Weiter zügiger Rausschmiß aus Italien

■ Bis zum Wochenende sollen alle 5.000 Albaner abgeschoben sein

Rom (taz) – Ohne weitere Zwischenfälle verläuft nach Angaben der italienischen Behörden die Abschiebung der etwa 5.000 Albaner, deren Aufenthaltserlaubnis aufgrund der Beruhigung der politischen Lage in ihrer Heimat Ende November abgelaufen ist. Vier Notaufnahmelager wurden bereits am Mittwoch, sieben weitere in der Nacht zum Donnerstag geräumt, die restlichen zehn stehen nun an.

Der Widerstand, den einzelne Albaner speziell in Sichtweite der Fernsehkameras gezeigt haben, ist verschwunden. Am Mittwoch hatte die Polizei Gewalt angewandt, um rund 70 Albaner, die sich verbarrikadiert hatten und in einen Hungerstreik getreten waren, zu fassen zu bekommen.

Zwar war solche Szenen gestern nicht mehr zu sehen. Allerdings wurde das Zugangsverbot für die Presse, das Italiens Regierung am Mittwoch verfügt hatte, noch nicht aufgehoben, weshalb die meisten Aufnahmen aus relativ großer Entfernung gefilmt werden müssen. In Brindisi, wo die meisten der Abzuschiebenden auf die Kriegsschiffe San Giorgio und San Marco verbracht werden, sind meist relativ ruhig zusteigende Passagiere zu erkennen, die die Verladung ihrer Koffer, Schachteln, Fahrräder und manchmal sogar Motorroller überwachen. Über Handies berichten einige von ihnen jedoch weiter von Handgreiflichkeit vor allem gegenüber Frauen, die sich nicht abführen lassen wollen.

Ärger droht der italienischen Administration für die als Nacht- und-Nebel-Aktion durchgeführte massive Abschiebung inzwischen allerdings mittlerweile nicht nur durch eine unbequeme Fragestunde der Grünen und der Neokommunisten, die zur Regierungskoalition gehören, sondern auch aus Albanien selbst: Dort hat Präsident Seli Berisha sowohl die eigene Regierung wie die italienische als „eine Haufen Lügner“ beschimpft, die „nicht das geringste Mitleid mit verzweifelten Menschen haben“.

Tatsächlich hat die Regierung Albaniens bisher nicht einmal ansatzweise gegen die Abschiebungen und ihre überzogene Form protestiert. Werner Raith

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