Deutscher Umweltschutz?

■ betr.: „Kohl und Merkel streiten für das Klima in Kioto“, taz vom 1.12. 97

Helmut Kohl, bekannt durch versprochene blühende Landschaften und die Zusicherung, die Zahl der Arbeitslosen bis zum Jahr 2000 zu halbieren, hat wieder zugeschlagen.

Er verlangt einen Vertrag über eine deutliche Verminderung der Treibhausgasemissionen bei der Klimakonferenz in Kioto. Hermann-J. Tenhagen kommt darüber ins Schwärmen: „Ähnlich wie seine Ministerin Merkel“ hat sich damit „Kanzler Helmut Kohl in der Klimapolitik aus dem Fenster gehängt“, und die taz vom 1.12.97 bringt die Lobpreisung deutscher Regierungspolitik unter der Überschrift „Kohl und Merkel streiten für das Klima in Kioto“. Diese Unterstützung durch die Tageszeitung mit dem ökologischen Nimbus hat unser Kanzler bitter nötig. Nur einen Tag später fällt ihm nämlich die deutsche Automobilindustrie in den Rücken und erklärt zum unpassendsten Zeitpunkt, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2005 statt um 25 nur um sechs Prozent senken zu können. Außerdem wird bekannt, daß der Stromverbrauch in Deutschland 1996 gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent gestiegen ist (nachzulesen – wenn man ein wenig sucht – in der taz vom 2.12.97).

In dieser Situation gilt es, dem Kanzler bei seiner Mission im Ausland den Rücken freizuhalten, solange man dort nicht kapiert hat, daß Fakten natürlich nichts an der Tatsache ändern, daß deutscher Umweltschutz der beste in der Welt ist. Schön zu sehen, daß man es endlich bei der taz begriffen hat. Manfred Stache, Pinneberg