Durch die Wüste

■ Manchmal scheint die Welt fast nur aus Sand zu bestehen

Sand, soweit das Auge reicht. Öde, abweisend, kaum auszuhalten, wäre da nicht ein Uruburu Guru, der mit bissigem Humor auch das Trostloseste noch optimistisch sehen kann. „Wenigsten sitzen wir im Trocknen“, verkündet er seinem Schützling Perregrin, der fast umkommt vor Durst. Was tut er mit diesem verrückten Schamanen in der Wüste? Er kam, um sein Bein zu heilen. Es bricht immer wieder. Statt zu helfen macht der Schamane sich über Perregrin lustig, zwingt ihn immer wieder, das Nomadenlager in der Steppe zu verlassen und Strapazen auf sich zu nehmen. Aber zu was das gut sein soll, verrät er nicht. Perregrin könnte ihn hassen, wäre Bod Pa nicht der letzte Strohhalm für seine Heilung. Dieser Strohhalm sieht absurd häßlich aus, ein Gnom, ein Zwerg, krumm und schief, hinkend und zu allem Überfluß auch noch blind. Sein Gesicht von Schwerthieben durchfurcht. Dieser Bod Pa ist der berühmteste Schwertkämpfer seiner Zeit. Von weither kommen die Kämpfer, um sich von dem blinden Zwerg töten zu lassen. Bod Pa tut es nicht gerne, aber er hat keine Wahl.

„Das sind Kerle, die nicht normal leben können. Nicht, daß sie es selbst merken. Sie bilden sich ein, heldenhaft zu sein. Steig du nur jeden gottvergessenen Morgen aus deinem Bett, und beginne deinen gewöhnlichen Tag, das ist heldenhaft.“

Bod Pa ist eine absurde Mischung aus Billy the Kid und Don Quichotte. Mit seinem treuen Gefolge, einem Pferd, einem Wolf, einem Raben und dem in einem Stock versteckten Schwert, ist er unschlagbar. Seine Sprüche sind erfrischend unkonventionell. Perregrim hat seine Mühe mit ihnen. Bod Pa scheut sich nicht, auf seine Kosten zu lachen, ihn frech zu provozieren. Das ist das Buch von Bod Pa. Witzig, mit Tiefsinn, dabei spannend und phantasievoll.

Der Autor verbrachte seine Kindheit und frühe Jugend in einem holländischen Waisenhaus, vielleicht hat er da Bod Pa erfunden.

Anton Qintana: „Wandernde Hügel, singender Sand. Das Buch von Bod Pa“. Ab 14. Verlag Dressler, 29,80DM

Wüstensöhne

Der kleine Manos ist ein echter Wüstensohn. Er gehört zum Volk der Tuareg. Seine Familie bewohnt ein Zeltlager in einem kleinen Wadi. Von Zeit zu Zeit fährt sein Vater in die weit entfernte Stadt, um seine Produkte zu verkaufen. In Manos' Phantasie ist die Stadt das Paradies schlechthin. Doch mitnehmen wollen ihn die Männer nicht. Er ist noch zu klein, meinen sie. Manos sieht das anders. Mit Hilfe seiner Schwester versteckt er sich vor der Abfahrt im Auto. Als er entdeckt wird, ist es zu spät für eine Umkehr. Natürlich ist der Vater sauer, doch der Onkel lobt Manos' Mut. Früh übt sich, wer ein Held werden will. Die Stadt mit ihren Häusern, Autos, vielen Menschen beeindruckt ihn sehr. Auf den großformatigen Bildern sehen wir ihn inmitten des Basars zwischen verhüllten Gestalten hocken. Durch die sanften Erdfarbentöne wird das strenge Aussehen der Tuaregs gemildert. In der Weite der Wüste sind sie kein Kontrast. Sie fügen sich ein, ohne verlorenzugehen. Verschwindend klein wirken Mensch und Kamel in dieser sandigen Leere. Viele Tage muß Manos nun mit seinem Vater auf einem Kamel zurückreiten. Er erzählt ihm alles, was ein Tuareg wissen muß, um in der Wüste zu überleben, und wie wichtig es ist, im Einklang mit der Natur zu leben. Nur als Nomaden können sie „Essuf, die große Leere“ respektieren und weiterwandern, bis die nächste Regenzeit das Gras wieder wachsen läßt. Auch dieses Bilderbuch wird mitwachsen müssen über die Faszination der Bilder bis zum Verständnis des Textes.

Claude K. Dubois, Colette Hellings: „Manos, Wüstensohn“. Ab 6. Moritz Verlag, 26,80DM Marie Müller

Das Bild stammt aus dem Buch „Pin Kaiser und Fip Husar“