Revierfreie Zone in der Innenstadt

■ Hohe Bleichen: Kaufleute haben Angst vor zuwenig Polizisten

Unbewachte Klunker, teure Fummel zum Mopsen auf dem Präsentierteller, Hotelgäste als Freiwild? Der CDU-Abgeordnete Karl-Heinz Ehlers zeichnete gestern ein düsteres Bild von der Zukunft der Hamburger City, genauso wie am Dienstag bereits die kleinere der Hamburger Boulevardgazetten. Juweliere und Boutique-InhaberInnen müßten sich im nächsten Jahr fürchten, wenn die City-Wache 13 in der Hohen Bleichen organisatorisch mit dem Großneumarkt-Revier zusammengelegt wird.

Dies sei eine „stümperhafte Entscheidung“, ereifert sich der konservative Polizeigewerkschafts-chef Joachim Lenders. Auch der Boß der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Lothar Bergmann, schimpft unverblümt: „Das paßt uns nicht.“ Dennoch stimmte seine Organisation „zähneknirschend“ der Maßnahme zu. Innenbehördensprecher Peter Kelch hingegen versteht die Aufregung nicht: „Sturm im Wasserglas.“ Denn was jetzt vollzogen werden soll und die Gemüter erhitzt, ist in Wahrheit kalter Kaffee.

Bereits im April vorigen Jahres hatte der damalige Innensenator Werner Hackmann im Zuge der Haushaltskonsolidierung angekündigt, mindestens zwei City-Reviere organisatorisch zusammenzulegen. Da am Großneumarkt in den Abendstunden sicher mehr los ist als in den City-Nobelpassagen, fiel der Zuschlag sinnigerweise an die Kneipenmeile. „Es wird ja nichts an Präsenz genommen“, versucht daher Kelch die Geschäftswelt zu beruhigen.

Doch das mag manche Geschäftsfrau nicht so recht glauben: Victoria von Veltheim, Chefin der „Yves-Saint-Laurent“-Boutique in der ABC-Straße: „Es ist schon ein schönes Gefühl, die Polizei direkt in der Nähe zu haben.“ Stefanie König, Chefin des Kaufhauses „Stegmann“ am Jungfernstieg, würde „eine Schließung bedauern.“ Denn auch ihr Kaufhaus verzeichne einen Zugang an Ladendiebstählen. Dennoch hat sie Verständnis für die Sparmaßnahmen: „Nicht jeder kann ein Polizeirevier in seiner Nähe haben. Es hat auch nicht jeder eine Tankstelle vor der Tür.“ Sie glaube aber nicht, daß die Polizei-Präsenz auf der Kaufmeile dramatisch abnehmen werde. Und wenn ein Polizeiposten bleibt, ist sie zufrieden: „Das wäre schön.“

Gerade darauf verweist Peter Kelch. Schließlich bleibe eine Außenstelle mit Wachstube und Peterwagen – 24 Stunden rund um die Uhr– in den Hohen Bleichen erhalten, die Sorgen der Geschäftsleute seien deshalb „völlig unbegründet.“ Und sollte mal wirklich ein Räuber zum großen Coup im Juweliergeschäft ausholen – ja, dann gibt es noch den Einsatzzug Mitte. Bekanntlich eine schlagkräftige Truppe, die sicherlich gern auf Räuberjagd geht, wenn es darum geht, den Geschäftsleuten in der City das notwendige „subjektive Sicherheitsgefühl“ – wie es im Polizeijargon so schön heißt – zu vermitteln. Kai von Appen