Es darf niemals Stillstand geben...“

■ Der Bremerhavener Uwe Eikötter ist neuer Tenor am Bremer Theater

Er kommt zwar nur aus dem nahen Bremerhaven ans Bremer Theater, aber für den Tenorbuffo Uwe Eikötter ist das gleichbedeutend mit einem Sprung in die Großstadt. Im Elterhaus gab es, so sagt er, keine Musik. „Ich habe mich nach dem Abitur in verschiedenen Organisationen für Völkerverständigung musikalisch betätigt, war zum Beispiel bei der Olympiade dabei“. Seine Leidenschaft war damals Jazz und Musical, er sang und spielte Gitarre. Eine richtige Gesangsausbildung war nach dieser Interessenlage meilenweit entfernt. Nach einem Schulmusikstudium entschied er sich – im Alter von bereits 24 Jahren – doch: Detmold und dann Wien, „eine Traumstadt für eine Gesangsausbildung“. Möglichkeiten und Kontakte gäbe es dort, so Eikötter, ohne Ende. Sein Fach ist wie das seines Kollegen Ralf Simon Tenorbuffo, jene ganz leichte Stimme also, die sich in der Regel entweder zum lyrischen oder zum deutschen Charakterfach entwickelt. Obschon Fritz Wunderlich, der lyrische Tenor schlechthin, sein Vorbild ist, strebt Eikötter das deutsche Charakterfach an. Herodes aus Salome von Richard Strauss, der Loge aus Wagners „Ring der Nibelungen“, aber auch der Hauptmann in Alban Bergs „Wozzeck“sind da die Traumrollen.

Aber bis dahin gehen noch Jahre ins Land, „das Singen ist so immens viel Arbeit, weil es niemals Stillstand geben darf“. Vorerst stehen in Bremen der Jacquino in Beethovens Fidelio und kleinere Rollen an. In Bremerhaven war es zuletzt „Albert Herring“von Benjamin Britten, eine Riesenrolle. Gegenüber manchen Kollegen möchte er sich schon mit einer Rolle identifizieren, „ich will nicht das Forum für eine ganz andere Meinung sein“. Die Diskussionen um Kresniks „Fidelio“füllten die Kantine, „das ist doch toll. Es ist ja selten genug, daß wir ins Diskutieren kommen“. Neue Musik würde er gerne singen, noch lieber aber Konzertexperimente mit Texten machen. Fühlt er sich im bundesdeutschen System gut ausgebildet? „Ja, schon, aber es ist trotzdem überholt. Ich habe sieben Jahre lang alles gelernt, aber in Amerika müssen die Lehrer sich ganz anders mühen, weil sie abhängig sind vom Kommen der Studenten“. In seiner Freizeit macht er Sport, wobei er bei dieser Frage wie jeder Sänger erst einmal meint, dazu sei keine Zeit. „Ich fahre gerne weg, in die Berge, ich lese und zeichne. Und dann gibt's ja hier was ganz Tolles: Boule auf dem Brommyplatz“.

Ute Schalz-Laurenze