Der Euro kommt und was dann?

■ Fachleute informierten über den Euro: Banken planen ab 1999, Behörden stellen erst 2001 um / Verbraucher fürchten Verwirrung

Soll ich Opas Erbe besser in Schweizer Franken anlegen oder ein Haus kaufen, um der Inflation zu entgehen? Muß ich meine Versicherung kündigen? Kann mich der Vermieter bei der Umrechnung der Miete übers Ohr hauen? Mit solchen Fragen bestürmen die Menschen die Verbraucherverbände. Auslöser der Irritation: Der Euro. Grund genug für den Fachbereich Jura der Bremer Universität, Fachleute zum Thema einzuladen.

Die erste Stufe der neuen europäischen Währung kommt zum 1. Januar 1999, da gibt es keinen Zweifel mehr. Schecks dürfen dann schon in Euro ausgestellt werden. Drei Jahre später, ab dem 1.1.2002, werden die Euro-Banknoten eingeführt, der Euro wird verbindliches Zahlungsmittel für alle Waren sein. Die EU-Finanz- und Wirtschaftsminister wollen schon im Mai des kommenden Jahres die Wechselkurse von Kronen, Gulden, Mark und anderer Mitgliedswährungen zum neuen Euro vorläufig festlegen. Nur noch etwas über ein Jahr bleibt Banken, Einzelhändlern, Exportfirmen und Handwerksbetrieben, sich auf den Euro vorzubereiten.

„Es bleibt eine ungelöste Frage, wie die Verbraucher Vertrauen in die neue Währung bekommen sollen“, sagte Dirk Klasen von der Arbeitsgemeinschaft Verbraucherverbände. „Wir raten niemandem, nur wegen des Euro sein Geld in Immobilien zu stecken“, faßte Klasen den Rat seiner Organisation zusammen. Und auch mit der Flucht in den Schweizer Franken mache man wegen der niedrigen Zinsen Miese“. Noch stünden Fragen nach langfristigen Geldanlagen im Mittelpunkt, bald würden technische Aspekte der Währungsumstellung zunehmen. Insgesamt sei die Bevölkerung über den Euro schlecht informiert. Das liege auch an der bloßen „Parteienwerbung“, die die Bundesregierung zum Thema herausgebe, monierte Klasen.

Die Menschen könnten ihre Sensibilität bei der Einschätzung von Preisen und Löhnen verlieren, bei der Umrechnung seien Betrugsmanöver denkbar. Um die Menschen an die neuen Preise zu gewöhnen und dem Mißbrauch vorzubeugen, fordert Verbraucherschützer Klasen eine längere Phase (sechs Monate vor, sechs Monate nach dem Jahreswechsel 2001/2002), in der Waren doppelt ausgezeichnet werden müssen. Der Deutsche Einzelhandel habe bisher eine solche Übergangsphase abgelehnt.

Bei den Banken, die ab dem Jahr 1999 mit der Zentralbank und anderen Kreditinstituten nur noch in Euros handeln dürfen, ist die Umstellung der Computer, Formulare und Abrechnungssysteme in vollem Gange. Es liefen deshalb Abstimmungsgespräche darüber, ob und wann Gebühren in welcher Höhe für den Umtausch von nationaler Währung in Euro erhoben würden, sagte Rüdiger Voss von der Europäischen Sparkassenvereinigung. Ab 1999 würden die Konten auf Wunsch der Kunden auf Euro umgestellt.

Ein wesentlicher Bereich der Deutschen Volkswirtschaft hinkt aber hinterher: „Die Finanzverwaltung schafft es auf keinen Fall bis 1999 und wird erst Ende 2001 umstellen“, betonte der ehemalige Ministerialrat im Bundeswirtschaftsministerium, Seidel. Das bedeutet, die Bürger, auch solche mit Euro-Konto und Euro-Gehalt, müssen bei Vater Staat ihre Steuererklärung in D-Mark machen.

Joachim Fahrun