Auf Du und Du mit dem Castor: Radikal oder wie?
■ PDS ließ über Widerstands-Formen gegen die Castor-Transporte diskutieren
Der nächste Castor kommt nach Bremen – und das wohl am 16. Dezember. Dieses Datum gaben jetzt Vertreter des Bremer Anti-Atom-Forums (BAAF) auf einer Veranstaltung der PDS bekannt. Die Bremer PDS hatte letzte Woche zur Diskussion über die Frage „Kann man gegen Atomtransporte durch Bremen etwas tun?“eingeladen.
Verschiedene Formen des Widerstandes sollten an diesem Abend diskutiert werden – und dazu hatte die PDS auch einen Gast eingeladen: Hartmut Liebermann, den Vorsitzenden der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“aus Nordrhein-Westfalen. „Wir haben ein ähnliches Problem wie ihr“, sagte Liebermann zum harten Kern der Antiatombewegung, der in die PDS-Räume gekommen war. „Wir bekommen die Termine für die meisten Transporte nicht mit.“
Liebermann war vor allem gekommen, um gegen die Gorleben-Fixierung der Bewegung anzureden. „Wir sind zwar nicht die BI in Lüchow-Dannenberg und nicht das Wendland, aber auch bei uns hat sich in letzter Zeit sehr viel getan.“So sei seine BI seit ein paar Monaten aus den Kinderschuhen herausgewachsen und hätte bereits ein eigenes Büro eingerichtet. Schließlich hatte Atomministerin Angela Merkel angekündigt, man könne mit den Castor-Transporten auch nach Ahaus ausweichen, wegen der großen Protestfront in Gorleben. Einen größeren Gefallen, so Liebermann, hätte man der Bürgerini nicht machen können – endlich wurde vielen Menschen klar, daß es neben Gorleben ein weiteres Castor-Lager gibt.
Derzeit laufen in Ahaus die Protestvorbereitungen gegen den nächsten Transport im März. Zwei Monate später fährt dann wohl wieder ein Castor nach Gorleben. Doch auch wenn Liebermann sich rege Beteiligung von den Bremern an den regelmäßigen Protestspaziergängen in Ahaus wünscht – in der Art des Widerstandes unterschieden sich die Ansätze der Eingeladenen.
„Kein Tag ohne Widerstand“stand auf einem Plakat, das für die „Kommunistische Plattform“innerhalb der PDS warb. Doch Liebermann erteilte radikalen Protestformen für Ahaus eine Absage. Damit erntete er Murren bei denen, die sich auf „Materialprüfungen“der Gleisanlagen einrichten und auch in Zugblockaden eine legitime Art des Widerstands sehen.
„Wenn die Menschen in Ahaus nicht einschätzen können, worauf sie sich einlassen, kommen sie nicht zu unseren Protesten.“Liebermann möchte, „daß endlich eine Beziehung zwischen der Bewegung hier und Ahaus entsteht.“Das BAAF will für die anstehenden Proteste in Ahaus mobilisieren.
Christoph Dowe
Am 16. Dezember sind die Atomkraftgegner um drei Uhr am Bahnhof in Dreye verabredet
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