Middendorp bleibt ruhig

■ Arminia Bielefeld fehlen nach dem 1:1 gegen Schalke zwei Punkte – und ein Sponsor

Bielefeld (taz) – Der Presseraum auf der Alm war wohlgefüllt am Samstag, ganz so, als wäre das 1:1 der Arminia gegen Schalke 04 von irgendeiner weitreichenden Bedeutung gewesen. Doch natürlich ging es der Meute weniger um den Kick als um den vor einer Woche in Köln zu zweifelhaftem Ruhm gekommenen Bielefelder Übungsleiter Ernst Middendorp.

Die Kameras der Fernsehsender beäugten ihn während des Spiels schon bei jeder Handbewegung, die Journalisten in der Pressekonferenz verfolgten jeden Atemzug. Doch Middendorp bewahrte Besonnenheit. Zufriedenheit zeigt er schon angesichts des Ergebnisses, obwohl seine Truppe erst sieben Minuten vor Schluß durch Max' Treffer der vollen Punktzahl beraubt wurde und erstmals in dieser Saison ein Unentschieden ablieferte. Zufriedenheit zeigte er aber auch darüber, „daß der DFB sich nun der Sache angenommen hat und mit aller Akribie den Vorfall zur Klärung bringt“. Man hat ihn zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert.

Während die Spieler allmählich gegen eine Europacup-müde Schalker Minimalisten-Truppe wieder an die solidere Form früher Spieltage anknüpften, muß Middendorps Management einen nachhaltigen Imageschaden beobachten. Rüdiger Lamm hat zwar mit dem Radiosender, mit dem sein Trainer übel aneinandergeraten war, Frieden geschlossen. Das Sponsorblatt Arminias hatte gar des Trainers Vorpreschen als „Husarenstreich“ gefeiert, mit dem er schlechte Spielerleistungen der medialen Schelte entzogen hätte. Nach Informationen einer Sonntagszeitung ist aber nun Hauptsponsor Gerry Weber nach Auslaufen des 2,5-Millionen-Mark- Vertrages zum Saisonende nicht länger bereit, mit seinem Schriftzug Arminias merkwürdige Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten.

Unterdessen setzt Middendorp für die zweite Saisonhälfte auf „zwei Neuzugänge“ und meint damit die beinahe dauerabgestellten und letztlich doch WM-qualifizierten Iraner Ali Daei und Karim Bagheri. Seine Spieler fürchten dennoch, daß der Klassenerhalt „in dieser Saison schwieriger ist“, wie der wiedererstarkte Bielefelder Torschütze Billy Reina gestand. „Wenn man den Tabellenstand sieht, weiß man gar nicht, wer da absteigen soll.“ Zur Erinnerung für den Fall des Falles sicherte er, ein Junge aus Unna, sich das Trikot vom großen Olaf Thon (siehe Liga). Jörg Winterfeldt

Bielefeld: Koch – Stratos – Alder (72. Fuchs), Meißner – Sternkopf (87. Bode), Reeb, Maas, Breitkreutz, Gerber – Reina, Kuntz

Schalke 04: ehmann – Thon – de Kock, Linke – van Hoogdalem (70. Held), Müller, Nemec, Klujew (75. Pereira), Büskens – Max, Eijkelkamp (52. Anderbrügge)

Zuschauer: 22.512 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Reina (70.), 1:1 Max (83.)