Kulturbrauerei vor dem Aus

■ Die vorfristige Baugenehmigung für das Großkino wurde bisher nicht erteilt

Wenn Filmproduzent Artur Brauner in einer Woche sein Cinema X, das neue „Colosseum“ an der Schönhauser Allee, mit 2.814 Plätzen eröffnet, braucht er wahrscheinlich keine Konkurrenz mehr in der Nachbarschaft zu befürchten. Die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG), die, keine 1.000 Meter entfernt, auf dem Areal der „Kulturbrauerei“ ein zweites großes Filmtheater errichten will, erklärte am Dienstag abend vor dem Stadtentwicklungsausschuß Prenzlauer Berg, daß die Entwicklung der ehemaligen Schultheiss-Brauerei kippe, wenn der Bezirk die vorfristige Baugenehmigung weiterhin nicht erteile.

TLG-Pressesprecherin Elke Schickentanz bestätigte gegenüber der taz: „Baustadträtin Dorothee Dubrau hatte uns Baureife schon für August 97 zugesichert. Wenn wir jetzt nicht beginnen können, müssen wir bereits geschlossene Mietverträge kündigen.“ Bei einem Rückzug der TLG, die insgesamt 100 Millionen Mark investieren will, stünden auch die soziokulturellen Projekte der „Kulturbrauerei GmbH“, die für fünf Mark pro Quadratmeter Mieterin bei der TGL ist, vor dem Aus.

Letzte Chance: die für gestern abend anberaumte Sondersitzung der Bezirksverordneten. Schickentanz lehnte es jedoch ab, die Gestaltung grundsätzlich neu zu diskutieren. Das Bezirksamt, insbesondere Dorothee Dubrau, steht unter Druck. Entscheidungsverhinderer, heißt es in Prenzlauer Berg, sei allerdings der Senat. Erst letzten Donnerstag hatte die Bauverwaltung der Stadträtin überraschend mitgeteilt, daß es erhebliche Einwände gegen eine vorgezogene Teilbaugenehmigung für das Kino gebe. Eine längere Prüfung der Unterlagen sei notwendig. Bei der vorgezogenen Genehmigung zum Bau einer Tiefgarage auf dem Brauereigelände war der Senat jedoch weniger zurückhaltend: Bei Tiefgaragen gibt es entlang der Schönhauser Allee allerdings auch kaum Konkurrenz. Kathi Seefeld