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Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Air Force One USA 1997, R: Wolfgang Petersen, D: Harrison Ford, Gary Oldman, Glenn Close

„Was diesseits des Atlantiks böse Satire vermuten ließe, daraus wird in Hollywood ein ganz und gar ironiefreier Action-Thriller – grimmig ernst wie „Terminator“, „Rambo“und „Die Hard“zusammen. Harrison Ford spielt den US-Präsidenten Marshall, der gerade noch in Moskau der Welt versprochen hat, vor dem Terrorismus niemals in die Knie zu gehen, und der nun auf dem Rückflug in die Hände kommunistischer Terroristen gerät. Die Schurken stellen ihn vor die Alternative: Familie oder Vaterland. Der Präsident aber tut, was ein Mann tun muß: er kämpft für Familie - und Vaterland. Natürlich hat Petersen es verstanden, daß ein solch pop-patriotischer Film nur dann ein großes Publikum findet, wenn der echte Präsident auch ein Popstar sein möchte. Einer, der den Auftritt liebt, nicht aber die Durchsetzung politischer Inhalte; der sich nach der Vorführung des Films freut, daß endlich einmal der Präsident ein Held sein darf, und der hofft, daß etwas von Fords Glamour und Sex auf ihn abstrahlt.“(Der Spiegel) UFA-Stern

Alien – Die Wiedergeburt USA 1997, R: Jean-Pierre Jeunet, D: Sigourney Weaver, Winona Ryder, Ron Perlman

„Das schleimige Ding west weiter, und auch im vierten Teil der Science-Fiction-Serie „Alien“geht es seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Fressen und Befruchten. Selbst die dienstälteste Alien-Bekämpferin Ripley (Sigourney Weaver) mußte sich am Ende von Teil drei von einem der Monster begatten lassen und sterben. Nun ist die Heldin als Klon-Mutant neu entstanden und ringt mit Muttergefühlen für ein Schleimwesen, dessen Großeltern sie einst über die Kinoleinwände gejagt hatte. Erst als die Androidin Call (Winona Ryder) auftaucht, sieht Ripley wieder klar: Das Alien ist der Feind, dem die selbst zum Cyber-Girlie mutierte Ripley allerdings näher ist als jemals zuvor. Dem Zuschauer gibt der französische Regisseur Jean-Pierre Jeunet in dem Cyber-Märchen, trotz einiger bestechender Bilder, wenig Chance zur Klarsicht.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

Allemagne Neuf Zero Frankreich 1991, R: Jean-Luc Godard

„Deutschland, kein Wintermärchen, aber dennoch stark vereist. Über die zugefrorenen Seen geht ein Mann mit einem Aktenkoffer - der lange Marsch des Eddi Constantine. Lemmy Caution ist zurück, und er hat nur einen Auftrag, aber einen schier unlösbaren. „Wo geht's hier nach Westen?“ist seine Frage. Am Anfang ist ein Wortspiel: Allemagne Neuf Zero, die neue Stunde Null oder nur ein Land im Jahre 90. Godard schätzt die deutsche Romantik und fürchtet den Faschismus. Sein Streifzug durch ein grenzenloses Deutschland vollzieht sich in stiller Verehrung, die die Wurzeln des Grauens jedoch niemals leugnen kann.“(taz) Kino 46

All over Me USA 1996, R: Alex Sichel, D: Alison Folland, Cole Hauser

„Ein unbeholfener Teenager in unvorteilhaften Bermudas wackelt auf Rollerblades durch die Straßen des New Yorker Stadtteils Hell's Kitchen. Wir wackeln hinterher und schlittern in die eigene Pubertät zurück. Plötzlich ist man wieder mittendrin im Gefühlschaos. In diesen ungewissen Zeiten gibt es für die 15jährige Claude nur eine Sicherheit: sie ist verliebt in ihre beste Freundin. Die Ernsthaftigkeit und Angst, mit der man als Jugendlicher die erste Umarmung, den ersten Kuß, das Kribbeln im Bauch erlebt, bestimmen die Perspektive von Alex Sichels Film. Kurzum: „All over Me“ist einer der schönsten Liebesfilme des letzten Jahres.“(tip) Atlantis

Am Ende der Gewalt USA/Frankreich 1997, R: Wim Wenders, D: Bill Pullman, Andie MacDowell, Gabriel Byrne

„Ein Produzent gewalttätiger Action-Filme wird in Los Angeles selbst Opfer eines brutalen Überfalls. Ehe ihn die Täter umbringen können, werden sie durch gezielte Kopfschüsse, scheinbar aus dem Nichts, liquidiert. Zeuge dieser Tat ist ein Wissenschaftler, der in einem Observatorium hoch oben in den Hügeln der Stadt an einem geheimen FBI-Projekt arbeitet. Satellitenanlagen und ferngesteuerte Kameras sollen die totale Überwachung und somit das Ende der Gewalt bringen. Doch um welchen Preis? Wim Wenders präsentiert seinen philosophischen Edel-Thriller aus einer Welt der Gier, Einsamkeit und geistigen Leere stilsicher und in wunderbaren Bildern; den perfekten Soundtrack lieferte erneut Ry Cooder. Wie Wenders die zahlreichen Einzelgeschichten mit seinen Reflexionen über Gewalt zu einem Ganzen verwebt, überzeugt allerdings nicht.“(D. Lackner) Schauburg, Casablanca (Ol)

Amore Amore Italien 1997, R: Leonardo Pieraccioni, D: Leonardo Pieraccioni

Malerische toskanische Landschaft untermalt mit spanischem Flamenco. Wer's sehen möchte - auch noch viel Bein und Busen und natürlich fortlaufend italienisches Macho-Gehabe. Eine seichte Love-Story dazu und am Ende sind alle glücklich. (Irmgard Jäger) Gondel

Antonias Welt Niederlande/Belgien/Großbritannien 1995, R: Marleen Gorris, D: Willecke van Ammelrooy, Els Dottermans

„Wirklich eine ungewöhnliche Familiensaga, die die holländische Regisseurin Marleen Gorris in ihrem jüngsten Film entworfen hat. Voller Witz und trotz aller Melancholie voller Optimismus steckt ihre generationsübergreifende, manchmal märchenhaft wirkende Chronik: Menschen kommen und gehen, Leben entsteht und vergeht. Das alles erzählt Gorris mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die mitten ins Herz trifft.“(Bremer) Gondel

Die Apothekerin Deutschland 1997, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Jürgen Vogel, Richie Müller

„Eine Frau zwischen zwei Männern, einige Leichen und Gift in den verschiedensten Formen - das sind die Bestandteile von Rainer Kaufmanns („Stadtgespräch“) makaberer Komödie nach dem Erfolgskrimi von Ingrid Noll. Nicht zu vergessen ein exquisites Schauspielerensemble, das aber leider auch nicht verhindern kann, daß in diesem Fall zu viele Zutaten den Brei verderben.“(TV-Spielfilm) Ufa-Stern, MUWI-Filmkunst (Ol)

Austin Powers USA 1997, R: Jay Roach, D: Mike Myers, Elisabeth Hurley

„Ein Film, in dem Pop-Papst Burt Bacharach seinen Hit „The Look of Love“am Flügel singt, während er durch Las Vegas fährt, kann nicht ganz schlecht sein. Im Gegenteil: „Austin Powers“ist eine unverschämt witzige und gelungene Parodie, ein Cocktail aus James Bond, Peter Sellers und Petula Clark. London in den „Swingin'Sixties“: Austin Powers ist der Popstar unter den Modefotografen und Geheimagent. Als sich sein böser Gegenspieler Dr. Evil einfrieren läßt, macht es Austin ihm nach – und landet in den völlig unverständlichen Neunzigern. Mit einer Assistentin, die seltsamerweise nicht gleich mit ihm ins Bett hüpfen will. Unglaublich! Natürlich ist so mancher Gag hemmungslos albern, aber wen stört's?“(V.Bleeck) Filmstudio

B

Ballermann 6 Deutschland 1997, R: Gernot Roll, Tom Gerhardt, D: Tom Gerhardt

„Kotzorgien im Flugzeug, Urin im Sauerkraut: Der Humor kommt mit dem Holzhammer, ob eine Katze unterm Laster landet oder der Flamenco-Tänzer nur mit Reißzwecken im Schuh zu Höchstform aufläuft. Und meist landet der Humor unter der Gürtellinie. Doch von Tiefschlägen und feuchten Sexphantasien lebt schließlich auch der Mythos Mallorca.“(Jürgen Schön) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)

Bean Großbritannien 1997, R: Mel Smith, D: Rowan Atkinson, Burt Reynolds

„Nicht von ungefähr findet sich die Warnung, man habe es mit dem „ultimativen Katastrophenfilm“zu tun, im Untertitel des ersten Filmabenteuers des im Fernsehen und Video längst zum Kulthelden avancierten Mr. Bean: Da, wo das von Rowan Atkinson gewohnt kongenial dargestellte Strichmännchen bei seinem Besuch der Vereingten Staaten hintritt, wird die Neue Welt in ihren Grundfesten erschüttert – zum Gaudium des komödienhungrigen Publikums, das von „Bean“ganz nach seinen Bedürfnissen bedient wird. Atkinson und sein Regisseur Mel Smith taten gut daran, den unverkennbaren, clever zwischen Stummfilmheroen wie Langdon und Keaton sowie modernen Leinwandkasperln wie Lewis und Carrey angelegten Tunichtgut weitgehend unangetastet zu lassen: Immer noch hinterläßt der Kindskopf mit dem Gemüt eines Simplicissimus eine Spur der Zerstörung, ohne sich des Umfangs seiner Handlungen bewußt zu sein. Der Schritt auf die große Leinwand ist ein Unternehmen, bei dem nichts schiefgehen kann.“(Blickpunkt: Film) Ufa-Stern

Benjamin Blümchen Deutschland 1997, R: Karl Blatz

Bekannt sind der sprechende Elefant Benjamin und die kleine Hexe Bibi Blocksberg durch Hörspielcassetten für Kinder geworden, jetzt kommen sie pünktlich zur Vorweihnachtszeit in einem deutschen Zeichentrickfilm ins Kino. Ein Mammutbaby wird darin von dem netten Dickhäuter vor einem finsteren Höhlenmeister gerettet, und mit seinem Freund Otto gewinnt er noch locker in einem Ballonflug-Wettbewerb. UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Berlin, die Sinfonie einer Großstadt Deutschland 1927, R: Walter Ruttmann / Stummfilm mit Klavierbegleitung

Im Doppelprogramm mit dem russischen Stummfilm „Moskva“von Mikhail Kaufmann. Zwei filmische Großstadtportraits aus den 20er Jahren - das eine ein Klassiker, das andere eine Rarität. (Kommunalkino) Kino 46

Blast of Silence USA 1961, R: Allen Baron, D: Allen Baron, Molly McCarthy / Originalfassung ohne Untertitel

Es wird kaum hell in diesem Nachzügler der „Schwarzen Serie“aus dem Jahr 1961. Der bezahlte Killer Frank Bono hat einen Auftrag zu erfüllen, aber er zeigt Gefühle und macht Fehler, und so ist das Ende schon sehr bald abzusehen: Ein Killer, der nicht professionell arbeitet, wird selber getötet. Das winterliche New York mit seinen Straßenschluchten, Nightclubs, der Staten Island Fähre und Harlem spielen die eigentliche Hauptrolle in „Blast of Silence“. Die pessimistische Grundstimmung, die Jazzmusik und die lakonischen Schwarzweiß-Bilder wirken auch heute noch originell und beängstigend authentisch. Regisseur Allen Baerons erster und einziger Kinofilm erinnert an die brillanten Anfänge von John Cassavetes oder Martin Scorsese. In Cannes wurde sein Film damals gar mit „Außer Atem“verglichen, worauf Baron, der noch nie etwas von der Nouvelle Vague gehört hatte, erwiderte: „Who the hell is Godard?“(hip) Kino 46

C

Contact USA 1997, R: Robert Zemeckis, D: Jodie Foster, Bill Clinton / Originalfassung mit Untertiteln

„Science Fiction“im wahrsten Sinne des Wortes: In der Welt von heute, mit den wissenschaftlichen Möglichkeiten der 90er Jahre, wird hier über Radioteleskope ein Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation hergestellt, und Robert Zemeckis („Forrest Gump“) ist mehr als an den mysteriösen Fremden daran interessiert, wie wir auf sie reagieren würden. So sind die raffiniertesten Spezialeffekte dieses Filmes nicht spektakuläre Phantasiewelten oder Raumschiffe, sondern äußerst geschickte Vermischungen von Fact und Fiction. Einige Auftritte und Reden von Bill Clinton werden etwa so nahtlos in den Film eingeschnitten, daß es scheint, er rede über die Kontaktaufnahme mit den Außerirdischen und die Filmheldin Jodie Foster stehe als eine Astronomin dabei direkt neben ihm. Leider nimmt sich Zemekis viel Zeit für eine eher tranige als erhellende Exposition seiner Heldin: Von den 150 Minuten des Films hätte er die ersten 30 gut herauskürzen können. Und auch der so lange aufgebaute dramaturgische Höhepunkt enttäuscht: Etwas mehr als eine Kopie des Finales von „2001“mit ein paar psychedelischen Effekten, einem „himmlischen“Postkarten-Paradies und einem Außerirdischen, der in menschlicher Form erscheint, um uns nur nicht zu sehr zu erschrecken, hätte er sich schon einfallen lassen müssen. Sehenswert ist „Contact“nur wegen des Mittelteils mit seinen Spekulationen darüber, was wir täten, wenn uns E.T. in der nächsten Woche eine Botschaft schicken würde. (hip) City

D

Double Team USA 1997, R: Tsui Hark, D: Jean-Claude Van Damme, Mickey Rourke, Dennis Rodman

„Geheimagent Jean-Claude Van Damme versagt beim Versuch, den Oberterroristen Mikey Rourke zu liquidieren, und wird auf eine Gefängnisinsel strafverbannt. Nach seiner Flucht muß er im Kreuzfeuer von Geheimdienstbeamten und Gangstern Ehefrau und Baby aus den Klauen des Bösen retten. Der Hongkonger Regie-Star Hark fackelt bei seinem US-Debüt ein effektgeladenes Action-Feuerwerk ab, das ohne schlüssige Story und Dramaturgie chaotisch unterhält.“(tip) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Gloria (Del)

Dschungelrolle Bremen 1997

Sieben Bremer Filmemacher haben extra für das Symposium „Dschungel Großstadt - Kino & Modernisierung“Kurzfilme über ihre Stadt gedreht, und diese werden in diesem Programm vorgestellt. Dazu der Berlinfilm „Großstadtmelodie“aus dem Jahre 1943. Kino 46

E

Der Eissturm USA 1997, R: Ang Lee, D: Kevin Kline, Sigourney Weaver

Was macht ein Regisseur nach solch einem triumphalen Welterfolg wie „Sinn und Sinnlichkeit“? Die meisten Filmemacher würden den einfachsten Weg gehen, und sich als Spezialisten für sensible Kostümschinken etablieren. Ang Lee ist mutiger und geschickter, und inszenierte mit „The Ice Storm“das absolute Gegenstück zu seinem letzten Film. Statt der sonnigen Wiesen des Englands des 19. Jahrhunderts zeigt er uns nun das winterliche, graue Amerika der 70er Jahre. Vom ersten Bild eines von Eiszapfen starrenden Vorortzuges an ist das Eis die übermächtige Metapher für diese erstarrte Gesellschaft. In dem etwas feinern Vorort von New Canaan, Conneticut scheinen 1973 die Kinder reifer zu sein als ihre Eltern. Präsident Nixon, die Vaterfigur der Nation, wurde gerade des Lügens überführt, und die Erwachsenen probieren solche neumodischen Verhaltensweisen wie Partnertausch oder Ladendiebstahl aus. Der Film wirkt manchmal geradezu besessen von Zeit und Raum, selbst auf Kosten des Erzählflußes. Man bekommt eher kleine Einblicke in das Leben zweier Mittelklassefamilien als eine genau definierte Geschichte, dafür ist die Ausstattung genau abgestimmt mit viel Polyester, potthäßlichen Frisuren, Wasserbetten und Cordanzügen. Auf den ersten Blick wirkt „Der Eissturm“grau und abwesend, aber Lee bewahrt auch hier seinen freundlich ironischen Touch, der den ewigen Winter des Films erträglich macht. (hip) Europa

F

The Fifth Element Frankreich 1997, R: Luc Besson, D: Bruce Willis, Gary Oldman / Originalfassung ohne Untertitel

„Besson hat sich keine Zukunft ausgedacht, er hat einfach die Gegenwart ein wenig weiter getrieben. Zwar können die Autos jetzt durch die Luft fahren, aber Verkehrsprobleme gibt es immer noch. Genau wie Zigaretten – nur daß die jetzt mehr Filter als Nikotin haben. Bessons Film ist ein Märchen, einem Indiana-Jones-Film ähnlicher als Tim Burtons zynischem „Mars Attacks“. Selbst Bruce Willis macht hier eine gute Figur.“(taz) Kino 46

Fletchers Visionen USA 1997, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Julia Roberts, Patrick Stewart

„Was wie eine hübsche Parodie auf die amerikanische Obsession der Verschwörungstheorien beginnt, entwickelt sich unter der Regie von Routinier Donner zur Wiederverwertung hinlänglich bekannter Genremomente, vor allem jener Verfolgungsjagden, die er uns in der „Lethal Weapons“-Serie und in „Assassins“vorgeführt hat. So wird die Geschichte um einen New Yorker Taxifahrer, der überall Verschwörungen wittert und vieleicht gar nicht mal Unrecht hat, zunehmend banaler.“(tip) Ufa-Palast

Die furchtlosen Vier Deutschland 1997, R: Eberhard Junkersdorf, Jürgen Richter, Michael Coldewey

Bremen wird hier als eine düstere Mischung aus Fachwerkhäusern und futuristischen Fabrikgebäuden dargestellt, in der der tyrannische Wurstfabrikant Dr. Gier herrscht, der die vier Stadtmusikanten mit einem Knebelvertrag dazu zwingt, Werbeliedchen für die Würstchen zu singen, in die ihre tierischen Freunde verarbeitet werden. Sie merken schon, das hört sich kaum noch nach dem Märchen von den „Bremer Stadtmusikanten“an. Dabei beginnt der Film ganz konventionell mit dem „es war einmal“einer Erzählerstimme und den vier Viechern, die von ihren Besitzern geschlachtet, ausgestopft oder eingeschläfert werden sollen und sich mit dem Satz „Etwas bessres als den Tod finden wir allemal“zusammen auf die Reise nach Bremen machen. Esel Fred, Hund Buster, Katze Gwendolyn und Hahn Tortinelli sind in schönster Disney-Tradition menschelnde Tierfiguren und ganz traditionell mit dem Bleistift gezeichnet. Der Bruch erfolgt dann zugleich stilistisch und erzählerisch. Denn während plötzlich computeranimierte Stahlwesen und Maschinen wie aus dem „Terminator“neben den netten Tierchen auftauchen, finden wir unsere furchtlosen Vier plötzlich in einer Horrorgeschichte mit finsteren Verliesen und einem nach dem Vorbild von Dr. Mabuse gezeichneten Superfiesling wieder. Diese Brüche sind viel zu grob und dunkel für das kindlichen Zielpublikum. Am Schluß erschrecken die Tiere zwar übereinandergestellt die Bösewichte wie im Märchen, aber entschieden wird die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse dann ganz modern und banal dadurch, daß die Katze die Fernbedienung des Konzernchefs in die Tatze bekommt. (hip) Schauburg, UT-Kinocenter

G

The Game USA 1997, R: Peter Fincher, D: Michael Douglas, Sean Penn

„Michael Douglas wird von Sean Penn dazu verführt, Mitglied in einem Club zu werden, der als Spiel die Leben von Menschen in Filmdrehbücher verwandelt. Dies ist ein Yuppie-Alptraum, ein persönlicher Gau für einen Kontrollfreak. Ein wenig wie Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“, wo auch ein Mann sein Leben perfekt organisiert hat, und es löst sich vor seinen Augen auf. David Fincher, der vorher „Sieben“inszeniert hat, ist sehr gut darin, diese Alptraumathmosphäre heraufzubeschwören, aber das große Problem ist, daß der Plot einfach keinen Sinn macht. Man fragt sich den ganzen Film über, was dieses „Game“eigentlich ist. Entweder ist es wirklich ein raffiniertes Spiel oder ein böser Trick, um den Mitspielern alles Geld abzuknöpfen und sie in den Selbstmord zu treiben. Und die Schlußpointe ist dann genau die Lösung, die man selbst schon als zu lächerlich abgetan hat, weil sie physikalisch einfach unmöglich ist. Das sollen wir nun schlucken und dazu noch, daß Michael Douglas all das brav über sich ergehen läßt, was einfach nicht zu seiner Figur paßt. Wenn man den Film als kafkaeske Achterbahnfahrt genießt, mag man ihm das Ende vielleicht verzeihen, aber das Publikum wird hier übel hereingelegt.“(Chris Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Casablanca (Ol) / Originalfassung mit Untertiteln im City

H

Hercules USA 1997, R: Ron Clemens

„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rückkehr zum süßlich-komischen Stil von „Die Kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß. Zeus, der in der griechischen Mythologie ja eher ein Serien-Vergewaltiger war, wird uns hier etwa als liebender Familienvater vorgeführt, und das Happy End läßt „Herc“, wie er genannt wird, mit seiner Freundin Megara glücklich werden, während wir doch in der Schule gelernt haben, daß er wahnsinnig wurde und Megara sowie alle seine Kinder umbrachte. Aber sowas geht bei Disney nun wirklich nicht. Die ganze Sache hat mehr mit Hollywood-Genres als mit der griechischen Mythologie zu tun: So gibt es wie in „Rocky“einen Trainer, der Herkules zu einem Boxchampion trimmt, oder Megara umgarnt „Herc“mit ihrer Perlenkette wie einst Barabara Stanwyck den Henry Fonda in „The Lady Eve“.“(Christopher Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Passage (Del), Wall & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

Der Himmel über Berlin Deutschland/Frankreich 1987, R: Wim Wenders, D: Bruno Ganz, Otto Sander, Peter Falk

„Der Himmel über Berlin, bewohnt von zwei Engeln, die überall dort zur Erde herunterkommen, wo jemand in innerer Not versinkt. Den stumm Verzweifelten flüstern sie Mut zu. Die beiden sind unsichtbar, außer für Kinder und Engel. Wim Wenders Film erzählt, untermalt von Texten des Dichters Peter Handke, eine anrührende Geschichte, die das gewöhnliche Leben preist und mit kraftvollen Bildmontagen das damals noch geteilte Berlin in die universale Liebeserklärung miteinschließt. Stadtlandschaften und Einzelpersonen verdichtet er zu gefühlsvollen Momentaufnahmen.“(Harenberg-Filmkalender) Kino 46

Die Hochzeit meines besten Freundes USA 1997, R: P.J. Hogan, D: Julia Roberts, Dermont Mulroney, Cameron Diaz, Rupert Everett

„Dies ist ein äußerst komischer Film, der von vielen Kritikern in den USA und England völlig falsch verstanden wurde. Wie die meisten meiner Kollegen habe auch ich mich in den letzten Jahren über Julia Roberts mokiert, aber hier gibt sie ein brilliante Leistung als komische Schauspielerin. Dies ist eine „screwball comedy“, und bei den Versuchen, auf fürchterlichen und irrsinnigen Umwegen ihre große Liebe zu erobern, stellt sich Julia Roberts auch nicht absurder an als Cary Grant in „His Girl Friday“auf der Jagd nach Rossalind Russel. Es scheint nur viel zu stören, daß diesmal ausnahmsweise mal die Frau die aktive Rolle spielt. Ein anderer Grund für die Mißverständnisse ist, daß der Film wie eine konventionelle Komödie beginnt, aber am Ende in eine ganz andere Richtung läuft. Aber man merkt schnell, daß Julia Roberts mit ihrem schwulen Freund Rupert Everett viel mehr Spaß hat als in einer Ehe mit einem Bettvorleger wie Dermot Mulroney. Das Publikum kommt viel schneller dahinter als einige meiner Kollegen, und so mäkeln sie an dem unorthodoxen Happy-end herum.“(Christopher Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Lichtspielhaus (Del), Solitaire (Westerstede)

Die 120 Tage von Bottrop Deutschland 1997, R: Christoph Schlingensief, D: Volker Sprengler, Margit Carstensen

„Der Regisseur Sönke Buckmann erhält den Bundesfilmpreis und beleidigt den Innenminister. Der Produzent Volker Sprengler dreht durch und lutscht zur Entspannung die Schwänze der Komparsen. Die Schauspielerin Margit Carstensen irrt durch die Kulissen und wirft sich mehrmals aus dem Fenster. Alle zusammen wollen sie 15 Jahre nach Fassbinders Tod den wirklich allerletzten Neuen deutschen Film drehen. Christoph Schlingensief arbeitet sich in dieser Film-im-Film-Geschichte am Neuen Deutschen Film ab, verwurstet und verbrät ihn, macht sich über ihn lustig, treibt ihn aus und verbeugt sich doch vor ihm. Schließlich war soviel Wahnsinn nie zuvor und nie wieder danach vor und hinter der Kamera versammelt.“(tip) Cinema

I

Im Körper des Feindes USA 1997, R: John Woo, D: John Travolta, Nicolas Cage, Joan Allen, Gina Gershon

„Gleich in der ersten Viertelstunde zündet Regie-Virtuose John Woo ein Action-Feuerwerk, das die Leinwand förmlich explodieren läßt. Was bei anderen Produktionen ein abendfüllendes Spektakel ergeben hätte, dient ihm allein zur Exposition seiner bizarren Story. Hongkong-Veteran Woo („The Killer“) ist hier auf der Höhe seiner Kunst. Sein dritter amerikanischer Film funktioniert nicht nur als pyrotechnisches Knallbonbon, sondern auch als psychologisches Duell – unterstützt von brillanten Hauptdarstellern. Die schizophrene Atmosphäre sowie die starken Charaktere machen den ewigen Kampf Gut gegen Böse zum Kern eines meisterhaften Melodrams. Den Alptraum, in der Haut des meistgehaßten Feindes zu stecken, erzählt John Woo konsequent zu Ende. Dabei nutzt der Regisseur Elemente seiner früheren Filme und inszeniert glänzend choreographierte Todesballette von makabrer Eleganz.“(Bremer) City

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Julius Cäsar USA 1953, R: Joseph L. Mankiewicz, D: Marlon Brando, John Gielgud, James Manson

„Mankiewicz bemühte sich, diese Mischung aus britischer Theatralität, Method-Schauspielerei und MGM-Spektakel miteinander zu vereinigen, aber der Film wird ganz klar von Brando geprägt. Nach seinen explosiven Tiraden erscheint die Diskussion zwischen Casius und Brutus - wenn auch erheblich abgekürzt - langweilig und leblos. Und die Schlacht von Philipi bringt einen anständigen Film zu einem traurigen Schluß, denn alles sieht verdächtig nach dem Comanchen-Hinterhalt in einem Western aus.“(Rene Jorden) Filmstudio

L

L.A. Confidential USA 1997, R: Curtis Hanson, D: Guy Pears, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger

„Vielleicht sollten wir über diesen Film reden, indem wir über andere Filme reden. Erinnern wir uns an die Unübersichtlichkeit und den Fatalismus der besseren Chandler- und Hammett-Adaptionen, an die bittere Lakonie und erzählerische Ökonomie von Siegels „Dirty Harry“. Auch an die fiebrig neurotischen späten Films noirs wie Aldrichs „Kiss Me Deadly“sollte man denken, außerdem natürlich an die kühle Melancholie von Polanskis „Chinatown“. Eine Flut solcher Bilder und Erinnerungen löst „L-A. Confidential“aus, aber nichts davon wird durch Zitate, Anspielungen oder direkte Bezüge evoziert, nirgendwo wird geklaut oder kopiert. Regisseur Curtis Hanson plündert die Traditionen nicht, er setzt sie fort. Wahrscheinlich kommen einem angesichts von „L.A. Confidential“auch so viel andere, ältere Filme in den Sinn, weil diese James-Ellroy-Verfilmung all jene Qualitäten aufweist, die sich die heutigen amerikanischen Studioproduktionen mit ihren schlichten Formeln und simplen Konzepten nicht mehr leisten zu können glauben: sie wagt eine ungeheure Komplexität, läßt Raum für Widersprüche und Irritationen und nimmt sich viel Zeit für die Schilderung von durchweg ambivalenten Figuren. Wenn nicht alles so modern und zeitgemäß aussähe, würde man sagen: ein wunderbar altmodischer Film.“(epd-film) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Land des Schweigens und der Dunkelheit Deutschland 1971, R: Werner Herzog

„Aus dem Leben der taubblinden Fini Straubinger. Erinnerungen an Farben und Töne. Träume von der totalen Einsamkeit – „Wenn sie meine Hand loslassen, ist es, als wären Sie tausend Meilen entfernt“. Einfühlsam hat Herzog den Alltag der Fini Straubinger beobachtet, einer noch rüstigen Dame, die die Taubblinden in Bayern betreut. Herzog geht mit ihrem Gebrechen so zärtlich um, das nicht einmal falsches Mitleid entsteht, sondern Bereitschaft, die Taubblinden zu verstehen.“(Wolfgang Ruf) Kino 46

M

M – Eine Stadt sucht einen Mörder Deutschland 1931, R: Fritz Lang, D: Peter Lorre, Gustav Gründgens

„Peinigender und bewegender zugleich als von Peter Lorre in „M“ist kaum jemals wieder die Qual des Triebtäters gezeigt worden, das Ausgeliefertsein an eine Fehlsteuerung des Hirns. Lang inszenierte den heiklen Stoff 1931 als eine Mischung aus „Dreigroschenoper“und expressionistischem Schauerstück a la Caligari. Es war sein erster Tonfilm, und er erkannte sofort, wie aufregend Geräusche sein können: das Pfeifen des Mörders, sein Keuchen im Dunkeln, das enervierende Scharren eines Schlüssels im Schloß. „M“geriet Lang zu mehr als einer Studie des triebkranken Menschen. Es ist ein Psychogramm einer kranken Gesellschaft, in deren Kellern bereits der Faschismus haust.“(Klaus Schneider) Kino 46

Mein Leben in Rosarot Frankreich/Belgien/Großbritannien 1997, R: Alain Berliner, D: Michele Laroque, Jean-Philippe Ecoffey

„Der erste lange Spielfilm des Belgiers Alain Berliner entwickelte sich in Cannes schnell zum Geheimtip. Die liebenswerte Geschichte des siebenjährigen Ludovic, der so gerne ein Mädchen wäre, eroberte die Herzen im Sturm. Der Film ist eine gelungene, wundersame Mischung aus Drama und Komödie mit Soap-Opera-Elementen (immer wieder flüchtet sich der Junge in eine Serien- und Barbiepuppen-Traumwelt). Spielerisch geht es um die Definition des Geschlechts, um Vorurteile gegenüber dem Anderssein, aber auch um Magie, Märchen und Hoffnung. Warum die Festlegung auf traditionelles Rollenverhalten, warum eigentlich immer Rosa für Mädchen und Blau für Jungen? Alain Berliner kriegt die Kurve zu einem optimistischen Ende, ohne den pädagogischen Holzhammer zu schwingen oder moralische Philosophien zum besten zu geben.“(Blickpunkt: Film) Cinema

Men in black USA 1997, R: Barry Sonnenfeld, D: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino

„M.I.B. ist ein unprätentiöser Film, der im Kleinen Größe zeigt – also das genaue Gegenteil von Luc Bessons Das fünfte Element. Er läßt dem Zuschauer Zeit, die Vielfalt der Aliens zu bestaunen. In schönster B-Film-Tradition kommt M.I.B. gleich in der ersten Szene zur Sache, wenn die Grenzpolizei in New Mexico einen LKW anhält, voll mit illegalen Einwanderern – „illegal aliens“, wie es doppeldeutig im Englischen heißt, von denen einer tatsächlich ein Außerirdischer ist. Dessen Enttarnung bleibt allerdings zwei plötzlich auftauchenden M.I.B. vorbehalten, die den Grenzverletzer leider erschießen müssen. Da staunen die Grenzpolizisten nicht schlecht, aber nur solange, bis M.I.B.-Agent K. ihr Kurzzeitgedächtnis mit einem Blitz aus seinem Zauberstab löscht. Seit 1962 sind die Aliens unter uns, erfahren wir. Manhattan ist das Tor zu unserer Welt, wo fortwährend intergalaktische Flüchtlinge eintreffen. Daß die Menschheit nichts davon weiß, ist das Verdienst dieser Behörde, die jeden Neuankömmling genau unter die Lupe nimmt, Aufenthaltsbeschränkungen ausspricht und Kriminelle jagt.“(epd) Ufa-Stern

Metropolis Deutschland 1926, R: Fritz Lang, D: Gustav Fröhlich, Brigitte Helm / Stummfilm mit live gespielter Musikbegleitung

„Eines der letzten Beispiele für die imaginative, aber oft auch monströse Pracht der goldenen Ära des deutschen Films. Metroplis ist ein eindrucksvolles Aushängeschild des expressionistischen Designs (Menschenmassen werden architektonisch verwendet), mit Momenten fast unglaublicher Schönheit und Kraft (die visionäre Sequenz über den Turmbau zu Babel), absurden Dummheiten (der liebeskranke Held in seinen lächerlichen Knickerbockern) und Seltsamkeiten, die sich jeder Analyse entziehen (das bizarre, lüsterne Augenzwinkern des Robot-Vamps). Dies ist eine wunderschöne, verblüffende Torheit.“(Pauline Kael) Kino 46

Mutters Courage Deutschland/Großbritannien 1995, R: Michael Verhoeven, D: George Tabori, Pauline Collins

„Wenn dieser Regisseur nur nicht soviel Angst vor Muttes Courage hätte, die die Courage und die Rettung einer einzelnen ist. Ganz alleine steht Pauline Collins als Elsa Tabori 1944 in Budapest auf dem Bahnhof. Und dann läßt Verhoeven sie mit ihrem Judenstern über den heutigen Kurfürstendamm laufen - antifa-vollkompatibel und pädagogisch wertvoll, und den bayrischen Filmpreis hat es auch schon eingebracht.“(taz) Atlantis

N

Die Nacht des Leguan USA 1963, R: John Huston, D: Richard Burton, Ava Gardner, Deborah Kerr

„Aus dem Kirchendienst entlassen, schlägt sich ein Pfarrer der Episkopalkirche als Fremdenführer in Mexiko durch und erkennt in der Begegegnung mit verschiedenen Frauen Spiegelbilder seiner eigenen zerrissenen Seelenlandschaften. Abgeflachte, aber darstellerisch wirkungsvolle Filmfassung eines Stücks von Tennessee Williams.“(Lexikon des internationalen Films) Atelier

O

Oscar Wilde Großbritannien 1997, R: Brian Gilbert, D: Stephen Fry

Eine filmische Biographie des berühmten Dichters, Dandies und Schwulen. Aufstieg und Fall und dazu einige seiner witzigsten Sprüche, und all das sehr geschmackvoll und mit Pfiff inszeniert. Aber der Film wäre nicht viel mehr als ein weiteres „Biopic“mit allen Vor- und Nachteilen des Genres, wenn Stephen Fry hier nicht die Rolle seines Lebens gefunden hätte. Der englische Schauspieler und Schriftsteller ist eine ähnlich schillernde und exzentrische Persönlichkeit wie Wilde. Wenn ihm die Kritiken zu einem seiner Theaterauftritte nicht passen, verkriecht er sich schon mal heimlich nach Paris, und alle englischen Medien rätseln tagelang, ob und wo er wieder auftauchen wird. Er brauchte für diese Rolle also kaum zu schauspielern, und doch wird in London schon heftigst spekuliert, ob er nicht der nächste Engländer ist, der seinen amerikanischen Kollegen einen Oscar wegschnappt. (hip) City, Casablanca (Ol)

P

Paradise Road USA 1997, R: Bruce Beresford, D: Glenn Close, Frances McDormand

„Im zweiten Weltkrieg landet eine Gruppe von schiffbrüchigen Europäerinnen in einem japanischen Kriegsgefangenenlager im Dschungel vor Sumatra. Die Frauen raufen sich zusammen und gründen unter Lebensgefahr einen Chor, der mit der Zeit auch die Anerkennung der Japaner findet. Das alles kommt so harmlos leidensfähig daher (Glenn Close als vorsichtig hassende Dirigentin), daß man den Eindruck hat, ein aufwendiges Dschungel-Casting für die Heilsarmee mitzuerleben.“(tip) City

Projekt: Peacemaker USA 1997, R: Mimi Leder, D: George Clooney, Nicole Kidman

„Alle Besorgnis, mit dem Kollaps des Sowjetreichs kämen James Bond & Co. die natürlichsten Feinde abhanden, war müßig. Jetzt erste recht! sagt der Iwan und fletscht, zum Kapitalisten geläutert, als Repräsentant des neuen militärisch-mafiosen Komplexes die Zähne: Gebrauchsfertige Atombömbchen sind sein heißestes Angebot. Eben erst, in dem Actionspektakel „First Strike“, mußte der unverwüstliche Jackie Chan einen Nuklearknaller made in Rußland unschädlich machen, und schon wieder ist, als „Projekt: Peacemaker“, aus dem Ural ein handlicher Sprengkörper wie ein Wanderpokal via Sarajevo unterwegs nach New York, wo ein serbischer Selbstmord-Terrorist mit ihm das Uno-Gebäude wegpusten will. Keine Angst: „Batman“George Clooney, diesmal als Superagent des Pentagon, triumphiert durch bessere Ausrüstung und Spitzenkondition. Doch dem arg vermurksten Drehbuch und der Hektik der Kinoregie-Debütantin Mimi Leder hilft das nicht, und Nicole Kidmans Sensibilität ist ganz und gar verschwendet in einem Thriller, wo letzlich doch nur die Knallfeuerwerker das Sagen haben.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter

R

Rock A Doodle Irland/USA 1991, R: Don Bluth

„Als der Hahn Sir Rock seine heimatliche Farm verläßt, drohen Regenfluten die zurückgebliebenen Tiere und Menschen zu vernichten. Der Junge Edmond, den eine gierige Eule in eine Katze verwandelt hat, bricht mit drei Tieren in die Stadt auf, wo Sir Rock als Rock'n'Roll Sänger Schlagzeilen macht. Zeichentrickfilm in den Fußstapfen des traditionellen Disney-Stils, der ohne große Überaschungen eine spannende und sympathische Geschichte um Treue und Freundschaft erzählt.“(Lexikon des internationalen Films) Atlantis

S

Scream – Der Schrei USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Skeet Ulrich, Dew Barrymore

„Wes Cravens Horrorfilm ist schon jetzt legendär: für Drew Barrymores kurzen, aber lautstarken Auftritt in der Anfangssequenz, für seinen respektlosen, aber raffinierten Umgang mit dem Genre und dafür, wie er den Zuschauer zum Zuschauer eines Zuschauers im Film macht. Die Zuschauer mögen das. In amerikanischen Kinos sprechen sie bereits ganze Dialogpassagen laut mit.“(Der Spiegel) Filmstudio, Ufa-Stern, UT-Kinocenter, MUWI-Filmkunst (Ol)

Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal

„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Von einem Freund mit einem Babygesicht begleitet, flippt er mit den Sadhus im Wald aus, hört Buddah in seiner Höhle zu, vögelt als Silhouette mit einer reichen Kurtisane und macht als Kaufmann viel Geld. Er steigt dann wieder aus und findet die Erleuchtung als Fährmann. Wohl kaum einer wird aus dem Kino gehen ohne Hesses Botschaft begriffen zu haben, daß es keinen sicheren Weg zur Wahrheit gibt, daß suchen heißt, nicht zu finden, und daß „alles auf dem Rad des Lebens wiederkehrt“. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, daß es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel; einer Liebesgeschichte in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“(Time Out) Atlantis, Cinema, Casablanca (Ol)

Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt

„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. Jean-Jaques Annaud läßt den „Mythos Tibet“in prachtvollen Bildern lebendig werden, ohne uns eine süßliche Religionsstunde zuzumuten. Alle Details sind penibel recherchiert, der Dalai Lama selbst stand mit Rat und Tat zur Seite, seine Schwester spielt im Film seine Mutter. Annaud schickte Brad Pitt vor dem Dreh für drei Wochen nch Österreich, nicht nur zum Bergsteigertraining. „Er sollte ein Gefühl dafür bekommen, einen Österreicher zu spielen.“Hat geklappt - selten war der Star so gut wie hier.“(TV-Spielfilm) Europa, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos

Spawn USA 1997, R: Mark Dipe, D: Michael Jai White, Martin Sheen

„Schlechte Spezialeffekte – wie in „Spawn“– erinnern an öde Videospiele. Dabei versprach die Story dieser Comic-Verfilmung spaßigen Trash: Nachdem ihn sein Boß buchstäblich zur Hölle geschickt hat, paktiert CIA-Killer Al Simmons mit dem Teufel. Beim Weltuntergang soll Al die Armee des Satans führen, bis dahin darf er als Zombie-Superheld Spawn (=“Ausgeburt“) ins Diesseits zurück. Den einfallslosen Höllenvisionen geht die Luft ebenso schnell aus wie dem aufgedunsenen „Clown“, einem Dämon, der Spawn mit leuchtenden Fürzen und albernen Witzen quält.“(TV-Spielfilm) Ufa-Stern, MUWI-Filmkunst (Ol)

T

Tango Lesson Großbritannien 1997, R: Sally Potter, D: Sally Potter, Pablo Veron

„Eine englische Filmregisseurin und ein argentinischer Tangotänzer verlieben sich und treffen ein Abkommen: Er lehrt sie tanzen, sie macht aus ihm einen Filmstar. Die Erfüllung dieses Abkommens führt zu Differenzen, und die beiden müssen lernen, ihre Rollen als Mann und Frau zu sprengen, damit ihre Liebe Bestand hat. Sally Potters formal ungewöhnlicher, innovativer Film schildert in dichten Metaphern den Prozess einer Auseinandersetzung zwischen zwei Individuen jüdischer Herkunft und reflektiert tiefgründig über Liebe, Tanz, Film und die menschliche Existenz.“(Zoom) Cinema

Things to come Großbritannien 1936, William Cameron Menzies, D: Raymond Massey, Ralph Richardson / O. mit Untertiteln

„In den dreißiger Jahren hatte H.G. Wells in seinem Roman „The Shape of Things to Come“einen jahrzehntelangen Krieg, tödliche Seuchen, den Rückfall in die Barbarei und deren Überwindung durch eine hochtechnisierte Zivilisation vorausgesagt. 1936 adaptierte er seine Zukunftsvision auch für die Leinwand; als Regisseur konnte der berühmte amerikanische Production Designer William Cameron Menzies gewonnen werden. Es sind vor allem die langen, rasanten Montagesequenzen von Zerstörung und Wiederaufbau der Zivilisation, die den Film zu einem der interessantesten Beispiele für Architektur und Set Design im Kino machen. Die Stadt der Zukunft erscheint im Stil der Art Modern: kahle, weiße Räume, Säulen aus Plexiglas, kaltes Neonlicht. Mit der Umsetzung seiner ideellen Grundsätze in Dialoge tat sich Wells allerdings schwer: Die pathetischen Reden, die er dem armen Hauptdarsteller Raymond Massey in den Mund legte, müssen bereits in ihrer Entstehungzeit einigermaßen grotesk gewirkt haben.“(taz) Kino 46

Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewan Bremner

„Ein Hauch von Monty Python liegt über dem Ganzen, der signalisiert: Dies hier ist aus U.K.-Zitaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer drogensüchtigen Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder Lebensgefühl.“(taz) Gondel

V

Verspielte Nächte Griechenland/Deutschland 1997, R: Angeliki Antoniou, D: Jasmin Tabatabai, Vicky Volioti

„Eine Tochter trägt im fernen Griechenland den Vater zu Grabe. Die andere Tochter erscheint nicht. Helena wohnt schon lange in Berlin, hat den Kontakt mit der Familie abgebrochen. Umso überraschter ist sie als Marie, die Schwester, plötzlich vor der Tüt steht. Mit dem weitgereisten Besuch fallen tausend Themen in den Film. Der fremde Blick auf Berlin, Tradition und Familie, verpatzte Zukunftspläne, konträre Lebenshaltungen usw.; dann die böse Entdeckung: Helena spielt. Leider geht der zweite Langfilm der dffb-Absolventin Antoniou inszenatorisch gegen null. Irgendwann hat man das Gefühl, einem abgefilmten Themenkatalog beizuwohnen, der brav und bieder alle Punkte abhakt.“(tip) City, MUWI-Filmkunst

Versprochen ist Versprochen USA 1996, R: Brian Levant, D: Arnold Schwarzenegger, Sinbad, James Belushi

„Der Film zum Merchandising. So weit mußte es ja irgendwann kommen: Arnold Schwarzenegger als besorgter Daddy, der bis zur Bescherung unbedingt das neue Superspielzeug für den Sprößling auftreiben muß. Was kommt als nächstes? De Niro läuft Amok, weil die Batterien im Gameboy fehlen? Demi Moore zeigt alles auf der Suche nach „Striptease-Barbie“? Wir könnens's kaum erwarten.“(V-Bleek) UFA-Palast

W

Wiedersehen auf Bullerbü Schweden 1962, R: Ole Hellbom, D: Kay Anderson

Fortsetzung der Astrid Lindgrens Erzählung „Die Kinder von Bullerbü“und der Serie mit schwedischen Kinderfilmen, in denen das heitere und idyllische Leben von Kindern in einem kleinen Dorf beschrieben wird. Der einzige dramatische Konflikt des Films besteht darin, daß ein kleiner Junge mit einem lockeren Zahn Angst vor dem Zahnarzt hat. (hip) Gondel

Winterschläfer Deutschland 1997, R: Tom Tykwer, D: Ulrich Matthes, Marie-Lou Sellem, Florianne Daniel

„Von der Unmöglichkeit der Liebe handeln seine Filme, sagt Regisseur Tom Tykwer. Hier sind es gleich fünf Menschen, deren Schicksale er auf eine Weise miteinander verknüpft, die in ihrer geschickten Konstruktion mitunter an Robert Altmans „Short Cuts“erinnert. Krankenschwester Laura, die Übersetzerin Rebecca, Skilehrer Marco, Filmvorführer Rene und der Bauer Theo leben in einer kleinen Stadt in den Bergen. Ein mysteriöser Autounfall bringt das folgenreiche Personenkarussel in Gang. Unterstützt von brillanten Darstellern gelingt Tykwer das Kunststück, intellektuelles europäisches „Kopfkino“mit sinnlicher Emotionalität zu verbinden. Ein kleines Kunstwerk, in ruhigen, eleganten Bildern inszeniert.“(TV-Spielfilm) Atelier

Wir Kinder aus Bullerbü Schweden 1996, R: Lasse Hallström, D: Linda Bergström, Hendrick Larsson

„In nostalgisch-utopischer Verklärung wird nach dem bekannten Kinderbuch von Astrid Lindgren die heile Dorfwelt der 20er Jahre beschworen. Der Film, der nur von alltäglichen Ereignissen berichtet und auf Dramatik fast völlig verzichtet, setzt bei Kindern die Fähigkeit der Konzentration und des Träumens voraus.“(Lexikon des internationalen Films) Gondel

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