Geheimpapier für Schrumpfkur

In Hamburg sollen 600 weitere Krankenhausbetten abgebaut werden  ■ Von Lisa Schönemann

Die Machete scheint derzeit in der Hamburger Krankenhauslandschaft das gängige Werkzeug zu sein. Gerade ist durchgesickert, daß die Gesundheitsbehörde 600 Betten zusätzlich abbauen will. Senatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) vertraut dabei auf das Votum einer Expertenkommission, die absichtlich mit Nicht-Hamburgern besetzt wurde. „Die Geheimniskrämerei macht eher mißtrauisch und läßt Ungereimtheiten vermuten“, ärgert sich Ärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery, der ungern eine Gelegenheit ausläßt, die Senatorin zu tadeln.

Fischer-Menzel wiederum wollte sich offenbar genau diese Querelen vom Hals halten. Zurecht befürchtet sie, daß wegen der Fortschreibung des Krankenhausplanes 2000 im Gesundheitswesen erneut die Messer gewetzt werden. Die Bettenreduzierung dürfte diesmal besonders die freigemeinnützigen Häuser und die Uniklinik treffen. Der Bedarfsplan sah bisher vor, 900 Betten aus dem Verkehr zu ziehen. Erstes Sparopfer war das Hafenkrankenhaus, ganze Stationen wie die Orthopädie des AK Eilbek sollen geschlossen werden. Andere Betten sind dadurch überflüssig geworden, daß heute immer mehr PatientInnen in immer kürzerer Zeit durch die Spitäler geschleust werden. „Die Behandlung besteht ja nicht darin, daß jemand im Bett liegt“, erklärt Jürgen Abshoff, Geschäftsführer der Hamburger Krankenhausgesellschaft. Statt früher 20 bleiben die Kranken heute durchschnittlich elf Tage.

Eine bessere Verzahnung zwischen dem stationären und dem ambulanten Bereich soll künftig die „Liegezeit“weiter verkürzen. Auch durch Frührehabilitation, Tageskliniken und Kurzzeitbehandlungszentren werden Einsparpotentiale angestrebt. Für die MitarbeiterInnen bedeutet diese „Konzentration“eine Arbeitsbelastung von bis zu 80 Stunden in der Woche. Unter diesen Umständen können weder Arbeitszeitgesetze noch die Verordnung über den Personalbedarf in der Psychiatrie eingehalten werden.

„Von mir aus können die leeren Bettgestelle gern in den Keller rollen“, sagt Siegmar Eligehausen, Sprecher des Landesbetriebs Krankenhäuser, „problematisch wird es erst, wenn die Kassen daraus den Schluß ziehen, daß fünf Prozent weniger Betten eine gehörige Budgetabsenkung rechtfertigen.“Dann stünde den Häusern eine dramatische Situation bevor. Der Bettenabbau wird sich demnach weniger drastisch auf die PatientInnen auswirken als auf die 30.000 Beschäftigten in den Kliniken der Hansestadt. Eins ist sicher: Nach der Jahrtausendwende wird es weniger als die jetzt 43 Häuser geben. Investoren wie die Marseillekliniken sitzen bereits in den Startlöchern, um sich die Rosinen aus dem Hamburger Krankenhauskuchen zu picken.