Tausendfach für Ibrahim

■ llll Schülerdemo fordert Bleiberecht für 16jährigen Togoer / Innenbehörde lenkt ein

VierDreiZweiEinsund - los: Ibrahim soll bleiben!!“Die Demo-Welle schwappt über die Wilhelm-Kaisen-Brücke: mit 1.000 Neustädter Schülern auf dem Weg zur Innenbehörde. Eine machtvolle Demonstration, gestern mittag für den Verbleib des 15jährigen Ibrahim A. in Bremen und in seiner Schule an der Kornstraße. Dem Schüler aus Togo und seinem 17jährigen Bruder Abbas droht mit Ablauf ihrer Duldung am 15. Dezember die Abschiebung. Daß ihre große und laute Demo noch Sinn haben könnte, glaubte aber kaum einer der Schüler. „Borttscheller kann sich das seinen Wählern gegenüber doch gar nicht leisten, noch nachzugeben“, zweifelt Paul, aus der Projektgruppe „Ibrahim muß bleiben“. Daß er es nicht hinnehmen wird, wenn sein Schulfreund plötzlich nicht mehr da ist, darüber läßt er keinen Zweifel: „Dann flipp' ich aus. Und längst nicht nur ich.“

Wie machtvoll ihre inzwischen sechsmonatigen Proteste sind, erfahren die Schüler am Ende ihrer Demo im Haus der Innenbehörde an der Contrescarpe zu ihrer eigenen Überraschung. Zwei Stunden nachdem die Schüler-Welle die Kaisenbrücke überschwemmte, wird Ibrahim in der Villa vorgelassen. Gemeinsam mit seinem Bruder, mit Paul, dem Schulfreund, und Birte, der Schülersprecherin.

Nach einer weiteren halben Stunde kommen sie aus dem Gespräch mit Ralf Borttschellers Pressesprecher Stefan Luft wieder raus: „Der hat uns die Ohren vollgelabert.“Und ihnen dann zu verstehen gegeben, daß man noch mal über den Fall nachdenken werde. Just sei vom Bundesamt entschieden worden, so Pressesprecher Stefan Luft, auch noch einen zweiten Asylfolgeantrag zuzulassen. Die Begründung für den Sinneswandel: Die neuen Argumente seien nun doch gewichtig genug, um den Fall noch einmal gründlich zu überdenken. Wegen der neuen politischen Entwicklung in Togo, wie es in einem Brief der Ausländerbehörde an Ibrahims Anwalt heißt. Diese „neuen“Argumente aber sind so alt wie die Schülerproteste gegen die Abschiebung selber: Durch die Protestaktionen, so hieß es in dem Antrag von Rechtsanwalt Günter Werner, seien Ibrahim und Abbas Ali Yaya so bekannt geworden, daß ihnen im Falle einer Abschiebung jetzt erst recht Gefahr droht.

Von ihrem Erfolg sind die Kids selbst überrascht. Eigentlich hatte von ihnen kaum noch einer Hoffnung gehabt. „Was ihm in Togo droht, ist Diktatur und Tod“hatten sie skandiert und dazu auf dem Mäuerchen vor Borttschellers Villa im Samba-Rhythmus mit dem Po gewippt.

„Ey, ihr macht ja voll die Party hier!“schrie Franziska ins Mikro, die mit ihren 15 Mitstreiterin in der Projektgruppe am Schulzentrum die Demo organisierte. Doch keiner hatte wirklich geglaubt, daß das noch helfen würde. ritz ritz