Unterm Strich

US-Starregisseur Steven Spielberg hat im Plagiatsstreit mitBarbara Chase-Riboud vorerst gewonnen. Eine Richterin in Los Angeles entschied am Montag, daß sein Film „Amistad“ wie vorgesehen am Mittwoch in den US-Kinos anlaufen kann. Zugleich erklärte sie die Klage von Chase-Riboud für zulässig, so daß Spielberg aller Voraussicht nach noch vor Gericht Rechenschaft ablegen muß.

Die afro-amerikanische Autorin behauptet, daß Charaktere und Teile des Leinwand-Sklavendramas aus ihrem 1989 erschienenen Roman „Echo of Lions“ übernommen worden seien. Sie hatte daher eine einstweilige Verfügung gegen das Film-Epos beantragt und das Studio DreamWorks auf zehn Millionen Dollar Schadenersatz verklagt. Spielberg gehört zu den drei Eigentümern des Studios, und „Amistad“ ist die erste Produktion von DreamWorks unter seiner Regie.

Die von Chase-Riboud beantragte einstweilige Verfügung gegen den Film lehnte die Bundesrichterin Audrey Collins mit der Begründung ab, daß der Plagiatsvorwurf unzutreffend erscheine. Die Autorin könne „nicht überzeugend beweisen“, daß der Film auf ihrem Roman basiere. Dennoch gab die Richterin ihr die Chance, vor Gericht ihre Behauptungen zu untermauern. Bert Fields, der Anwalt von DreamWorks, erklärte, die Richterin habe erkannt, daß die Vorwürfe der Schriftstellerin gegenstandslos seien.

„Amistad“ handelt von einer Meuterei auf einem Sklavenschiff. Das Schiff wird in nordamerikanischen Gewässern aufgebracht, die spanische Krone verlangt es samt Ladung zurück, ein amerikanisches Bundesgericht lehnt ab, der Fall wird vor dem Obersten Gericht verhandelt, und die Afrikaner, die vom ehemaligen Präsidenten John Quincy Adams verteidigt werden, gewinnen und kehren als freie Menschen nach Afrika zurück.

Das Leinwanddrama wird bereits jetzt als Anwärter auf einen Oscar als bester Film gefeiert. Spielberg selbst hat die 70 Millionen Dollar teure Produktion als das „vielleicht bedeutendste Werk“ seiner Karriere bezeichnet. Eine einstweilige Verfügung, so erklärte er in einem Gerichtspapier, würde einen erheblichen Verlust für die amerikanische Öffentlichkeit darstellen.

Die Autorin behauptet, daß „wichtige Elemente“ ihres historischen Romans übernommen wurden. In ihrer Klage führt sie 88 Parallelen zwischen „Echo of Lions“ und dem Film auf. DreamWorks konterte mit dem Vorwurf, daß Chase-Riboud in ihrem eigenen Roman Teile des in den fünfziger Jahren erschienenen Buchs „Black Mutiny“ kopiert habe, für das DreamWorks die Filmrechte besitze. „Amistad“ sei eine „Originalmischung“ aus historischen Fakten, für die niemand ein Copyright beanspruchen könne, und aus fiktiven Elementen von „Black Mutiny“.