Grün-schwarze Gipfel

■ Katholische Bischöfe und Grüne treffen sich erstmals zu regelmäßigen Konsultationen

Berlin (taz) – Neun Monate vor den Bundestagswahlen setzen Bündnis 90/Die Grünen und die katholische Kirche demonstrativ auf die Normalisierung ihrer Beziehungen. Am Montag abend trafen sich die Spitzen von Fraktion und Partei mit dem Vorsitzenden der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz, dem Mainzer Bischof Karl Lehmann. Im Gästehaus der Bischofskonferenz in Bonn waren die inhaltlichen Differenzen zwischen Kirchenfürsten und ehemaliger Protestpartei dabei nachrangig: Es ging um allgemeine Klimaverbesserung und den Beginn gegenseitiger Konsultationen, wie sie die Kirche mit anderen Fraktionen seit Jahren pflegt.

In dem hochrangig besetzten Gespräch – auf seiten der Grünen nahmen neben der kirchenpolitischen Sprecherin Christa Nickels die Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer, die Bundessprecherin Gunda Röstel und Fraktionschef Joschka Fischer teil – seien Gemeinsamkeiten und laut katholischer Seite „nach wie vor unüberbrückbare Gegensätze“ erörtert worden. Auch die Grünen hätten bei dem zweistündigen Treffen „keine Harmoniesoße“ vergossen, erklärte die Partei. Weitgehend einig sind Grüne und Bischöfe bei den Themen Asyl- und Migrationspolitik, in der Nord-Süd-Arbeit, der Sozialpolitik und der Ökologie. Heftig umstritten bleiben die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die Familienpolitik und die von den Grünen propagierte verstärkte Trennung von Staat und Kirche.

„Die Kirchen sind keine grüne Bewegung, und die Grünen sind keine christliche Partei“, kommentierte Nickels. Es gehe nicht um gegenseitiges Missionieren, sondern darum, die Beziehungen zwischen zwei wichtigen Institutionen zu normalisieren: „Wir sind eine gesellschaftliche Kraft, die inzwischen in fünf Ländern Regierungsverantwortung übernimmt.“ Die Grünen müßten anerkennen, daß die Kirchen „gerade in einer Zeit, wo so vieles an sozialen Errungenschaften wegbricht“, Koalitionspartner bei der Durchsetzung bestimmter Themen sein könnten. Für solche Gespräche habe man jetzt nach gegenseitigen Verteufelungen eine normale Arbeitsebene geschaffen. Bernhard Pötter