Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Die Abenteuer des Prinzen Achmed Deutschland 1923-26, R: Lotte Reininger / Stummfilm mit Live-Musik-Begleitung durch das Landesjugendorchester Bremen

„Im Kino 46 gibt es MTV einmal anders herum: die Filmmusik begleitet und erklärt die Bilder. Das Schattenspiel aus den goldenen 20er Jahren - in dreijähriger mühevoller Detailarbeit entstanden - breitet sich auf der Leinwand aus. Jede Figur hat ihr eigenes Leitthema. Wenn die soeben von Achmed entführte liebreizende und ornamentgeschmückte Prinzessin plötzlich in Liebe zu ihm entbrennt, schmachten die Geigen so schööön - da fällt es garnicht auf, daß keine verbalen Liebesbeteuerungen gehaucht werden.“(taz) Kino 46

Air Force One USA 1997, R: Wolfgang Petersen, D: Harrison Ford, Gary Oldman, Glenn Close

„Was diesseits des Atlantiks böse Satire vermuten ließe, daraus wird in Hollywood ein ganz und gar ironiefreier Action-Thriller – grimmig ernst wie „Terminator“, „Rambo“und „Die Hard“zusammen. Harrison Ford spielt den US-Präsidenten Marshall, der gerade noch in Moskau der Welt versprochen hat, vor dem Terrorismus niemals in die Knie zu gehen, und der nun auf dem Rückflug in die Hände kommunistischer Terroristen gerät. Die Schurken stellen ihn vor die Alternative: Familie oder Vaterland. Der Präsident aber tut, was ein Mann tun muß: er kämpft für Familie - und Vaterland. (Der Spiegel) UFA-Stern

Alien – Die Wiedergeburt USA 1997, R: Jean-Pierre Jeunet, D: Sigourney Weaver, Winona Ryder, Ron Perlman

„Das schleimige Ding west weiter, und auch im vierten Teil der Science-Fiction-Serie „Alien“geht es seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Fressen und Befruchten. Selbst die dienstälteste Alien-Bekämpferin Ripley (Sigourney Weaver) mußte sich am Ende von Teil drei von einem der Monster begatten lassen und sterben. Nun ist die Heldin als Klon-Mutant neu entstanden und ringt mit Muttergefühlen für ein Schleimwesen, dessen Großeltern sie einst über die Kinoleinwände gejagt hatte. Erst als die Androidin Call (Winona Ryder) auftaucht, sieht Ripley wieder klar: Das Alien ist der Feind, dem die selbst zum Cyber-Girlie mutierte Ripley allerdings näher ist als jemals zuvor. Dem Zuschauer gibt der französische Regisseur Jean-Pierre Jeunet in dem Cyber-Märchen, trotz einiger bestechender Bilder, wenig Chance zur Klarsicht.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

All over Me USA 1996, R: Alex Sichel, D: Alison Folland, Cole Hauser

„Ein unbeholfener Teenager in unvorteilhaften Bermudas wackelt auf Rollerblades durch die Straßen des New Yorker Stadtteils Hell's Kitchen. Wir wackeln hinterher und schlittern in die eigene Pubertät zurück. Plötzlich ist man wieder mittendrin im Gefühlschaos. In diesen ungewissen Zeiten gibt es für die 15jährige Claude nur eine Sicherheit: sie ist verliebt in ihre beste Freundin. Die Ernsthaftigkeit und Angst, mit der man als Jugendlicher die erste Umarmung, den ersten Kuß, das Kribbeln im Bauch erlebt, bestimmen die Perspektive von Alex Sichels Film. Kurzum: „All over Me“ist einer der schönsten Liebesfilme des letzten Jahres.“(tip) Atlantis

Am Ende der Gewalt USA/Frankreich 1997, R: Wim Wenders, D: Bill Pullman, Andie MacDowell, Gabriel Byrne

„Ein Produzent gewalttätiger Action-Filme wird in Los Angeles selbst Opfer eines brutalen Überfalls. Ehe ihn die Täter umbringen können, werden sie durch gezielte Kopfschüsse, scheinbar aus dem Nichts, liquidiert. Zeuge dieser Tat ist ein Wissenschaftler, der in einem Observatorium hoch oben in den Hügeln der Stadt an einem geheimen FBI-Projekt arbeitet. Satellitenanlagen und ferngesteuerte Kameras sollen die totale Überwachung und somit das Ende der Gewalt bringen. Doch um welchen Preis? Wim Wenders präsentiert seinen philosophischen Edel-Thriller aus einer Welt der Gier, Einsamkeit und geistigen Leere stilsicher und in wunderbaren Bildern; den perfekten Soundtrack lieferte erneut Ry Cooder. Wie Wenders die zahlreichen Einzelgeschichten mit seinen Reflexionen über Gewalt zu einem Ganzen verwebt, überzeugt allerdings nicht.“(D. Lackner) Schauburg

Amore Amore Italien 1997, R: Leonardo Pieraccioni, D: Leonardo Pieraccioni

Malerische toskanische Landschaft untermalt mit spanischem Flamenco. Wer's sehen möchte - auch noch viel Bein und Busen und natürlich fortlaufend italienisches Macho-Gehabe. Eine seichte Love-Story dazu und am Ende sind alle glücklich. (Irmgard Jäger) Gondel

Die Apothekerin Deutschland 1997, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Jürgen Vogel, Richie Müller

„Eine Frau zwischen zwei Männern, einige Leichen und Gift in den verschiedensten Formen - das sind die Bestandteile von Rainer Kaufmanns („Stadtgespräch“) makaberer Komödie nach dem Erfolgskrimi von Ingrid Noll. Nicht zu vergessen ein exquisites Schauspielerensemble, das aber leider auch nicht verhindern kann, daß in diesem Fall zu viele Zutaten den Brei verderben.“(TV-Spielfilm) Ufa-Stern, Passage (Del)

B

Bandits Deutschland 1997, R: Katja von Garnier, D: Nicolette Krebitz, Katja Riemann

„Ein Musikfilm mit Rockgedröhne und Clipsequenzen, ein aufgetürmtes Pseudospektakel, das nach Rebellion schreit und Konfektion meint, tragische Tiefe sucht und von unendlicher Leere spricht.“(tip) City

Ballermann 6 Deutschland 1997, R: Gernot Roll, Tom Gerhardt, D: Tom Gerhardt

„Kotzorgien im Flugzeug, Urin im Sauerkraut: Der Humor kommt mit dem Holzhammer, ob eine Katze unterm Laster landet oder der Flamenco-Tänzer nur mit Reißzwecken im Schuh zu Höchstform aufläuft. Und meist landet der Humor unter der Gürtellinie. Doch von Tiefschlägen und feuchten Sexphantasien lebt schließlich auch der Mythos Mallorca.“(Jürgen Schön) Ufa-Stern, UT-Kinocenter

Das Boot – Director's Cut Deutschland 1981/97, R: Wolfgang Petersen, D: Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Klaus Wennemann

„Der ultimative U-Boot-Thriller ist jetzt noch ultimativer“schrieb der „Boston Globe“. Zunächst einmal ist er noch länger: Aus nur in der TV-Fassung genutztem Material steckte Petersen die Kinoversion auf dreieinhalb Stunden, um die Charaktere noch besser herauszuarbeiten. Am Wichtigsten war es ihm, den Sound an die modernsten Dolby-Surround-Standards anzupassen. Das Publikum soll mit Jürgen Prochnow, Herbert Grönemayer und Co. zusammenzucken, wenn rings um den schwimmenden Sarg U 96 die Wasserbomben hochgehen, sich von hinten die feindlichen Flieger nähern und vorne ein Bolzen aus der Schiffswand kracht. Eine Tauchfahrt des Grauens - noch spannender, noch bedrohlicher.“(P. Ludewig) UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

C

Contact USA 1997, R: Robert Zemeckis, D: Jodie Foster, Bill Clinton / Originalfassung mit Untertiteln

„Science Fiction“im wahrsten Sinne des Wortes: In der Welt von heute, mit den wissenschaftlichen Möglichkeiten der 90er Jahre, wird hier über Radioteleskope ein Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation hergestellt, und Robert Zemeckis („Forrest Gump“) ist mehr als an den mysteriösen Fremden daran interessiert, wie wir auf sie reagieren würden. So sind die raffiniertesten Spezialeffekte dieses Filmes nicht spektakuläre Phantasiewelten oder Raumschiffe, sondern äußerst geschickte Vermischungen von Fact und Fiction. Einige Auftritte und Reden von Bill Clinton werden etwa so nahtlos in den Film eingeschnitten, daß es scheint, er rede über die Kontaktaufnahme mit den Außerirdischen und die Filmheldin Jodie Foster stehe als eine Astronomin dabei direkt neben ihm. Leider nimmt sich Zemekis viel Zeit für eine eher tranige als erhellende Exposition seiner Heldin: Von den 150 Minuten des Films hätte er die ersten 30 gut herauskürzen können. Und auch der so lange aufgebaute dramaturgische Höhepunkt enttäuscht: Etwas mehr als eine Kopie des Finales von „2001“mit ein paar psychedelischen Effekten, einem „himmlischen“Postkarten-Paradies und einem Außerirdischen, der in menschlicher Form erscheint, um uns nur nicht zu sehr zu erschrecken, hätte er sich schon einfallen lassen müssen. Sehenswert ist „Contact“nur wegen des Mittelteils mit seinen Spekulationen darüber, was wir täten, wenn uns E.T. in der nächsten Woche eine Botschaft schicken würde. (hip) City

D

Dead Man Walking USA 1995, R: Tim Robbins, D: Susan Sarandon, Sean Penn

Über weite Passagen wirkt der Film über einen zum Tode Verurteilten und die ihn betreuende Nonne wie ein intimes Zweipersonenstück, in dem Sarandon und Penn ihre Rollen so tief ausloten, daß dabei viel mehr spürbar wird als nur der so gerne und oft bemühte Antagonismus zwischen der Heiligen und dem Monster. Auch hier verweigert Robbins uns die einfachen Antworten. (hip) Kino 46

Deckname Dennis Deutschland 1997, R: Thomas Frickel, D: Dennis Mascarenas, Christian Doermer

„Aus den USA kommt ein Geheimagent, um die Natur der Deutschen zu ergründen“(Produktionsnotizen) City

Double Team USA 1997, R: Tsui Hark, D: Jean-Claude Van Damme, Mickey Rourke, Dennis Rodman

„Geheimagent Jean-Claude Van Damme versagt beim Versuch, den Oberterroristen Mikey Rourke zu liquidieren, und wird auf eine Gefängnisinsel strafverbannt. Nach seiner Flucht muß er im Kreuzfeuer von Geheimdienstbeamten und Gangstern Ehefrau und Baby aus den Klauen des Bösen retten. Der Hongkonger Regie-Star Hark fackelt bei seinem US-Debüt ein effektgeladenes Action-Feuerwerk ab, das ohne schlüssige Story und Dramaturgie chaotisch unterhält.“(tip) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Gloria (Del)

Dr. Schiwago USA 1965, R: David Lean, D: Omar Sharif, Julie Christie

„Die wildbewegte Lebensgeschichte des Arztes und Dichters Schiwago vor dem Hintergrund der russischen Revolution. Das individuelle Schicksal des Helden berührt sich mit den politischen und militärischen Ereignissen seiner Zeit, wobei freilich (anders als in der Romanvorlage von Pasternak) die privaten Leidenschaften deutlich im Vordergrund stehen. David Leans äußerst publikumswirksame Inszenierung schwelgt in monumentalen Stimmungsbildern und beeindruckt durch ihren langen Atem in der Abfolge lyrischer und dramatischer Momente. Einer der größten Kassenerfolge der 60er Jahre, der wie kaum ein anderes Kino-Opus die gängigen Vorstellungen vom „alten Rußland“prägte und verfestigte.“(Lexikon des internationalen Films) Filmstudio

E

Ein Fall für die Borger Großbritannien 1997, R: Peter Hewitt, D: John Goodman, Marc Williams

„Für die Familie Clock, die zum Völkchen der „Borger“gehört, ist jeder Kühschrank ein Everest, jede Küchendurchquerung ein Abenteuer a la „Indiana Jones“. Die zwergenhaften Clocks leben unter dem Häuschen der Lenders, von denen sie sich „borgen“was sie brauchen. Als ein habgieriger Anwalt (John Goodman) das Haus abreißen lassen will, eilt die pfiffige Arietty Clock (Flora Newbigin als Mix aus Pippi Langstrumpf und Laura Ingalls) zu Hilfe. Die Ausstattung ist exquisit, die Effekte sind, obwohl kein Hollywood-Standard, charmant. Liebevoller geht's kaum.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall-& Ziegelhofkinos

F

Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Osmond, Gabriel Byrne

„Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in der Bestsellerverfilmung allzu schnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet, und dabei gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“(tip) City

Die furchtlosen Vier Deutschland 1997, R: Eberhard Junkersdorf, Jürgen Richter, Michael Coldewey

Bremen wird hier als eine düstere Mischung aus Fachwerkhäusern und futuristischen Fabrikgebäuden dargestellt, in der der tyrannische Wurstfabrikant Dr. Gier herrscht, der die vier Stadtmusikanten mit einem Knebelvertrag dazu zwingt, Werbeliedchen für die Würstchen zu singen, in die ihre tierischen Freunde verarbeitet werden. Sie merken schon, das hört sich kaum noch nach dem Märchen von den „Bremer Stadtmusikanten“an. Dabei beginnt der Film ganz konventionell mit dem „es war einmal“einer Erzählerstimme und den vier Viechern, die von ihren Besitzern geschlachtet, ausgestopft oder eingeschläfert werden sollen und sich mit dem Satz „Etwas bessres als den Tod finden wir allemal“zusammen auf die Reise nach Bremen machen. Esel Fred, Hund Buster, Katze Gwendolyn und Hahn Tortinelli sind in schönster Disney-Tradition menschelnde Tierfiguren und ganz traditionell mit dem Bleistift gezeichnet. Der Bruch erfolgt dann zugleich stilistisch und erzählerisch. Denn während plötzlich computeranimierte Stahlwesen und Maschinen wie aus dem „Terminator“neben den netten Tierchen auftauchen, finden wir unsere furchtlosen Vier plötzlich in einer Horrorgeschichte mit finsteren Verliesen und einem nach dem Vorbild von Dr. Mabuse gezeichneten Superfiesling wieder. Diese Brüche sind viel zu grob und dunkel für das kindlichen Zielpublikum. Am Schluß erschrecken die Tiere zwar übereinandergestellt die Bösewichte wie im Märchen, aber entschieden wird die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse dann ganz modern und banal dadurch, daß die Katze die Fernbedienung des Konzernchefs in die Tatze bekommt. (hip) Schauburg, UT-Kinocenter

G

The Game USA 1997, R: Peter Fincher, D: Michael Douglas, Sean Penn

„Michael Douglas wird von Sean Penn dazu verführt, Mitglied in einem Club zu werden, der als Spiel die Leben von Menschen in Filmdrehbücher verwandelt. Dies ist ein Yuppie-Alptraum, ein persönlicher Gau für einen Kontrollfreak. Ein wenig wie Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“, wo auch ein Mann sein Leben perfekt organisiert hat, und es löst sich vor seinen Augen auf. David Fincher, der vorher „Sieben“inszeniert hat, ist sehr gut darin, diese Alptraumathmosphäre heraufzubeschwören, aber das große Problem ist, daß der Plot einfach keinen Sinn macht. Man fragt sich den ganzen Film über, was dieses „Game“eigentlich ist. Entweder ist es wirklich ein raffiniertes Spiel oder ein böser Trick, um den Mitspielern alles Geld abzuknöpfen und sie in den Selbstmord zu treiben. Und die Schlußpointe ist dann genau die Lösung, die man selbst schon als zu lächerlich abgetan hat, weil sie physikalisch einfach unmöglich ist. Das sollen wir nun schlucken und dazu noch, daß Michael Douglas all das brav über sich ergehen läßt, was einfach nicht zu seiner Figur paßt. Wenn man den Film als kafkaeske Achterbahnfahrt genießt, mag man ihm das Ende vielleicht verzeihen, aber das Publikum wird hier übel hereingelegt.“(Chris Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

H

Hercules USA 1997, R: Ron Clemens

„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rückkehr zum süßlich-komischen Stil von „Die Kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß. Zeus, der in der griechischen Mythologie ja eher ein Serien-Vergewaltiger war, wird uns hier etwa als liebender Familienvater vorgeführt, und das Happy End läßt „Herc“, wie er genannt wird, mit seiner Freundin Megara glücklich werden, während wir doch in der Schule gelernt haben, daß er wahnsinnig wurde und Megara sowie alle seine Kinder umbrachte. Aber sowas geht bei Disney nun wirklich nicht. Die ganze Sache hat mehr mit Hollywood-Genres als mit der griechischen Mythologie zu tun: So gibt es wie in „Rocky“einen Trainer, der Herkules zu einem Boxchampion trimmt, oder Megara umgarnt „Herc“mit ihrer Perlenkette wie einst Barabara Stanwyck den Henry Fonda in „The Lady Eve“.“(Christopher Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Passage (Del), Wall & Ziegelhofkinos (Ol)

Der Himmel über Berlin Deutschland/Frankreich 1987, R: Wim Wenders, D: Bruno Ganz, Otto Sander, Peter Falk

„Der Himmel über Berlin, bewohnt von zwei Engeln, die überall dort zur Erde herunterkommen, wo jemand in innerer Not versinkt. Den stumm Verzweifelten flüstern sie Mut zu. Die beiden sind unsichtbar, außer für Kinder und Engel. Wim Wenders Film erzählt, untermalt von Texten des Dichters Peter Handke, eine anrührende Geschichte, die das gewöhnliche Leben preist und mit kraftvollen Bildmontagen das damals noch geteilte Berlin in die universale Liebeserklärung miteinschließt. Stadtlandschaften und Einzelpersonen verdichtet er zu gefühlsvollen Momentaufnahmen.“(Harenberg-Filmkalender) Casablanca

Die Hochzeit meines besten Freundes USA 1997, R: P.J. Hogan, D: Julia Roberts, Dermont Mulroney, Cameron Diaz, Rupert Everett

„Dies ist ein äußerst komischer Film, der von vielen Kritikern in den USA und England völlig falsch verstanden wurde. Wie die meisten meiner Kollegen habe auch ich mich in den letzten Jahren über Julia Roberts mokiert, aber hier gibt sie ein brilliante Leistung als komische Schauspielerin. Dies ist eine „screwball comedy“, und bei den Versuchen, auf fürchterlichen und irrsinnigen Umwegen ihre große Liebe zu erobern, stellt sich Julia Roberts auch nicht absurder an als Cary Grant in „His Girl Friday“auf der Jagd nach Rossalind Russel. Es scheint nur viel zu stören, daß diesmal ausnahmsweise mal die Frau die aktive Rolle spielt. Ein anderer Grund für die Mißverständnisse ist, daß der Film wie eine konventionelle Komödie beginnt, aber am Ende in eine ganz andere Richtung läuft. Aber man merkt schnell, daß Julia Roberts mit ihrem schwulen Freund Rupert Everett viel mehr Spaß hat als in einer Ehe mit einem Bettvorleger wie Dermot Mulroney. Das Publikum kommt viel schneller dahinter als einige meiner Kollegen, und so mäkeln sie an dem unorthodoxen Happy-end herum.“(Christopher Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Lichtspielhaus (Del)

Hunger Deutschland 1996, R: Dana Vavrova, D: Catherine Flemming, Kai Wiesinger

„Hunger“ist das Portrait einer Frau, die an Bulimie leidet, die manisch in sich hineinfrißt, um es gleich danach wieder auszukotzen. Wer es mit Dana Vavrova böse meint, könnte finden, daß sie ihr Thema an die Stereotypen des neueren deutschen Film verraten hat.“(epd-film) City

I

Im Körper des Feindes USA 1997, R: John Woo, D: John Travolta, Nicolas Cage, Joan Allen, Gina Gershon

„Gleich in der ersten Viertelstunde zündet Regie-Virtuose John Woo ein Action-Feuerwerk, das die Leinwand förmlich explodieren läßt. Was bei anderen Produktionen ein abendfüllendes Spektakel ergeben hätte, dient ihm allein zur Exposition seiner bizarren Story. Hongkong-Veteran Woo („The Killer“) ist hier auf der Höhe seiner Kunst. Sein dritter amerikanischer Film funktioniert nicht nur als pyrotechnisches Knallbonbon, sondern auch als psychologisches Duell – unterstützt von brillanten Hauptdarstellern. Die schizophrene Atmosphäre sowie die starken Charaktere machen den ewigen Kampf Gut gegen Böse zum Kern eines meisterhaften Melodrams. Den Alptraum, in der Haut des meistgehaßten Feindes zu stecken, erzählt John Woo konsequent zu Ende. Dabei nutzt der Regisseur Elemente seiner früheren Filme und inszeniert glänzend choreographierte Todesballette von makabrer Eleganz.“(Bremer) City

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

K

Kiss me, Guido USA 1997, R: Tony Vitale, D: Alison Folland, Tara Subkoff, Pat Briggs

„Vielleicht hätte Pizzabäcker Frankie sich neben Pacino- und De-Niro-Filmen auch mal Barbet Schroeders „Single White Female“ansehen sollen. Dann wüßte er nämlich, daß die Abkürzung „GWM“nicht „Guy with Money“sondern „Gay White Male“heißt. So aber landet Italomacho Frankie in einer Schwulen-WG. Klischees sind dazu da, sich darüber lustig zu machen. Klappt hier ganz gut!“(TV-Spielfilm) Filmstudio

Der kleine Maulwurf und seine Freunde Deutschland 1996, R: Z. Miller

Zeichentrick-Geschichten mit dem kleinen Maulwurf. Wie der Maulwurf zum Filmstar wirdUFA-Palast

Knocking on Heavens Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers

„Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) City

L

L.A. Confidential USA 1997, R: Curtis Hanson, D: Guy Pears, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger

„Vielleicht sollten wir über diesen Film reden, indem wir über andere Filme reden. Erinnern wir uns an die Unübersichtlichkeit und den Fatalismus der besseren Chandler- und Hammett-Adaptionen, an die bittere Lakonie und erzählerische Ökonomie von Siegels „Dirty Harry“. Auch an die fiebrig neurotischen späten Films noirs wie Aldrichs „Kiss Me Deadly“sollte man denken, außerdem natürlich an die kühle Melancholie von Polanskis „Chinatown“. Eine Flut solcher Bilder und Erinnerungen löst „L-A. Confidential“aus, aber nichts davon wird durch Zitate, Anspielungen oder direkte Bezüge evoziert, nirgendwo wird geklaut oder kopiert. Regisseur Curtis Hanson plündert die Traditionen nicht, er setzt sie fort. Wahrscheinlich kommen einem angesichts von „L.A. Confidential“auch so viel andere, ältere Filme in den Sinn, weil diese James-Ellroy-Verfilmung all jene Qualitäten aufweist, die sich die heutigen amerikanischen Studioproduktionen mit ihren schlichten Formeln und simplen Konzepten nicht mehr leisten zu können glauben: sie wagt eine ungeheure Komplexität, läßt Raum für Widersprüche und Irritationen und nimmt sich viel Zeit für die Schilderung von durchweg ambivalenten Figuren. Wenn nicht alles so modern und zeitgemäß aussähe, würde man sagen: ein wunderbar altmodischer Film.“(epd-film) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Leaving Las Vegas USA 1995, R: Mike Figgis, D: Nicolas Cage, Elisabeth Shue

„Cage zeichnet hier das Portrait eines Mannes, in einem Teufelskreis aus Trunkenheit, Delirium Tremens, Bewußtlosigkeit, Kater und kurzen Phasen von schmerzhafter Nüchternheit. Er ist oft schlagfertig, nie komisch und machmal ekelhaft in seinem Benehmen. Anders als der Trinker in „Lost Weekend“kann auch die Liebe einer guten Frau ihn nicht mehr retten.“(Time Out) Gondel

Das Leben ist eine Baustelle Deutschland 1996, R: Wolfgang Becker, D: Jürgen Vogel, Christiane Paul

„Aus lauter kleinen Beobachtungen, mit Einschüssen von Witz und Horror, die das Leben ja auch bereithält, setzt sich Beckers Kaleidoskop einer Großstadt zusammen. Mit einem unaufdringlichen Jürgen Vogel ist Becker ein aktueller Zeitfilm mit Witz und Wahrhaftigkeit gelungen.“(Berliner Morgenpost) City

Liebe Lügen Deutschland 1997, R: Martin Walz, D: Udo Samel, Peter Lohmeyer

Samel und Lohmeyer erneut als Team, diesmal nicht als Bullen, sondern als schräges Gangsterpaar. (Produktionsnotizen) City

M

Men in black USA 1997, R: Barry Sonnenfeld, D: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino

„M.I.B. ist ein unprätentiöser Film, der im Kleinen Größe zeigt – also das genaue Gegenteil von Luc Bessons Das fünfte Element. Er läßt dem Zuschauer Zeit, die Vielfalt der Aliens zu bestaunen. In schönster B-Film-Tradition kommt M.I.B. gleich in der ersten Szene zur Sache, wenn die Grenzpolizei in New Mexico einen LKW anhält, voll mit illegalen Einwanderern – „illegal aliens“, wie es doppeldeutig im Englischen heißt, von denen einer tatsächlich ein Außerirdischer ist. Dessen Enttarnung bleibt allerdings zwei plötzlich auftauchenden M.I.B. vorbehalten, die den Grenzverletzer leider erschießen müssen. Da staunen die Grenzpolizisten nicht schlecht, aber nur solange, bis M.I.B.-Agent K. ihr Kurzzeitgedächtnis mit einem Blitz aus seinem Zauberstab löscht. Seit 1962 sind die Aliens unter uns, erfahren wir. Manhattan ist das Tor zu unserer Welt, wo fortwährend intergalaktische Flüchtlinge eintreffen. Daß die Menschheit nichts davon weiß, ist das Verdienst dieser Behörde, die jeden Neuankömmling genau unter die Lupe nimmt, Aufenthaltsbeschränkungen ausspricht und Kriminelle jagt.“(epd) Ufa-Stern

Miss Marple: Murder Most Foul Großbritannien 1963, R: George Pollock, D: Margaret Rutherford, Ron Moody / Originalfassung ohne Untertitel

Eine von den englischen Kriminalkomödien, die mehr mit dem Humor der Ealing Studios als mit Agatha Christie zu tun haben. Aber Margaret Rutherford ist und bleibt nun einmal die ideale Verkörperung der Miss Marple. Da können sich die Regisseure mit ihren neuen und halbwegs werktreuen Verfilmungen noch so sehr anstrengen. Der deutsche Titel des jedes Jahr wieder im TV zu sehenden Films war übrigens „Vier Frauen und ein Mord“. (hip) Kultursaal der Angestelltenkammer

Der Morgen stirbt nie Großbritannien 1997, R: Roger Spottiswoode, D: Pierce Brosnan, Jonathan Pryce, Michelle Yeoh

Der Witz bei den Bond Filmen besteht darin, daß die immer gleichen Zutaten einerseits genau wie in den Vorgängern und dann doch anders, frischer, gewagter serviert werden müssen. Dieser beginnt mit einer Enttäuschung: Es gab noch nie solch einen schlechten Titelsong wie den von Sheryl Crow gewimmerten. Aber dafür sind die Autojagd, die waffentechnischen Spielereien und das Finale, bei dem Bond wieder in letzter Sekunde den Weltkrieg verhindern muß, hier so rasant und pfiffig inszeniert, wie schon lang nicht mehr. Sogar aus der ständigen Produkt-Werbung vom BMW konnte Regisseur Spottiswoode Kapital schlagen, und so fahren sich die Bösewichter in ihrem Mercedes ausgerechnet in ausgestreuten Daimler-Sternen die Reifen kaputt. Pierce Brosnan ist bei seinem zweiten Auftritt als 007 schon fast so ironisch, souverän und sexy wie einst der Ur-Bond Connery, und durch die Idee, aus dem Supergangster einen Medienmogul mit einem Satellitenimperium zu machen, bekommt „Der Morgen stirbt nie“gerade soviel aktuelle Relevanz, daß man fast vergißt, wie anachronistisch die Filmserie eigentlich ist. Da ein großer Teil des Films in Hamburg spielt, bekommt man in der Originalfassung als Bonus auch noch einen in fürchterlichem Deutsch radebrechenden Bond zu hören. (hip)

Europa, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Mrs. Dalloway Großbritannien 1996, R: Marleen Corris, D: Vanessa Redgrave, Natascha McElhone

„Die ältliche Mrs. Dalloway, die vor drei Jahren der Leidenschaft entsagte, um einen prüden Biedermann zu ehelichen, kompensiert ihren Lebensfrust mit glamourösen Parties. Dieser träge inszenierte Film (nach dem Roman von Virginia Woolf) beobachtet voller Nachsicht die Zipperlein der britischen High-Society.“(tip) Gondel

Mutters Courage Deutschland/Großbritannien 1995, R: Michael Verhoeven, D: George Tabori, Pauline Collins

„Wenn dieser Regisseur nur nicht soviel Angst vor Muttes Courage hätte, die die Courage und die Rettung einer einzelnen ist. Ganz alleine steht Pauline Collins als Elsa Tabori 1944 in Budapest auf dem Bahnhof. Und dann läßt Verhoeven sie mit ihrem Judenstern über den heutigen Kurfürstendamm laufen - antifa-vollkompatibel und pädagogisch wertvoll, und den bayrischen Filmpreis hat es auch schon eingebracht.“(taz) Atlantis

N

Nachts Deutschland 1997, R: Nils-Morten Osburg, Peter Fratzscher, D: Peter Lohmeyer, Katharina Zapatka

„Thomas Krämer hat die alptraumhafte Vorstellung, ein Werwolf zu sein.“(Produktionsnotizen) City

Nix zu verlieren USA 1997

Preview einer Komödie aus Hollywood, die im Januar in die deutschen Kinos kommt, und von der weiter nix zu erfahren war. UT-Kinocenter

Nobody's Business USA 1996, R: Alan Berliner / Originalfassung mit Untertiteln

Mit Händen und Füßen wehrt sich der Vater des Filmemachers Alan Berliner dagegen, von seinem Sohn filmisch portraitiert zu werden. Sein Leben interessiert doch keinen, sei „nobody's business“. Aber gegen die liebevolle Hartnäckigkeit seines Sohnes streckt er im Laufe des Film mehr und mehr die Waffen. Ihre Streitgespräche voller Pathos und Humor (mit Einblendungen von historischen Boxkämpfen) liefern den dramaturgischen Faden des Dokumentarfilms, in dem der amerikanische Jude Berlinger sowohl Ahnenforschung in einem kleinen Dorf in Polen betreibt, wie auch seine gesamte Familie mit bohrenden Fragen nach der elterlichen Scheidung nervt. Sehr komisch, klug und bewegend zeichnet er ein Bild seines Vaters, der schließlich viel verletzlicher und sympathischer erscheint als der Kotzbrocken vom Anfang des Films. (hip) Kino 46

O

Once upon a time in the West Italien 1968, R: Sergio Leone, D: Henry Fonda, Charles Bronson, Claudia Cardinale / Originalfassung ohne Untertitel

„Ein namenloser Mundharmonikaspieler greift in die Auseinandersetzung zwischen dem skrupellosen Chef einer Eisenbahngesellschaft und einer irischen Einwandererfamilie ein und rächt sich für den lange zurückliegenden Mord an seinem Bruder. Sergio Leones barocke Pferdeoper ist Resümee, Höhepunkt und Apotheose des Italowesterns, wobei klassische Genrebilder einer eigenwilligen Neuinterpretation unterzogen werden. Der Stil des Films „vermittelt befreiende Arroganz und wehmütige Erinnerung zugleich“(G. Seeßlen), huldigt den Mythen der amerikanischen Geschichte und treibt sie zur pessimistischen, oft zynischen Auflösung. In Dramaturgie, Montage, Ausstattung und musikalischer Untermalung ein Musterbeispiel perfekter Kinounterhaltung auf hohem gestalterischem Niveau.“(Lexikon des internationalen Films) Kultursaal der Angestelltenkammer

Oscar Wilde Großbritannien 1997, R: Brian Gilbert, D: Stephen Fry

Eine filmische Biographie des berühmten Dichters, Dandies und Schwulen. Aufstieg und Fall und dazu einige seiner witzigsten Sprüche, und all das sehr geschmackvoll und mit Pfiff inszeniert. Aber der Film wäre nicht viel mehr als ein weiteres „Biopic“mit allen Vor- und Nachteilen des Genres, wenn Stephen Fry hier nicht die Rolle seines Lebens gefunden hätte. Der englische Schauspieler und Schriftsteller ist eine ähnlich schillernde und exzentrische Persönlichkeit wie Wilde. Wenn ihm die Kritiken zu einem seiner Theaterauftritte nicht passen, verkriecht er sich schon mal heimlich nach Paris, und alle englischen Medien rätseln tagelang, ob und wo er wieder auftauchen wird. Er brauchte für diese Rolle also kaum zu schauspielern, und doch wird in London schon heftigst spekuliert, ob er nicht der nächste Engländer ist, der seinen amerikanischen Kollegen einen Oscar wegschnappt. (hip) City, Casablanca (Ol)

P

Paradise Road USA 1997, R: Bruce Beresford, D: Glenn Close, Frances McDormand

„Im zweiten Weltkrieg landet eine Gruppe von schiffbrüchigen Europäerinnen in einem japanischen Kriegsgefangenenlager im Dschungel vor Sumatra. Die Frauen raufen sich zusammen und gründen unter Lebensgefahr einen Chor, der mit der Zeit auch die Anerkennung der Japaner findet. Das alles kommt so harmlos leidensfähig daher (Glenn Close als vorsichtig hassende Dirigentin), daß man den Eindruck hat, ein aufwendiges Dschungel-Casting für die Heilsarmee mitzuerleben.“(tip) City

Projekt: Peacemaker USA 1997, R: Mimi Leder, D: George Clooney, Nicole Kidman

„Alle Besorgnis, mit dem Kollaps des Sowjetreichs kämen James Bond & Co. die natürlichsten Feinde abhanden, war müßig. Jetzt erst recht! sagt der Iwan und fletscht, zum Kapitalisten geläutert, als Repräsentant des neuen militärisch-mafiosen Komplexes die Zähne: Gebrauchsfertige Atombömbchen sind sein heißestes Angebot. Eben erst, in dem Actionspektakel „First Strike“, mußte der unverwüstliche Jackie Chan einen Nuklearknaller made in Rußland unschädlich machen, und schon wieder ist, als „Projekt: Peacemaker“, aus dem Ural ein handlicher Sprengkörper wie ein Wanderpokal via Sarajevo unterwegs nach New York, wo ein serbischer Selbstmord-Terrorist mit ihm das Uno-Gebäude wegpusten will. Keine Angst: „Batman“George Clooney, diesmal als Superagent des Pentagon, triumphiert durch bessere Ausrüstung und Spitzenkondition. Doch dem arg vermurksten Drehbuch und der Hektik der Kinoregie-Debütantin Mimi Leder hilft das nicht, und Nicole Kidmans Sensibilität ist ganz und gar verschwendet in einem Thriller, wo letzlich doch nur die Knallfeuerwerker das Sagen haben.“(Der Spiegel) Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

R

Rock A Doodle Irland/USA 1991, R: Don Bluth

„Als der Hahn Sir Rock seine heimatliche Farm verläßt, drohen Regenfluten die zurückgebliebenen Tiere und Menschen zu vernichten. Der Junge Edmond, den eine gierige Eule in eine Katze verwandelt hat, bricht mit drei Tieren in die Stadt auf, wo Sir Rock als Rock'n'Roll Sänger Schlagzeilen macht. Zeichentrickfilm in den Fußstapfen des traditionellen Disney-Stils, der ohne große Überaschungen eine spannende und sympathische Geschichte um Treue und Freundschaft erzählt.“(Lexikon des internationalen Films) Gondel

Rossini Deutschland 1996, R: Helmut Dietl, D: Mario Adorf, Veronika Ferres, Götz George

„In der Art, wie Dietl sich und seinesgleichen mutwillig dem Komödiengelächter preisgibt, trifft sich äußerste Koketterie mit äußerster Ehrlichkeit - erlaubt ist das nur und gelingt nur, weil Dietl so alles umarmend in sein Werk verliebt ist, verliebt in die Sprache, die Schauspieler, in die Komödienkunst.“(Der Spiegel) City

S

Santa Clause - Eine schöne Bescherung USA 1995, R: John Pasquin, D: Tim Allen

„Der Weihnachtsmann-Vertrag tritt in Kraft, wenn ein Sterblicher das Outfit des originalen Santa Claus anzieht. Was Solo-Papi Scott tut, als der amtliche Bartträger am Weihnachtsabend vom Dach fällt. Kaum hat er die rote Zipfelmütze übergestülpt, findet er sich auch schon am Nordpol wieder.“(Silke Schütze) Atlantis

Schweinesand Deutschland 1997, R: Stephanie Grau, D: Mia Grau, Joa Ritter

„Fünf Freunde, eine Insel und ein Entführungsfall - diese Eckpfeiler reichen eigentlich schon, um Kinder für eine Geschichte zu interessieren. Was den Film liebenswert macht, ist seine behutsame, auf anbiedernde Action-Sequenzen verzichtende Erzählweise und seine kindgerechte Perspektive.“(Hamburger Abendblatt) City

Scream – Der Schrei USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Skeet Ulrich, Dew Barrymore

„Wes Cravens Horrorfilm ist schon jetzt legendär: für Drew Barrymores kurzen, aber lautstarken Auftritt in der Anfangssequenz, für seinen respektlosen, aber raffinierten Umgang mit dem Genre und dafür, wie er den Zuschauer zum Zuschauer eines Zuschauers im Film macht. Die Zuschauer mögen das. In amerikanischen Kinos sprechen sie bereits ganze Dialogpassagen laut mit.“(Der Spiegel) Filmstudio, Ufa-Stern, UT-Kinocenter

Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal

„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Von einem Freund mit einem Babygesicht begleitet, flippt er mit den Sadhus im Wald aus, hört Buddah in seiner Höhle zu, vögelt als Silhouette mit einer reichen Kurtisane und macht als Kaufmann viel Geld. Er steigt dann wieder aus und findet die Erleuchtung als Fährmann. Wohl kaum einer wird aus dem Kino gehen ohne Hesses Botschaft begriffen zu haben, daß es keinen sicheren Weg zur Wahrheit gibt, daß suchen heißt, nicht zu finden, und daß „alles auf dem Rad des Lebens wiederkehrt“. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, daß es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel; einer Liebesgeschichte in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“(Time Out) Atlantis, Cinema, Casablanca (Ol)

Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt

„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. Jean-Jaques Annaud läßt den „Mythos Tibet“in prachtvollen Bildern lebendig werden, ohne uns eine süßliche Religionsstunde zuzumuten. Alle Details sind penibel recherchiert, der Dalai Lama selbst stand mit Rat und Tat zur Seite, seine Schwester spielt im Film seine Mutter. Annaud schickte Brad Pitt vor dem Dreh für drei Wochen nch Österreich, nicht nur zum Bergsteigertraining. „Er sollte ein Gefühl dafür bekommen, einen Österreicher zu spielen.“Hat geklappt - selten war der Star so gut wie hier.“(TV-Spielfilm) Europa, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos

Sirga, die Löwin Frankreich 1996, R: Patrick Grandperret, D: Marthuin Sinze, Salif Keita

"Eine Geschichte zwischen Realität und Märchen: Im afrikanischen Busch werden gleichzeitig ein Löwen- und ein Menschenbaby geboren; es dauert nicht lange, und ihre Wege kreuzen sich. Ihre innige Freundschaft beobachten die Dorfbewohner mit großer Selbstverständlichkeit, denn sie leben in einer Art Symbiose mit den Löwen. Wie zufällig fängt die Kamera in sehr authentischen Bildern etwa den Kampf der beiden gegen Elefanten ein. Auch in der ersten Sequenz zwischen Löwen- und Menschenbaby verblüfft das zwanglose, zufällig eingefangene Spiel der beiden. Bilder der afrikanischen Steppe und des dichten Urwaldes, die Lebensgewohnheiten des Stammes, zeigen uns ein fremdes Land und entführen in eine fremde Kultur. Die Kamera ist ganz nah dabei, da ist nichts getrickst oder einstudiert.“(epd-film) Schauburg, City, Casablanca (Ol)

Stranger than Paradise USA 1984, R: Jim Jarmusch, D: John Lurie, Eszter Balint, Richard Edson / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Road-Movie, schwarz-weiß, mit langen Einstellungen und Schwarzschnitten, Ozu winkt vom Himmel, Wenders war begeistert, Screaming' Jay Hawkins singt „I put a spell on you“aus Eszter Balints schäbigem tragbarem Recorder, John Lurie spielt TV-Diner schaufelnd die einzige Rolle, die er drauf hat, den genervten Schönling, und wenn Richard Edson als verzweifelter Komiker nicht wäre, könnte man die Leere dieser Leben gar nicht mehr ertragen.“(taz) Kino 46

T

Tango Lesson Großbritannien 1997, R: Sally Potter, D: Sally Potter, Pablo Veron

„Eine englische Filmregisseurin und ein argentinischer Tangotänzer verlieben sich und treffen ein Abkommen: Er lehrt sie tanzen, sie macht aus ihm einen Filmstar. Die Erfüllung dieses Abkommens führt zu Differenzen, und die beiden müssen lernen, ihre Rollen als Mann und Frau zu sprengen, damit ihre Liebe Bestand hat. Sally Potters formal ungewöhnlicher, innovativer Film schildert in dichten Metaphern den Prozess einer Auseinandersetzung zwischen zwei Individuen jüdischer Herkunft und reflektiert tiefgründig über Liebe, Tanz, Film und die menschliche Existenz.“(Zoom) Cinema

Tanz der Vampire Großbritannien 1967, R: Roman Polanski, D: Roman Polanski, Sharon Tate, Jack MacGowran

„Kinograuen, schwere Musik, düster Szenarien und alle anderen schauererregenden Versatzstücke des Horrorfilms erwartet man vergebens. Polanski ist offenschichtlich gegen Vampirfilme herkömmlicher Art, und bringt in seinem Film eine Gagfülle, die das Horrorgenre durch den Kakao zieht. Er beherrscht zwar dessen Klaviatur (und verlangt Grundkenntnisse des Vampirismus auch von seinen Zuschauern), spielt sie jedoch auf seine Weise. Er verjuxt und variiert Einzelheiten und verdreht das Genre in seiner Gesamtheit. Wer Spaß an Vampirfilmen hat und ihre Pervertierung zuläßt, dazu Sinn für Absurditäten, für den ist „Tanz der Vampire“geradezu ein Leckerbissen.“(Hahn/Jansen) Atelier

W

Western Frankreich 1997, R: Manuel Poirier, D: Sergi Lopez, Sacha Bourdo

„Manuel Poirier gelang mit „Western“ein anrührendes, verlangsamtes Buddy-Movie: An der bretonischen Küste legen ein katalanischer Vertreter und ein russisch-italienischer Arbeitsloser innerhalb von drei Wochen gerade einmal 15 Kilometer zurück. Die kleinen Affären und die große Liebe der beiden gipfeln immer wieder in hinreißender Komik. Poiriers präziser Blick auf alltägliche Details, bereits gefeiert in kleinen Arbeiten wie „Antonias Freundin“, erobert sich hier erstmals epische Zeitmaße.“(Der Standard) Cinema

Widows Deutschland 1997, R: Sherry Hormann, D: Eva Mattes, Ornella Muti

„Eine schwarze Komödie über die gemeinen Wünsche der Frauen“(Produktionsnotizen) City

Wieder allein zu Haus USA 1992, R: Chris Columbus, D: Macaulay Culkin, Joe Pesci, Tim Curry

In der Fortsetzung säht Macaulay Culkin das Grauen in den tumben Bösewichtern von New York. Kinder lieben es, wenn er letzlich allen Erwachsenen überlegen ist, aber nach diesem Film machte die Karriere des unangenehm selbstbewußten Kinderstars trotzdem einen schönen Bauchklatscher UT-Kinocenter, Gloria (Del), Wall- & Ziegelhofkinos

Winterschläfer Deutschland 1997, R: Tom Tykwer, D: Ulrich Matthes, Marie-Lou Sellem, Florianne Daniel

„Von der Unmöglichkeit der Liebe handeln seine Filme, sagt Regisseur Tom Tykwer. Hier sind es gleich fünf Menschen, deren Schicksale er auf eine Weise miteinander verknüpft, die in ihrer geschickten Konstruktion mitunter an Robert Altmans „Short Cuts“erinnert. Krankenschwester Laura, die Übersetzerin Rebecca, Skilehrer Marco, Filmvorführer Rene und der Bauer Theo leben in einer kleinen Stadt in den Bergen. Ein mysteriöser Autounfall bringt das folgenreiche Personenkarussel in Gang. Unterstützt von brillanten Darstellern gelingt Tykwer das Kunststück, intellektuelles europäisches „Kopfkino“mit sinnlicher Emotionalität zu verbinden. Ein kleines Kunstwerk, in ruhigen, eleganten Bildern inszeniert.“(TV-Spielfilm) Atelier

Z

Zugvögel Deutschland 1997, R: Peter Lichtefeld, D: Joachim Krol, Peter Lohmeyer

„Der schüchterne Bierfahrer Hannes will zum Wettbewerb der Kursbuchspezialisten ins nordfinnische Inari reisen. Doch um seinen Urlaub durchzusetzen, muß er erst seinen wenig kooperativen Boß niederschlagen.“(Produktionsinformation) City

2 Frauen, 2 Männer – 4 Probleme?! Deutschland 1997, R: Vivian Naefe, D: Aglaia Szyszkowitz, Heino Ferch

„Dieser Film beweist endgültig, daß sich das Boulevardtheater die deutsche Komödie erobert hat. Selten zuvor war ein Film der neunziger so nah an den Klamotten der fünfziger Jahre.“(epd-film) City