Kioto: EU sucht Kompromiß mit USA

■ Beim Klimagipfel sind die Erwartungen an Al Gores Auftritt hoch

Kioto (taz) – Die Klimaverhandlungen treten heute in die entscheidende Phase. Vor allem die Erwartungen an den US-Vizepräsident Al Gore sind hoch. Gestern legte die Europäische Union vor. „Für einige Länder mag es unterschiedliche Reduktionsziele geben“, bot die EU-Umweltkommissarin Ritt Bjerregaard den USA und Japan überraschend als Kompromiß an. Klar sei aber: „Die USA und Japan müssen genausoviel tun wie wir.“

Der japanische Botschafter Tanabe hatte dagegen vorgeschlagen, die EU könne doch 10 Prozent reduzieren. Die übrigen Länder würden dann 5 Prozent weniger klimaschädliche Gase ausblasen und die USA und Japan eben nur 2,5 Prozent. Die EU machte ein zweites Angebot in Richtung USA: „Wir sind offen, darüber zu reden, sechs Gase zu reduzieren.“ Bjerregard favorisiert eine „Drei-plus drei“- Lösung. Das heißt, die Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Lachgas könnten sofort ins Klimaprotokoll aufgenommen werden. Über drei weitere, von den USA zusätzlich ins Gespräch gebrachte Gase könnte dann in ein bis zwei Jahren nachverhandelt werden.

Es ist unwahrscheinlich, daß das Protokoll noch scheitern könnte: Am Wochenende erklärten US- Präsident Bill Clinton und EU- Kommissionspräsident Jacques Santer nach einem Treffen in Washington, den Klimagipfel erfolgreich abschließen zu wollen. Auch an der Beteiligung der Entwicklungsländer ist ein Bruch nicht mehr zu erwarten.

Die entscheidende Frage ist nun, ob netto eine Reduktion herauskommen wird. Bjerregaard betonte, über Senkungen und verhandelbare Verschmutzungslizenzen zwar reden zu wollen. Diese dürften aber „keine Schlupflöcher“ vor „ambitionierten Reduktionen“ darstellen. Daß die EU in allen kritischen Fragen hart bleibt, ist unwahrscheinlich. Matthias Urbach