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: Deutschland, deine Meßweine!

Will die katholische Kirche ihre letzten Pfarrer umbringen? Will sie die Kommunionshelfer ausrotten? Alles spricht dafür. Seit heute wissen wir, daß den Dienern unseres Herrgotts furchtbare Dinge angetan werden. Immer wieder. Den Pfarrern werden abscheuliche Flüssigkeiten verabreicht. „Stumpfe“, „schnapsige“, „tote“, „fette“, „bittere“, „pappige“, „undefinierbare“, „strukturlose“ Liquida – notdürftig als „Meßwein“ getarnt. Was sich wirklich in Flaschen und Kelchen befindet, die während der Eucharistiefeier von den Seelsorgern getrunken werden müssen, hat eine Recherche der Münchner Sommeliere Paula Bosch offenbart. Für das Münchner SZ-Magazin hat sie allen Mut zusammengenommen und 21 sogenannte Meßweine aus 21 berühmten Kirchenstandorten furchtlos degustiert.

Was ihr da über den Gaumen rollte, erklärt den Priesterschwund auf ganz neue Weise. Von 21 probierten Meßweinen weisen drei trinkbare Exemplare einen weinähnlichen Charakter auf. Sechs Bouteillen können ohne akute Intoxikationsgefahr oral aufgenommen werden. Zwölf Meßweine schwanken zwischen eklig bis ungenießbar. Soll das Blut Jesu wirklich so furchtbar gewesen sein? Körperliche Spätschäden am Geistlichen sind nicht auszuschließen. Zum Glück bleiben die katholischen Kirchgänger – anders als die protestantischen – von solcher Plörre verschont. Aber auch bei den Katholiken werden gemeindenahe Formen der Eucharistiefeier in Kleingruppen erprobt, bei denen die Gemeindeglieder mittrinken. Eine verhängnisvolle Entwicklung.

Als Überlebenshilfe sollten junge Theologen, Meßdiener und Priesteranwärter an der Liebfrauenkirche München, dem St. Paulus-Dom in Münster, dem Rottenburger St. Martinsdom oder dem Würzburger St. Kiliansdom ihrer Kirche zu Weihnachten unbedingt eine Kiste ordentlichen Wein schenken. Andernfalls ist auf Milch oder Cola auszuweichen. Oder auf Matthäus 26, Vers 39: „Laß diesen Kelch an mir vorübergehen!“ Manfred Kriener