■ Cash & Crash
: Kurze Freude in Japan

Berlin (taz) – Auf den New Yorker Finanzmärkten dürfte gestern ein Aufatmen durch die Reihen der Investoren gegangen sein. Seit einiger Zeit litten viele von ihnen unter regelmäßigen Alpträumen: Japan könnte sich angesichts seiner Finanzkrise gezwungen sehen, seine gigantischen Bestände von US-Staatsanleihen zu verkaufen – immerhin 324 Milliarden Dollar (580 Milliarden Mark) oder sechs Prozent der amerikanischen Staatsanleihen. Und wenn sie die verkaufen würden, dann käme es zu einem Kurssturz dieser Anleihen. Die Zinsen würden dramatisch steigen und in der Folge zu einem Börsencrash führen.

Am Montag aber gab dann der japanische Premier Ryutaro Hashimoto ein Signal in eine ganz andere Richtung. Die japanische Regierung solle selbst zusätzliche Anleihen – gedeckt durch Aktien im Besitz des Staates – auf den Markt bringen und auf diese Weise zehn Billionen Yen (fast 137 Milliarden Mark) einnehmen. Hashimoto forderte seine Liberaldemokratische Partei öffentlich auf, diesen Plan zu erwägen. Auf diese Weise solle die Wirtschaft gestärkt und das wackelnde Finanzsystem stabilisiert werden.

Die Anleger reagierten freudig: Während ganz Ostasien weiter von der Finanzkrise gebeutelt wird, stieg in Japan der Aktienindex Nikkei gestern um 3,44 Prozent auf 16.686,51 Punkte, deutlich höher als nach dem Novembercrash, als der Index auf rund 15.000 Punkte gefallen war.

Doch die Freude wird möglicherweise nicht lange währen. Denn am selben Tag veröffentlichte die Planungsbehörde EPA in Tokio einen ganz besonders düsteren Wirtschaftsausblick. Zum ersten Mal gab die Behörde darin zu, daß die japanische Wirtschaft den „Pfad der Erholung verlassen“ habe.

Überdies mahnen viele Wirtschaftsexperten, daß es keinen Sinn hätte, wenn die Regierung Geld in den Finanzsektor pumpen würde. Dies würde nur dazu führen, daß durch und durch morsche Banken und Investmenthäuser künstlich am Leben gehalten würden. Statt dessen solle die Regierung mit dem Geld die Wirtschaft ankurbeln. Hashimoto aber hüllte sich darüber in Schweigen, wozu seine Regierung die Einnahmen aus den geplanten Anleihen nun eigentlich verwenden will. lieb