Prügel für Naturschützer

■ Gerold Janssen wegen erneuter Protestmalerei in Handschellen

Gerold Janssen (74) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Bremer Polizei der Revierwache Horn. „CDU: Gott schütze uns vor Deiner Natur!!“Diesen Protest gegen eine geplante Bebauung des Naturschutzgebietes Hollerland malte Bremens leidenschaftlichster Naturschützer am Sonntag auf die Betonleitplanken des Autobahnzubringers Horn. Janssen gilt als „Vater“dieses Naturschutzgebietes. Er beschuldigt zwei Polizisten der Wache Horn, ihn während seiner Festnahme geschlagen und beschimpft zu haben. Als Beweise zeigte er gestern Prellungen und Schürfwunden. Janssen legte Dienstaufsichtsbeschwerde ein.

Polizeisprecher Ludwig Walter zur taz: „Vorbeifahrende Autofahrer haben die Polizei alarmiert. Die Beamten haben Janssen mehrfach aufgefordert, mit den Schmierereien aufzuhören. Er hat massiv Widerstand geleistet, um sich getreten und mit seiner Farbrolle nach einem Beamten geschlagen. Janssens Widerstand wurde gebrochen. Er wurde in Handschellen abgeführt, zur Wache Horn verbracht und gegen 16 Uhr am Sonntag wieder freigelassen.“

Obwohl Janssen die Beamten darauf hingewiesen haben will, daß er gerade von einem Herzinfakt genesen sei, sollen ihm zwei Polizisten nach eigenen Angaben die Arme mit Handschellen auf den Rücken geschlossen und anschließend in den Einsatzwagen geworfen haben. Im Wagen soll ein Polizist ihn geschlagen haben unter der Drohung: „Ich schlage dir die Eier weich.“

Der Enkel von Gerold Janssen, Miroslac Issac, hat seinen Großvater begleitet und die Festnahme fotografiert. „Ich wollte meinen Opa besuchen, aber der wollte wohl spontan wieder protestmalen. Ich habe dann fotografiert, wie mein Opa geschlagen wurde.“Während des Polizeieinsatzes, so Isaac, hätte die Polizei ihn aufgefordert, den Film herauszugeben. „Ich hab mich geweigert. Da haben sie mir auch Handschellen angelegt und meinen Kopf auf die Kühlerhaube des Einsatzwagens geknallt.“Isaac weist auf eine Beule neben dem Ohr und auf eine Platzwunde an der Lippe. Der Film wurde als Beweismaterial von der Polizei beschlagnahmt.

Gestern wiederholte Gerold Janssen seine Malaktion vor großer Pressekulisse. „Ich mußte die Schrift deutlicher machen“, erklärte er. Das nach kurzer Zeit eintreffende Polizeikommando kommentierte diesmal fast freundlich: „Leider konnte Herr Janssen seine Aktion beenden.“Darauf Janssen: „Die kennen mich, die nehmen mich nicht mit.“ schuh