Nix gewußt, nix getan

■ Roeder-Vortrag: Hamburgs Staatsschutz soll kurz danach informiert worden sein

Der Skandal-Auftritt des Neonazis Manfred Roeder in der Bundeswehrführungsakademie im Januar 1995 zieht weitere Kreise. Nach Informationen der NDR-Hamburg Welle habe kurz darauf ein Oberstleutnant den Hamburger Staatsschutz und den Militärischen Abschirmdienst (MAD) über den Auftritt informiert. Der MAD schwieg auch noch gestern; der Hamburger Polizeisprecher Hans-Jürgen Petersen gab sich wortkarg: „Es ist damals beim LKA 3 nichts aufgelaufen, was zu strafrechtlichen Ermittlungen Anlaß gegeben hätte.“

Der Hamburger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete und Berufsoffizier Michael Neumann wirft der Generalität in Blankenese „Instinktlosigkeit“vor. Neumann „erschreckt" nicht nur, daß bei der Einladung „Dummheit im Spiel“war: „Vielmehr erfüllt mich mit Schaudern, daß selbst bei der Bekanntgabe des Themas keine Alarnmglocken schrillten.“

Der Roeder-Besuch ist nach Ansicht des Akademie-Kommandeurs Rudolf Lange „unterschätzt worden. Die Sicherungen haben nicht funktioniert.“Nach seiner Darstellung waren die Teilnehmer des Vortrags über Rußlanddeutsche in Kaliningrad ausschließlich Verwaltungsmitarbeiter, aber keine Lehrgangsteilnehmer oder Dozenten. Alle gäben an, nichts von Roeders Gesinnung gewußt zu haben.

Kaum glaubhaft. Denn Lange selbst hat sich bei Amtsübernahme 1996 über die Einladung Roeders durch seinen Vorgänger Generalmajor Hartmut Olboeter gewundert und einen Bericht an die Bonner Hardthöhe gemacht. Verteidigungsminister Volker Rühe will erst jetzt Kenntnis von dem Schreiben bekommen haben. pemü

Siehe Seiten 1 und 6