Druck auf Ölkonzerne oder Politiker?

■ Die Aktiven beim Jugendklimakongreß interessiert Kioto nur wenig

Köln (taz) – Kommen auch genügend Teilnehmer zur Aktion am Flughafen mit? Wo ist denn der Entwurf für den Forderungskatalog? Fragen wie diese beherrschten den Jugendklimakongreß in Köln stärker als die fernen Verhandlungen beim Weltgipfel in Kioto. Sicher, irgendwo versteht sich der „K5“ – die Ks stehen für Klima, Kiko-Forum, Kongreß, Kioto und Köln – schon als alternativer Gegengipfel. Und Pressesprecherin Dagmar Müller findet es „echt süß, daß die NGOs in Kioto uns E-Mails mit kleinen Mitteilungen“ schicken. Doch im Mittelpunkt des dreitägigen Treffens stehen die Jugendlichen selbst.

Auf Konsum fixiert, vorwiegend mit sich selbst beschäftigt und unpolitisch soll sie sein, die Jugend der neunziger Jahre. Die 150 KongreßteilnehmerInnen aus sechs Ländern mischen sich lieber ein. Für viele der Öko-Kids ist es zunächst wichtig, daß es andere junge Menschen gibt, die sich für Umweltthemen interessieren. Die 15jährige Nicole gehört zu den jüngsten K5-TeilnehmerInnen. Vor gut zwei Jahren hat sie in ihrer Heimatstadt Wetter an der Ruhr ein „Green Team“ gegründet und ist auch Mitglied bei den jungen Bündnisgrünen. Ihre MitschülerInnen interessieren sich mehr für Fernsehen, Disko oder Sport. „Wenn das Wort Politik fällt, geht der Vorhang schon runter“, erzählt Nicole. Wenn man sie jedoch zum Mitmachen bei einer Aktion oder in einer Gruppe auffordere, seien viele schon mehr motiviert.

Das organisatorische Chaos beim K5 stört keinen. In den Arbeitsgruppen zu Themen wie Energie, Verkehr oder alternatives Leben diskutieren die eingeladenen UmweltaktivistInnen und Politikprofis mit gutinformierten TeilnehmerInnen – von RWE über Castor und Öko-Steuern bis zur nachhaltigen Tropennutzung.

Zoe Elford (26) vom Womens Environmental Network in London gehört zu der Minderheit der K5-TeilnehmerInnen, die Lobbying für das Klima gegenüber dem Handeln des Einzelnen in den Vordergrund stellt. Da die Politiker schon vor Beginn des Kioto- Gipfels hätten erkennen lassen, daß mit wenig substantiellen Ergebnissen zu rechnen sei, sollten die UmweltaktivistInnen lieber gleich Druck auf große Ölkonzerne wie Esso und Shell ausüben, meint die Engländerin. Druck machen möchte auch Andreas Gebhard vom Verein für alternative Umwelt und Sozialthemen (Vaust). Er hat die Politiker im Visier: „Wir müssen uns darüber bewußt werden, welche Verantwortung die Herrschenden für die Zukunft der Jugend haben. Die alten Säcke, die in Bonn sitzen, werden die Folgen dieser Katastrophe, die da auf uns zurollt, nicht mehr erleben.“ Markus Dufner