"Letzter Schlag" gegen die PKK

■ Obwohl Bagdad und die Arabische Liga protestieren, greifen 20.000 türkische Soldaten mutmaßliche PKK-Stellungen im Nordirak an, unterstützt von der irakischen Kurdenpartei DPK

Ankara (dpa) – Mit 20.000 Soldaten, 100 Panzern und Kampfflugzeugen hat die türkische Armee am Wochenende mutmaßliche Stellungen der kurdischen Arbeiterpartei PKK im Irak angegriffen. Bevor der Winter einbricht, wolle sein Land den Rebellen noch „einen letzten Schlag“ versetzen, verkündete der türkische Verteidigungsminister Ismet Sezgin – ungeachtet der Proteste der Arabischen Liga und obwohl die Regierung in Bagdad die Offensive kritisiert hat. Die türkische Armee habe der PKK mit der „Operation Herbstputz“ bereits „hohe Verluste zugefügt“, meldete am Sonnabend die türkische Nachrichtenagentur Andalou. Gestern drangen türkische Soldaten in die Bergregion Chakurch vor, nahe der Grenze zu Iran und der Türkei. Dort will die kurdische Partei in den kalten Monaten ihre Kämpfer sammeln, vermutet die türkische Regierung. Dabei werde die PKK von der der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) gedeckt. Die PUK kontrolliert die Region.

Gepanzerte Militärfahrzeuge rollten auch auf die nordirakische Hakurk-Region nahe der iranischen Grenze zu. Unterstützt werden die türkischen Soldaten von rund 8.000 Kämpfern der irakischen Demokratischen Partei Kurdistans (DPK), einer Rivalin der PUK. Sie haben am Wochenende drei PKK-Verstecke in der Pirbela-Region in der Nähe der türkischen Grenze entdeckt – offenbar Vorratslager der PKK-Kämpfer für den Winter, mit großen Mengen Kleidung, Medikamenten, Waffen und Munition.

Die irakische Regierung forderte unterdessen, die Türkei solle ihre Truppen sofort aus dem Irak zurückziehen. Denn die Offensiven verstoßen gegen das Völkerrecht, argumentiert die staatliche irakische Nachrichtenagentur INA. Der irakische Vizepräsident Taha Jassin Ramadan vermutet gar einen Zusammenhang zwischen dem türkischen Angriff und dem US-Militäraufmarsch am Persischen Golf: Immer, wenn die Lage im Irak eine Lockerung des UN-Embargos zulasse, drängten die USA die Türkei, „ein Problem zu provozieren“, sagte er in einem Fernsehinterview. Damit könnte die dritte türkische Offensive seit Mai auch „die traditionellen Beziehungen zwischen der Türkei und der arabischen Welt“ belasten, warnte der stellvertretende Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Ben Helli. juw