Französischer Humor?

■ betr.: „Der Feind in meinem Bauch“, taz vom 27.11. 97

Selten genug wird in einer Filmbesprechung der Drehbuchautor genannt. Dies findet normalerweise nur dann statt, wenn ein Film völlig danebengegangen ist. Deshalb war es schön, in der positiven Alien-Kritik auch den Namen Joss Whedon zu lesen, der sich die vierte Folge des schleimigen Abenteuers ausgedacht hat. Völlig unverständlich ist mir allerdings, warum dessen gute Einfälle in Ihrem eigentlich intelligenten Text so einfach dem Regisseur Pierre Jeunet zugeschrieben werden, ganz so, als sei ein Drehbuch nichts weiter als ein grobes Exposé.

Besonders absurd wird es, wenn Whedons Ideen von Ihnen plötzlich als typisch französischer Humor hingestellt werden, der von „zuviel Comiclesen kommt“. Meinen Sie allen Ernstes, Jeunet habe sich den Namen „Father“ für den Computer selbst ausgedacht, und die Tatsache, daß Winona Ryder einen Roboter spielt, habe nicht schon im Drehbuch gestanden? Im Internet können die verschiedenen Fassungen der Bücher abgerufen werden. Bei der Lektüre werden Sie feststellen, daß die von Ihnen genannten Beispiele der „Ironie des Franzosen“ durchweg Einfälle des Amerikaners sind, wenngleich Jeunet unbestritten viel zur Story beigetragen hat.

Es bleibt die Frage: Wie kommt es, daß so viele Medienjournalisten alles Schöne eines Films automatisch dem Regisseur zuschreiben? Ist es schlichte Ignoranz, oder ist es Unkenntnis über die Bedeutung des Drehbuchs für einen Film? David Ungureit, Frankfurt/Main

[...] Auch wenn Harald Frickes Rezension – von einigen ballistischen Psycho-Ausflügen abgesehen – recht unterhaltsam und teilweise ansprechend und angemessen daherkommt, reiht sich Fricke am Ende doch nur ein in den lobtriefenden Chor spätpubertärer Filmredakteure, allen voran Splatter-Fuzzi Buttgereit. Kein Wort wird darüber verloren, was Whedons, Hills und Jeunets Film in Wahrheit ist: ein hundertprozentiges Nichts, Trash-CGI aus der Nerd-Fabrik, grauenhafte Animatronics, uninspirierte Bilder und Musik, kalauernde Statisten (allen voran die Weaver), Guerilla-Melodramatik und ein Humor, den als französisch zu kategorisieren eine Beleidigung für jeden Franzosen und Kenner des französischen Films ist. In seinen besten Momenten bietet „Alien IV“ uns gerade einmal einen abartig verzerrten Eindruck von der Qualität, die dieser Film eigentlich hätte haben können. Arne Eickenberg, Berlin