Keine Angst vor Knackärschen!

■ Danza Y Movimiento: Hamburgs erste Adresse in Sachen Latin

„Musik aus Lateinamerika und der Karibik“– riecht das nicht nach Drittwelt-Soliparty in der evangelischen Studentengemeinde? Nach Poncho-Invasion in Fußgängerzonen? Aus der eurozentristischen Perspektive verschmelzen lateinamerikanische Klänge gerne mit Klischees von gediegener Folkloristik. Was hierzulande reüssieren will, muß diese Gediegenheit transportieren, wie etwa die von Ry Cooder mit kubanischen Musikern eingespielten Produktionen Afro Cuban Allstars oder Buena Vista Social Club zeigen: Weil ihnen eine Aura des Klassischen anhaftet, haben es diese Platten 1997 sogar in die Charts gebracht.

In den Ursprungsländern sieht alles anders aus: Pralle Ärsche schmücken die Plattencover, braungebrannte Bikini-Girls die Videoclips, schrankartige Caballeros in bunten Anzügen formieren sich zu knackigen Choreographien. Woher ich das weiß? Ich war bei Danza Y Movimiento, Hamburgs führendem Fachhandel für Salsa, Soca, Merengue und Cumbia, der in der Neanderstraße 41 auch eine gut sortierte Tango- und Brasil-Abteilung unterhält. Die Handelswege, über die Geschäftsführer Matthias Möbius seine Ware erhält, sind zum Teil nicht weniger heiß als der Sound. Mit gewissem Stolz erfüllt ihn, daß er das gesamte Programm der staatlichen kubanischen Plattenfirma Egrem feilbieten kann; zusammengestoppelt aus gut einem halben Dutzend verschiedener Quellen. Wenn es gar nicht anders geht, läßt er sich die CDs in 25er-Packs von Teilnehmern der von Danza Y Movimiento organisierten Tanzreisen mitbringen.

Schließlich hat so auch alles angefangen: Nach fünfjähriger Arbeit mit einer Tanz- und Theater-Company in Ecuador organisierte Möbius Ende der Achtziger die ersten Salsa-Kurse in Hamburg, abgehalten von seiner Gattin Lira Mosquera. Und sah sich alsbald seitens der Schüler mit der Nachfrage nach Latino-Klängen konfrontiert. Die wurde erst mit jenen billigen Tape-Raubkopien befriedigt, die in Lateinamerika an jeder Ecke zu kaufen sind, dann kamen die ersten CD-Bestellungen. Mittlerweile ist ein Unternehmen gewachsen, das für den deutschen Markt 90 Prozent der lateinamerikanischen Independents vertreibt.

Heute ab 23 Uhr feiert Danza Y Movimiento im Atisha am Eppen-dorfer Marktplatz mit einer Tanzperformance, einem Auftritt des ecuadorianischen „cantautor“Alberto Caléris und einer Party die Veröffentlichung ihrer ersten eigenen CD, einer Compilation aus kolumbianischen Salsa-Hits der 80er und 90er Christoph Twickel