Die Messe hofft noch immer auf bessere Zeiten

■ 1997 kamen 250.000 BesucherInnen weniger zum Funkturm als 1996, der Umsatz sinkt

Mit der Messe am Funkturm ist es so wie mit der spreemetropolitanen Ökonomie insgesamt. „Berlin ist eine Chancenstadt“, weiß Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU). Und Messe-Geschäftsführer Manfred Busche ergänzt: „Ab dem Jahr 2000 werden wir in die Gewinnzone zurückkehren.“ Im Großen wie im Kleinen gibt die gegenwärtige Lage zu wenig Freude Anlaß. Man arbeitet zwar hart an den Voraussetzungen des nächsten Aufschwungs, doch der Abschwung will nicht aufhören.

So mußte Messe-Chef Busche gestern abend einen eher düsteren Überblick über das Jahr 1997 geben und einräumen, daß die Gesellschaft, Pächterin des Ausstellungsgeländes am Funkturm, ihr selbstgestecktes Ziel nicht erreichen konnte. „Wir haben sowohl im Umsatz wie im Ertrag Einbußen zu verzeichnen“, erklärte der Geschäftsführer, ohne genaue Zahlen zu liefern. Man wird das Jahr mit Verlusten abschließen, die höher ausfallen als das 8,7-Millionen-Mark-Defizit von 1996.

Knapp 250.000 BesucherInnen weniger als im vergangenen Jahr fanden ihren Weg zur Internationalen Tourismus-Börse, zur Funkausstellung und zu den anderen zwölf Großveranstaltungen der Messe GmbH. 1,2 Millionen Eintrittskarten wurden noch verkauft. Während Berlin auf der Hitliste der publikumsträchtigsten Messen im vergangenen Jahr hinter Hannover, München und Düsseldorf auf Platz vier stand, werden sich wohl Köln und Frankfurt/Main wieder vordrängeln. Nicht in jeder Hinsicht jedoch sieht es so düster aus. Zum einen steigt die Zahl der AusstellerInnen aus anderen Ländern, was für die zunehmende internationale Bedeutung spricht. Zweitens spielt Berlin heute bereits in der Oberklasse der weltweit zehn größten Messeveranstalter. Zu diesen gehören die sechs großen bundesdeutschen Ausstellungsgelände, außerdem Mailand und Amsterdam, sowie zwei britische Ausstellungsfirmen, die kein eigenes Gelände betreiben. Außerdem entwickelt die Messe parallel zur Versammlung mehrerer Konzerne der Verkehrsindustrie an der Spree (AdTranz, Siemens, Waggon Union, Mercedes, BMW usw.) einen Schwerpunkt: Die Bahnmesse Innotrans mausert sich zur weltweit führenden Veranstaltung für schnelle Züge und moderne Stadtbahnen. Auch die Luftfahrtausstellung gewinnt an Beachtung.

Verlust hin, Hoffnung her – ein Blick in den Haushaltsentwurf des Landes für 1998 treibt Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) in jedem Fall die Tränen in die Augen. Denn dort ist auf die Mark genau fixiert, wieviel Geld das Land der Messe spendiert, um das Gelände unter dem Funkturm aufzumöbeln. Unter dem Strich muß die Finanzsenatorin 198 Millionen Mark ausgeben, um Gärtner und Köche zu finanzieren, vor allem aber, um 60.000 Quadratmeter neue Hallen bauen zu lassen. Der Zuschuß verdoppelt sich im Vergleich zu 1997. Hannes Koch