Theater, Macht, Schriftsteller

193 neue Dramentexte mußte Spiegel-Autor Wolfgang Höbel als Alleinjuror der diesjährigen Hannoveraner Autorentheatertage lesen. Allein drei davon befand er für aufführungswert im Rahmen der das Festival begleitenden Werkstattinszenierungen: Bodo Kirchhoffs Mach nicht den Tag zur Nacht, Alexander Gerners Trance. Szenen aus der Normalitätsanstalt und Albert Ostermaiers Tatar Titus. Extrakt. In nur zehn Tagen wurden die bis dato ungespielten Texte für eine „Lange Nacht der Autoren“auf die Bühne gehievt.

Deren größter Erfolg wurde das Stück, das zu lesen fast eine Zumutung ist: Ostermaiers Shakespeare-Paraphrase Tatar Titus, ein Heiner-Müllernder Monolog über Macht und Ohnmacht der Sprache und einen korrumpierten Schriftsteller, durchweg klein geschrieben, ohne Punkt und Komma. In der Inszenierung von Hartmut Wickert mit dem Schauspieler Hannes Hellmann als Titus gewinnt das Drama des 30jährigen Münchner Lyrikers, der vor zwei Jahren mit der Theaterarbeit begann, allerdings überraschende Stärken. In Hannover euphorisch bejubelt, kommen Stück, Inszenierung und Autor heute nach Hamburg. ck

20 Uhr, TiK (Theater in der Kunsthalle)