Wie kommt das Brummen in den Teddy?

■ Abgeliebt, weggeworfen und trotzdem geknutscht: Beermanns machen Bären selbst

Big Blue hat die Farbe von Grobi aus der Sesamstraße, lange Beine wie ein nacktes Hühnchen und das Gesicht eines Hundes. Big Blue ist trotzdem ein Teddybär – ein moderner allerdings, ohne Knopf im Ohr. Sein Fell sieht abgeliebt aus, wie das von Bären, die von ihren kleinen Besitzern über Jahre geknutscht und gedrückt und auch mal in eine Pfütze geschmissen wurden. In Wirklichkeit täuscht der zottige Sparse-Mohair-Pelz – Big Blue ist ganz neu und gänzlich ungeliebt. Er sitzt im Schaufenster von Susanne Beermanns Teddy-Laden, kostet 249 Mark und wartet noch auf einen Besitzer.

Mindestens acht Stunden braucht Susanne Beermann, um Big Blue und Konsorten zu basteln. Bei ihren drei Kursteilnehmern dauert es doppelt so lang, wenn sie in dem ehemaligen Metzger-Laden in der Feldstraße 73 loslegen.

„Der Zeh ist nicht voll“, mäkelt Cornelia an ihrem Teddy rum. „Nachstopfen mit dem Schraubenzieher und noch ein bißchen mehr Watte, sonst bekommt der ein Eiergelenk“, warnt Teddy-Susanne. Bären-Basteln ist offenbar ein hartes Geschäft – da wird gestopft und gestochen, gedrückt und genäht – bis das Objekt der Liebe langsam Formen annimmt.“Sind das Deine Ohren?“, fragt Sabine in die kleine Runde und zeigt auf einen Stoffetzen. „Das ist mein Kopf!“, ist sich Cornelia sicher.

Dann ist die Basteltruppe an einem entscheidenden Punkt angelangt – die Bären-Arme bekommen ihre Gelenke. Dafür wird auf das Metall-T namens Splint eine runde Pappscheibe gezogen und in die letzte Öffnung des Teddy-Arms gestopft. „Jetzt das ganze mit dem Matratzenstich zunähen – und immer schön festziehen“, dirigiert die Kursleiterin.

Zum Glück liegen alle nötigen Materialien für die Bären-Produktion im Regal bereit – die verkauft Susanne Beermann nämlich gleich mit: Knopfaugen für 1,80 bis 2,60 Mark pro Stück, Gelenkscheiben für 18 Pfennige, Nasengarn und Pfotenstoff aus Filz oder Waschleder, Granulat und Schafswolle für die Füllung. Und hier liegen auch die kleinen Brummstimmen bereit .

Das Geschlecht des Bären entscheidet sich übrigens erst wenn sie ganz fertig sind, per Intuition der Macher und per Namensgebung. „Bärbel und Herbärt sind dabei die Favoriten“meint die Susanne, die ihren Nachnamen ohne „ä“schreibt.

Die passenden Accessoires wie Kopftücher, Latzhosen und Rucksäcke geben den Teddies dann den Rest und den Charakter. „Es gibt nämlich dumme und schlaue“, ist sich Cornelia sicher.

Die nächsten Teddybären werden erst wieder im Januar gebastelt.

Kirsten Hartje