Frommer Wunsch: Bitte nicht lächerlich sein

■ FC St. Pauli beim 0:0 gegen Uerdingen von Fans verhöhnt, Geduld bei Trainersuche

Für die Zuschauer hatte Heinz Weisener Verständnis. „Es ist ihr gutes Recht, so zu reagieren“, nahm der Präsident des FC St. Pauli am Freitag abend die rund 15.000 Anhänger in Schutz, „was durch die Öffentlichkeit bekannt wurde, war ja nicht zum Totlachen.“Mit purer Häme jenseits der be- und gerühmten Millerntor-Selbstironie intonierte ein Großteil der Stadionbesucher abwechselnd „So ein Tag, so wunderschön wie heute“oder „Wir wollen die Mannschaft sehen“. Vor allem der Spielerrat, der den Rücktritt von Trainer Eckhard Krautzun provoziert hatte, war gemeint.

Die aber noch am Donnerstag von Weisener angekündigten Konsequenzen für die Sechser-Bande wird es nun doch nicht geben. Siebzig Prozent der Mannschaft stünden hinter dem Vorgehen, so Weiseners Recherche-Bilanz. „Der Spielerrat hat somit verantwortungsbewußt gehandelt“, änderte der FC-Boß seine Meinung, die ihn ohnehin nicht dazu bewogen hatte, zu Krautzun zu stehen.

Bei einem anderen wichtigen Thema, der Übungsleiterfrage, ist eine schnelle Antwort nicht in Sicht. „Die Trainersuche müssen wir mit der nötigen Geduld betreiben“, äußerte sich Weisener gelassen. Nachdem Wunschcoach Aleksandar Ristic abgesagt hat, sollen die neuen Kandidaten – Reinhard Saftig, die einstigen HSV(!)-Grössen Wolfgang Rolff und Horst Hrubesch – sauber abgehangen sein.

Doch auch Gerhard Kleppinger, beförderter Krautzun-Assi und derzeit Interimscoach, scheint eine Alternative für den Präses. „Kleppo hat einen beruhigenden Einfluß auf die Mannschaft“, lobte Weisener den 39jährigen, „wir müssen der Zukunft überlassen, ob sich da ein Aspekt ergibt.“So hatte der Vereinschef auch über Klaus-Peter Nemet nach der Entlassung von Uli Maslo geredet – heute bezieht der glücklose Kape Arbeitslosengeld.

Dem Druck des Wiederaufstiegs muß sich der neue Trainer des abstiegsbedrohten Zweitligisten indes nicht mehr aussetzen. „Ich mache mich doch lächerlich, wenn ich von höheren Zielen spreche“, hat auch Weisener erkannt. tosch