstungspolitik. „Es gibt diese Einigkeit nicht!" Und auch ein junger Sakkoträger erinnerte daran, daß er diese Worthülsen schon seit Jahren höre..

Plötzlich besannen sich die zwei Politprofis ihrer Rolle und gaben dem dreißigköpfigen Publikum im Konsul-Hackfeld-Haus an der Birkenstraße, wonach es verlangte. Die Problem-Analyse sei in vielen Dingen eine ähnliche, doch nicht die Lösungsansätze. „Die CDU ist die Modernisierungs-Verhinderungs-Partei", schoß der grüne Berufsschullehrer Zachau. Bankkauffrau Müller erinnerte an die Sozialstaats-Betrüger, die das Bild vom Zustand der Gesellschaft verzerrten: „Unserer Gesellschaft ging es noch nie so gut wie heute". Sie erntet Murren und die Gegenrede eines Zuhörers: Der Industrie ginge es noch nie so gut, der Industrie ...

Letztendlich aber hatten sich alle wieder lieb. Was man denn gut finde an den Ideen des anderen, wollte Moderator Christian Plöger, Bremer Journalist der "Welt", wissen. Die „Einschätzungen der Kosten der Zukunft“, meinte Zachau. „Die Öko-Zentriertheit der Grünen“, meint Müller. Zachau hat das letzte Lob: Die CDU-Bürgerschaftsfraktion habe für dieWindenergie mehr erreicht als die Ampel. Peinlich sei es, daß ausgerechnet Grüne in Lesum zu Gegnern neuer Windräder mutierten. Christoph Dowe

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