Studis auf die Palme gebracht

■ Spendenaktion stößt auf Unmut. Streiks weiten sich aus.

Wie StudentInnen auf die Palme zu bringen sind, zeigte gestern eine illustre Runde aus Wirtschaft, Politik und Universität. „Uni in Not – Hamburg hilft seinen Studenten“, nennt sich eine Spendeninitiative für Hamburgs Universität, die von der Tageszeitung Die Welt und der NDR-Hamburg Welle 90,3 ins Leben gerufen wurde. Vom Universtitätspräsidenten Jürgen Lüthje sowie von Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) und Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) wird die Kampagne unterstützt.

„Einzig und allein eine Werbekampagne“sei dies, erregt sich Student Markus Dohm gegenüber Lüthje, „die unseren Protesten in den Rücken fällt“. Er und neun KommilitonInnen hatten am Morgen spontan vier Einkaufswagen der Zeitungen eingesammelt, die Die Welt großflächig an der Uni verteilen ließ, und zogen damit zum Universitätspräsidenten. Dort sprengten sie eine Besprechung mit den Dekanen und übergaben ihm den Zeitungsstapel unter Protest.

Lüthje versuchte zu erläutern, warum die Spendenkampagne ein Erfolg studentischer Proteste sei. Vergeblich. „Der Streik wird so doch wieder auf bloße Geldforderungen reduziert“, erklärte Martin Goethe dem Uni-Chef, „der Staat wird damit aus seiner Verantwortung für die Uni entlassen“. Dies laufe den studentischen Forderungen entgegen. Mit solchen „Gewissensberuhigungsaktionen kommen sowieso nur Almosen zusammen“, die die strukturelle Krise der Uni Hamburg und anderer Hochschulen nicht beseitigten. Was von der universitären Welt übrig blieb, landete am Abend im Foyer des Springer-Hauses.

Während die Debatte über Sinn und Unsinn von Sponsoring ihren Lauf nahm, weitete sich der Streik erneut aus. Auch die SchülerInnen der Fachschule für Sozialpädagogik (FSP) I in der Max-Brauer-Allee 134 schlossen sich gestern dem Streik an. Gemeinsam mit der FSP II aus der Wagnerstraße zogen etwa 600 Menschen in einem Demonstrationszug zum Uni-Campus.

Ralf Streck