Der Herr der Systemringe

■ Niklas Luhmann

Nach Umzügen, wenn der Strom noch nicht angestellt ist, sagte Niklas Luhmann kürzlich in einem Interview (taz vom 18.1. 1997), dann gehe er schon einmal ins Kino. Das muß eine Weile her sein, denn seit einigen Jahren lebt der „Herr der Systemringe“ in seinem Haus in Oerlinghausen bei Bielefeld.

Niklas Luhmann wurde am 8.Dezember 1927 als ältester Sohn eines Brauers in Lüneburg geboren. In der Schule hatte er eine Klasse übersprungen, und so wurde er, erst 15jährig, mit den Mitschülern als Luftwaffenhelfer eingezogen. Nach kurzer amerikanischer Gefangenschaft studierte er von 1946 bis 1949 Rechtswissenschaft. Noch als Verwaltungsjurist, u.a. für das niedersächsische Kultusministerium, begann er seine berühmten Zettelkästen anzulegen. Seine entscheidende soziologische Prägung erfuhr Luhmann Anfang der sechziger Jahre als Stipendiat in Harvard bei Talcott Parsons. 1966 habilitiert Luhmann schließlich bei Helmut Schelsky und Dieter Claessens, zwei Jahre später erfolgt der Ruf an die Universität Bielefeld. Seither entstand in der ostwestfälischen Provinz eine „Supertheorie“ mit einer Werkarchitektur von hegelschem Ausmaß. Die Arbeiten Luhmanns sind überwiegend im Suhrkamp- Verlag sowie beim Westdeutschen Verlag erschienen. In der Beck'schen Reihe ist kürzlich ein lesenswerter Einführungsband von Detlef Horster zu Leben und Werk von Niklas Luhmann erschienen.Foto: Hermine Oberück