„Renovierung des Stadions ist problematisch“

■ Manfred von Richthofen, Präsident des Sportbundes, sieht wenig Chancen für eine Sanierung

taz: Herr von Richthofen, welche Zukunft haben Ihrer Meinung nach das marode Olympiastadion und das angrenzende Olympiagelände?

Manfred von Richthofen: Der Landessportbund ist für eine kommerzielle Nutzung, besonders im Bereich des Wohnungsbaus, und für den Erhalt einiger weniger Sportstätten beziehungsweise Gebäude. Der Senat hat Bundesverbänden Mieträume auf dem Gelände in Aussicht gestellt. Außerdem könnte die Führungs- und Verwaltungsakademie, die derzeit in Schöneberg in viel zu kleinen Räumen arbeitet, in Gebäude auf dem ehemaligen Reichssportfeld übersiedeln.

Und wer soll das Olympiastadion mieten oder gar kaufen?

Zunächst geht es einmal um die Frage der Nutzung. Der Landessportbund hat sich dafür ausgesprochen, daß ein reines Fußballstadion errichtet wird. Nur ein solches Stadion ist international konkurrenzfähig. Das wäre bezüglich der Fifa-Auflagen die beste Lösung. Sie wäre zugleich auch die preisgünstigste.

Bedeutet das nicht ein klares Plädoyer für den Abriß?

Es bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder wird auf einem neuen Standort ein Fußballstadion gebaut. Dafür haben wir das Maifeld ins Gespräch gebracht. Oder das bestehende Olympastadion wird ausgehöhlt und zur reinen Fußballarena umgerüstet.

Aber die bessere Chance hat wegen der Finanzierung, sagen Sie, doch die Neubaulösung?

Alle Fachleute haben uns gesagt, daß selbst die Schätzungen von 660 Millionen Mark zur Renovierung des alten Stadions mehr als problematisch seien. Insofern glaube ich denen mehr, die davon sprechen, daß dies noch um einiges teurer würde.

Fürchten Sie nicht, daß es zu einem enormen Konflikt mit der Denkmalpflege kommen wird?

Es gibt auf jeden Fall einen Konflikt mit der Denkmalpflege. Nehmen Sie den Plan der vom Senat beauftragten Projektentwickler, der sagt, wir wollen aus dem ganzen Gelände etwas völlig Neues machen – etwa einen Tivoli, einen Vergnügungspark. Da werden Sie alle möglichen Denkmalschutzbestimmungen zurücknehmen müssen, sonst wird da niemand bauen können. Das Land Berlin wird sich da bewegen müssen.

Kritiker bezweifeln schon jetzt, daß sich dort ein Vergnügungspark rechnet.

Die beauftragte Gesellschaft sagt, wir wollen den Vergnügungspark, nur so rechnet sich für die Investoren auch der Bau und Betrieb eines Fußballstadions.

Die Eissporthalle wackelt, die Deutschlandhalle soll abgerissen werden. Braucht Berlin noch eine zusätzliche Halle?

Wir brauchen keine zusätzliche Halle in der Größe der Deutschlandhalle. Das deckten, wenn richtig bewirtschaftet, das Velodrom und die Max-Schemling-Halle ab. Was langfristig einmal wünschenswert wäre, ist eine Großsporthalle mit einem Fassungsvermögen der Dortmunder Westfalenhalle oder der Halle in Barcelona, wo auch Pop- und Rockkonzerte und andere Großveranstaltungen stattfinden könnten. Interview: Rolf Lautenschläger