Die richtige Pille

■ Verbraucherzentrale empfiehlt preiswertere Medikamente

Welche Pille bei welchem Wehwehchen – die Auswahl zwischen den rund 50.000 Pharmaprodukten auf dem bundesdeutschen Markt fällt ÄrztInnen und PatientInnen gleichermaßen schwer. Einen sinnvollen Arzneimittelgebrauch wollen die Herausgeber der aktualisierten „Kieler Liste“erreichen, die gestern von der Verbraucherzentrale vorgestellt wurde. Der Wegweiser im Pharmadschungel enthält 400 Wirkstoffe, mit denen der Allgemeinmediziner nach Überzeugung der Autoren seine PatientInnen gut und kostensparend verarzten kann.

In der Liste sind jeweils das Originalpräparat des Erstanbieters und eine preiswerte Alternative verzeichnet. Dabei handelt es sich ausschließlich um rezeptpflichtige Medikamente. Das gebundene Heft gibt zum Beispiel Auskunft darüber, welches der über 30 Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen zur Zeit das billigste ist. Die Verfasser, der Pharmakologe Heinz Lüllmann und der Kieler Apotheker Lothar Flessau gehen davon aus, daß sich mit einer vernünftigen Pillenverschreibung etwa vier Milliarden Mark einsparen lassen. Die Kassen geben bundesweit jährlich rund 35 Milliarden für Arzneimittel aus.

Bislang stapeln sich in den Apotheken allein 30.000 Präparate, die nie auf ihre Wirksamkeit hin untersucht worden sind. Mit der Broschüre werden PatientInnen in die Lage versetzt, den HausärztInnen auf die Finger zu klopfen.

Die „Kieler Liste“ist der dritte Versuch, die Pillenflut einzudämmen. 1995 war die „Positivliste“mit billigen Medikamenten nach einer Klage der Pharmaindustrie in der Schublade verschwunden. 1996 folgte die erste, juristisch wasserdichte Fassung der „Kieler Liste“, die jetzt aktualisiert wurde. Pharmazeutische Unternehmen rechnen in diesem Jahr allein aufgrund der höheren Zuzahlungen zu Medikamenten mit einem Umsatzrückgang von fünf Prozent. lian

Die Kieler Liste kann für 23,50 Mark per Scheck beim Versandservice der Verbraucherzentrale Hamburg, Kirchenallee 22, 20099 Hamburg bestellt werden.