SS-Gold an Deutsche Bank

■ Auch Deutsche und Dresdner Bank sollen von geraubtem Gold profitiert haben

Frankfurt/Main (AP) – Die Deutsche Reichsbank soll Raubgold der SS auch an die Deutsche Bank und die Dresdner Bank geliefert haben. Das geht nach Berichten des ARD-Magazins „Report“ und des Wiener Der Standard aus Mikrofilmen hervor, die vergangene Woche in Wien entdeckt wurden. Sprecher der beiden Frankfurter Bankkonzerne sagten gestern, diese Geschäfte seien bisher unbekannt gewesen.

Die Mikrofilme enthielten einen Bericht, den der Reichsbankrat Albert Thomas nach Kriegsende für die Amerikaner verfaßt habe. Danach habe der SS- Hauptsturmführer Bruno Melmer von 1942 bis 1945 in Osteuropa rund zwei Tonnen Gold in Form von Schmuck, Münzen, Barren und Zahngold geraubt und bei der Reichsbank abgeliefert, die es in Barren umschmolz. Nach Berechnungen des Düsseldorfer Soziologen Hersch Fischler habe die Reichsbank dann rund 650 Kilogramm an die Deutsche Bank und 313 Kilo an die Dresdner Bank geliefert. Als weitere Adressaten führten die Akten die Prägeanstalt Preußische Münze in Berlin, die Degussa und eine Bank in Rom an. Drei Zwölf-Kilo-Barren des „Melmer-Goldes“ seien in die Schweiz geliefert worden.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, bedauerte in „Report“, daß die Bankkonzerne bei ihren bisherigen Untersuchungen darauf bisher nicht eingegangen seien. „Da scheint mir die Mentalität eine ähnliche wie in der Schweiz zu sein, nur so viel zuzugeben, wie schon bekannt ist.“ Er erwarte nun eine schonungslose Aufklärung.

In der Dresdner Bank arbeiten Historiker bereits an einer Geschichte des Hauses während des Dritten Reiches. Auch in der Deutschen Bank sollen Historiker nun der Sache nachgehen.