■ Bonn: Die serbische Delegation verläßt die Bosnien-Konferenz
: Konfrontation unausweichlich

An einem Punkt sind sich alle serbischen Politiker einig: In der Kosovo-Frage gilt es hart zu bleiben. Da kann vorher um alles andere untereinander gestritten worden sein – wenn Minderheiten- und Menschenrechte auf die Tagesordnung gesetzt werden, wenn die ideologischen Grundlagen des großserbischen Entwurfs in die Kritik geraten, ist Schluß mit der Diskussion.

Der Auszug der Delegation Belgrads und der serbisch-bosnischen Vertreter aus Pale und Banja Luka, Krajišnik und Plavšić, aus der Bosnien-Konferenz in Bonn zeigt, daß der Frieden in Bosnien-Herzegowina nicht unabhängig von dem Friedensprozeß im gesamten ehemaligen Jugoslawien gesehen werden kann. Solange Belgrad und die bosnisch-serbischen Extremisten sich weigern, in Bosnien die Politik der ethnischen Säuberungen und im Kosovo die Politik der Apartheid aufzugeben, kann es zu keiner Normalisierung in der Region kommen. Auch Plavšić macht bisher nur taktische Zugeständnisse. Nicht mehr.

Die Hoffnung auf eine friedliche und demokratische Zukunft braucht dennoch nicht aufgegeben zu werden. Wer in der internationalen Gemeinschaft die Lektion immer noch nicht gelernt hat, konnte dies in Bonn nachholen. So ist nun auch der serbienfreundlichen russischen Führung der Kragen geplatzt. Moskau ist auf den westlichen Kurs eingeschwenkt, das Mandat der internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina zu stärken. Das immerhin ist ermutigend. Denn nur wenn die internationale Gemeinschaft an einem Strang zieht, kann sie wenigstens für Bosnien-Herzegowina etwas erreichen. Wer den Frieden will, wer die demokratischen Rechte aller Teile der Bevölkerung akzeptiert, kann in Zukunft mit Hilfen rechnen. Wer dies nicht tut, stellt sich ins Abseits und fordert eine Konfrontation heraus.

Vor allem Biljana Plavšić wird jetzt kalkulieren müssen. Die Mehrheit der serbischen Bevölkerung in Westbosnien hat bei den vergangenen Wahlen der Politik der Extremisten eine Absage erteilt. Sie wünscht sich die Normalisierung des Wirtschaftslebens, gültige Pässe, eine Zukunft. All dies könnte mit dem neuen Mandat auch der Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft durchsetzen. Wenn sich Plavšić endlich grundsätzlich von den alten Ideologien absetzen würde, käme sie nicht nur den Wünschen der eigenen Bevölkerung entgegen. Dies wäre auch ein dringend benötigtes positives Signal für Serbien, das in ideologischen Wirrnissen zu versinken droht. Erich Rathfelder