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■ Cash & CrashZinsen für Obdachlose

Berlin (taz) – Zinseinnahmen gehören zu den Freuden des Lebens, in deren Genuß nicht jeder kommt. Daß sie nicht nur Anlegern und Spekulanten vorbehalten sein müssen, will jetzt ein Projekt der Hamburger Filiale der GLS-Bank und der Hamburger Obdachloseninitiative Hinz & Kunzt zeigen. Seit vergangenen Freitag können Anleger zwischen zwei Sparmodellen wählen, deren Zinserträge an die Obdachloseninitiative gespendet werden: einem Sparkonto mit dreimonatiger Kündigungsfrist oder einem vierjährigen Sparbrief. Die Mindesteinlage beim „Hinz & Kunzt-Sparen“ beträgt 1.000 Mark. Für die Zinsspende erhalten die Anleger eine steuerlich absetzbare Spendenbescheinigung.

Mit dem Geld will Hinz & Kunzt Projekte finanzieren, die Obdachlosen den Weg zurück in den ersten und zweiten Arbeitsmarkt erleichtern. Geplant sind Weiterbildungsprogramme, Teilzeitjobs und auch stundenweise Beschäftigung. Das Angebot soll auf die körperliche und psychische Verfassung der Obdachlosen zugeschnitten sein. „Wer lange auf der Straße gelebt hat, ist oft nicht mehr in der Lage, einen ganzen Arbeitstag durchzustehen“, erläutert Karsten Niemann von Hinz & Kunzt. Mit dem Geld sollen allerdings nicht potentiellen Arbeitgebern Arbeitsplätze „abgekauft“ werden. Es soll vielmehr der Betreuung und Unterstützung der Obdachlosen dienen. Unter den ersten Anlegern, die für das „Hinz & Kunzt-Sparen“ gewonnen werden konnten, ist auch ZDF-Talkmaster Roger Willemsen.

Seit über 20 Jahren finanziert die in Bochum als Non-Profit- Bank gegründete GLS, die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, mit dem Geld ihrer Anleger anthroposophische und alternative Projekte. Zu den Kreditnehmern zählen Waldorfschulen, Biobauern und Wohn- und Wirtschaftsgemeinschaften. Die GLS-Bank versteht sich allerdings nicht als Geldverleiher, sondern als Geldvermittler. Deshalb sind die Kreditzinsen so bemessen, daß sie gerade die Kosten der Bank decken.

Hinz & Kunzt-Sparen ist bereits das zweite Projekt der GLS-Bank, bei dem Zinsen gespendet werden. Den Anfang machte eine Förderung der Jungen Deutschen Philharmonie. Niels Boeing

Informationen zu den Sparmodellen: GLS Gemeinschaftsbank eG, Mittelweg, 20148 Hamburg, Tel.: (040) 41 47 62-0

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