■ Nebensachen aus Buenos Aires
: „Spielen wir mit der Blonden“

Manche sagen, ihr stehe die Dummheit ins Gesicht geschrieben, doch die Quoten sprechen für sie: Susana Gimenez ist mit ihrer Show „Hola Susana“ die erfolgreichste Talkmasterin Argentiniens. Sie erkauft sich buchstäblich die Quotengunst: Jeden Abend um acht Uhr haben ihre Zuschauer die Chance, Millionär zu werden. Vorraussetzung ist etwas Glück und die Fähigkeit, für einige Minuten seinen Verstand ausschalten zu können. Die Prozedur ist ein langwieriger Härtetest und beginnt für die angehenden Millionäre schon einige Tage zuvor. Wer reich werden will, kauft eine Dose Tomatenmark eines Herstellers, der die Sendung sponsort. Das Etikett gilt es dann abzuziehen und mit einem Brief an Susana zu schicken. In der Sendung wird aus einem Berg von Briefen einer herausgezogen und der Absender angerufen.

Schritt eins zum Millionär ist, am Telefon nicht mit „si“ oder „hola!“ zu antworten, sondern gleich offensiv „Hola Susana!“ zu brüllen. Wenn das beim erstenmal klappt freut sich die fast 60jährige mit, brüllt „ahi!“ und läßt ihr für den Preis von sieben Reihenhäusern geliftetes Gesicht in die Kamera strahlen. Dann kommt ein weiterer Test für den Anrufer. Auf einer Tafel gilt es eines von 18 Feldern auszuwählen. Wer dreimal hintereinander auf das Feld einer der Sponsorenmarken stößt, wird Millionär.

Doch über Susanas Glamourwelt ziehen dunkle Wolken auf. Ihr Sender Telefé wurde von einem Gericht dazu verdonnert, 20 Millionen Dollar an den ehemaligen Produzenten von „Hola Susana“ zu bezahlen. Ovidio Garcéa hatte sich, als er noch mit Susana zusammengearbeitet hat, den Namen der Sendung schützen lassen und wollte von Telefé Geld für die Rechte. Der Sender wiegelte ab; Garcéa ging vor Gericht und gewann. Über Nacht wurde er Dank Susana zum zwanzigfachen Millionär und zum Buhmann des Landes.

Nach dem Susana den Titel „Hola Susana“ nicht mehr führen darf, fragte die Zeitschrift Gente besorgt ihre Leser, wie fortan das beliebte Programm heißen solle. 15 Prozent schlugen „Susanola“ vor, dicht gefolgt von zwölf Prozent für „Ciao Susana“. Ein anderer Vorschlag lautete: „Spielen wir mit der Blonden“.

Auch um die Zukunft von Susana machte sich die Illustrierte Sorgen. Nachdem nur zwei Prozent ihrer Leser die Dame zur „erotischsten Frau Argentiniens“ wählten, fragte Gente: „Welche Persönlichkeit aus Schauspiel oder Sport würden Sie in einen Politiker verwandeln?“ 34 Prozent entschieden sich für „keinen.“ Auf Platz zwei schaffte es Diego Maradona mit zehn Prozent, gefolgt von Susana Gimenez mit zwei Prozent. Doch es gibt Hoffnung. Gente will erfahren haben, daß Susanas Exproduzent den Antrag auf Titelschutz für „Hola Susana“ nicht selbst unterschrieben hat. Der Titelkampf geht damit in die zweite Runde. Bleibt Argentinien eine Präsidentin Susana Gimenez erspart? Ingo Malcher