Was machen Kinder mit Aids?

■ 193 Kinder und Jugendliche in Hamburg sind HIV-positiv. Eine Arbeitsgemeinschaft bietet Hilfen

Alice stammt aus Ghana und ist HIV-positiv. Aufgrund ihrer Erkrankung hat sie von der Ausländerbehörde eine Duldung erhalten. Ihr erstes Kind starb im Alter von einem Jahr. Als sie von einem anderen Mann schwanger wurde, entschied sie sich, das Kind auszutragen. Heute ist die Tochter zwei Jahre alt und hat einen schweren Immundefekt. Alice ist aufgrund ihrer Infektion sehr geschwächt. Die Väter ihrer Kinder unterstützen sie nicht, sie hat zu beiden keinen Kontakt mehr.

Inzwischen reichen die Kräfte der Ghanaerin nicht mehr aus, den Alltag zu bewältigen. Ihr Kind kann aufgrund der fortgeschrittenen Aids-Erkrankung nicht in einen Kindergarten aufgenommen werden. Eine Tagesmutter für die Kleine zu finden, ist fast unmöglich. Die letzte Betreuerin hatte es abgelehnt, weiter auf das Kind aufzupassen, als sie von der HIV-Infektion erfuhr.

Alices Kind muß wegen der vielen Folgeerkrankungen häufig ins Krankenhaus. Die Mutter kann den Erfordernissen der Therapie ihres Kindes kaum noch nachkommen und wirft den Ärzten vor, die Kleine nicht richtig zu behandeln. Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Hamburg e.V. (ajs) kümmern sich nun um sie.

Eben diese Arbeitsgemeinschaft hat nun pünktlich zum heutigen Welt-Aids-Tag ein Buch herausgegeben, das „Hilfen für HIV-betroffene Familien nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz“(KJHG) beschreibt. Zur Betreuung der betroffenen Familien durch die ajs gehören telefonische Beratung und Gespräche, Hausbesuche und die Begleitung bei Arztbesuchen oder Behördengängen. Außerdem beraten die Sozialpädagoginnen der ajs die häufig alleinerziehenden Mütter und Väter, die in der ständigen Angst leben, daß ihnen die Kinder entzogen werden.

In der Bundesrepublik leben etwa 500 Kinder unter 13 Jahren mit dem HIV-Virus. In Hamburg sind es nach Angaben des Robert Koch-Instituts zur Zeit 193 Kinder und Heranwachsende. Die meisten von ihnen sind zwischen 15 und 19 Jahre alt. Der Verlauf der HIV-Infektion bei diesen Jugendlichen ist von einer großen Anzahl von Faktoren abhängig. Die Erkrankung kann plötzlich auftreten und sehr rasch zum Tode führen. Sie kann aber auch sehr langsam verlaufen.

Die Eltern der betroffenen Kinder sind zumeist selbst HIV-positiv. Sucht und Abhängigkeit von legalen oder illegalen Drogen kennzeichnen ihre Lage häufig ebenso wie soziale Nöte und Isolation. Die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz will den Familien helfen, ihre Situation trotz der oftmals schier unüberwindlich scheinenden Probleme in den Griff zu bekommen. Lisa Schönemann

Das Buch „Hilfen für HIV-betroffene Familien nach dem KJHG“ist zum Preis von 10 Mark erhältlich bei der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Hamburg e.V., Hellkamp 68, 20255 Hamburg, 40172211