Gefürchtete Nippes...

■ ...oder Die schönsten Geschenke aus der Kitschfraktion zum nächsten Weihnachtsfest

Nichts ist zu Weihnachten so gefürchtet wie diese Geschenke zum Hinstellen. Stellen Sie sich vor, wie Sie Freude heucheln, wenn Sie bei brennendem Tannenbaum unter Augenzeugen Dinge auspacken müssen wie einen Kerzenleuchter, dessen besonderer Pfiff darin besteht, daß er mit der plastischen Figur eines Bienchens gesegnet ist.

Oder einen Kupfergong, der so gar nicht zu ihrem gelben Polstersofa passen will und – aber nicht nur – deshalb in die Tiefen ihrer Abstellkammer gehört. Man wünschte, man hätte diese Dinge niemals bekommen, und kramt sie nur hervor, wenn Tante Hannelore zu Besuch kommt.

Dabei ist Kitschiges zur Verschönerung der eigenen vier Wände durchaus zeitgemäß. Die Engländer allerdings haben in ihrer Sprache für den Begriff „Kitsch“ nicht einmal eine Entsprechung. Nicht, daß es Derartiges dort nicht gäbe. Im Gegenteil. Gar nicht einmal abfällig nennen sie derlei Kram bei seinem direktesten Namen: sentimental rubbish.

Manche Geschenke aus der Kitschfraktion beweisen durchaus Stil. Man denke da an pausbackige Weihnachtsengelköpfe an der Lichterkette; an Eiffeltürme in Glaskugeln, unter denen es schneit, wenn man sie schüttelt. Oder an die bunten Lavalampen und Geburtstagstorten aus Plastik zum Aufblasen. Alles Dinge, die weitaus mehr sind als nur Staubfänger. Sie sind im Grunde ja auch kein sentimentaler Schwachsinn. Nur selten stellt man diese Art Nippes aufgrund gefühlsduseliger Launen gegenüber dem Schenkenden ins Regal. Denn wer diesen Kitsch liebt, der kauft ihn sich oft sogar selbst. Und auf ganz unaufdringliche Art suggeriert diese Wohnzimmerdeko dem Besucher: Wer so wohnt, ist unglaublich cool und setzt sich über die Grenzen des guten Gechmacks hinweg!

Total verboten dagegen, weil völlig uncool, genau wie das Geschenkekaufen auf dem Weihnachtsmarkt, die nach Rosenöl duftende Kerze in Form eines Rentiers. Mundgeblasenen Glaskugeln sollte man ebenfalls dringend widerstehen, so wie dem Charme einer urigen Laubsägearbeit aus dem Erzgebirge. Eine Gedächtniskirche mit integriertem Raumthermometer als Buchstütze ist dagegen schon o.k., eine Blumenampel aus Makramé hinwiederum gar nicht schön.

Fraglos: Der Grat zwischen gutem und blödem Kitsch ist schmal. Über Geschmack läßt sich nicht streiten, heißt es zwar immer. Doch merken Sie sich: Die fiesesten Gaben zum Hinstellen sind immer noch die selbstgemachten. Noch Probleme? Die Kinowerbung empfiehlt in diesem Fall den geschmacksneutralen Geschenkgutschein zum Fest. Aber daß Ihnen da nur nichts entgeht. Kirsten Niemann