Es scheint wie verhext

■ Ein auf Arminia Bielefeld lastender Fluch beschert dem VfL Bochum ein absurdes 2:0

Bielefeld (taz) – Ein wohlverdienter Sieg über den VfL Bochum hätte neben der tabellarischen Beruhigung für Politur auf dem verwackelten Vereinsimage gesorgt, wofür Arminia Bielefeld einiges geben würde. Nur scheint derzeit jegliches Unterfangen in dieser Richtung wie verhext. Während der Klub gerade vorsichtige Fortschritte im Verhältnis zu den Medien verzeichnete, veröffentlichte die vom Sponsorblatt produzierte almpost ganzseitig böse Kündigungsschreiben, die die Konkurrenzzeitung Neue Westfälische von einem Häuflein Abonnenten erhalten hatte, die eine „andauernde Kampagne“ gegen den Klub wittern, insbesondere weil der Trainer Middendorp, wie überall in der Republik, wegen seiner Verbalinjurien in Köln kritisiert wurde, statt Lob dafür zu erfahren wie vom Sponsorblatt.

Das 0:2 gegen Bochum mag sich vorzüglich einfügen in diese momentane Arminen-Strähne. Als am Samstag der Kollege Klaus Toppmöller seine Spielperspektive referierte, mußte Ernst Middendorp zwei Stühle weiter im offenen Dissens mißmutig den Kopf schütteln. „Verdient gewonnen“ habe sein Team, fand Toppmöller, sowie daß der Stürmer Kuntz für Bochum auf dem Bielefelder Liberoposten päßlich positioniert war („hat uns sonst immer alles abverlangt“), und daß seine Angriffsabteilung Donkov/Juran „gut nach hinten“ gearbeitet hätte. Leider ausschließlich, weswegen er sie wohl später austauschte.

Objektiv kann nur eine passende Vereinsbrille die Verklärung des Fachmannes Toppmöller erklären, der Kick nicht. In der ersten Halbzeit fand seine Elf überhaupt keine Entlastung, in der zweiten zaghaft, nur vermochten die Bielefelder ihre Spielkontrolle nicht in die Fußballwährung umzusetzen. Dann hatte der solide Manndecker Mamie einen Freistoß, der für Wosz auf der falschen Seite und „ein bißchen zu weit weg“ lag, kurzerhand „geschiessen und getroffen“ (Mamic).

„Aus dem Spiel“, schwante es Middendorp, hätten wir uns keinen reinstehlen lassen.“ Als die frustrierten Gastgeber öffneten, gab auch der von Bielefelder Fans per Flugblatt übel diffamierte Kapitän Wosz („Auto-Knacker“, „Asi“) mit seinem ersten Torschuß „cool und ruhig die richtige Antwort auf die Anfeindungen“ (Toppmöller im wahrsten Satz des Tages), indem er traf. Zum 0:2 und zur völligen Absurdität der Dramaturgie. Jörg Winterfeldt

Arminia Bielefeld: Koch – Kuntz – Meißner, Silooy – Sternkopf (42. Bode), Maas, Breitkreutz, Reeb, Maul (87. Fuchs) – Reina (75. Gerber), Daei

VfL Bochum: Ernst – Kracht – Sundermann, Mamic – Peschel, Dickhaut, Hofmann, Wosz, Reis – Juran (69. Baluszynski), Donkow (69. Michalke) -Zuschauer: 18.441

Tore: 0:1 Mamic (69.), 0:2 Wosz (86.)