Lichter im Hollerland

■ Die Bürgerinitiative zur Rettung des Gebiets ist neu erstarkt

Manchmal sind rüde Polizeiaktionen doch wenigstens zu etwas gut – das war die allgemeine Einschätzung der 50 Interessenten, die einem Aufruf der Hollerland-Kämpen Gerold Janssen und Dieter Mazur gefolgt waren und sich am Mittwochabend im Horn-Leher Ortsamt eingefunden hatten. Ziel: Reaktivierung der in den letzten Jahren auf wenige Mitglieder zusammengeschrumpften „Bürgerinitiative zur Rettung des Hollerlandes“. Und ganz konkret: Entwicklung und Planung gemeinsamer Aktionen gegen die Zerstörungspläne der CDU und für die Weiterführung der Linie 4 über die Landesgrenzen hinaus. „Wenn die Polizei Gerold Janssen bei seiner Malaktion am ersten Advent nicht so ans Kreuz geschlagen hätten, wären wohl nicht so viele Leute gekommen“, schätzte Dieter Mazur ein. Denn es gebe keine Bewegung, auf die man zurückgreifen könne.

„Das bedeutet nicht, daß sich die Bevölkerung nicht interessiert“, schränkte er allerdings gleich darauf ein. Sie sei aber oft schlecht informiert. Und tatsächlich zeigten sich die Anwesenden auch keineswegs in erster Linie an schnellen und militanten Aktionen interessiert, sondern wollten zunächst „die juristischen Fragen“geklärt haben: „Wie ist das eigentlich mit dem Hollerland? Steht es nicht unter Naturschutz? Darf die Politik den einfach so außer Kraft setzen?“Und dann erst: Was könnten sie selbst dagegen machen?

Vor allem, sich nicht auf den Gesetzesanspruch und die Politik verlassen“, so Janssens Antwort. „Vor allem die Politik ist gefährlich.“Das Hollerland habe doch längst als gerettet gegolten. Und auch wenn sich nach den Grünen nun auch die SPD eindeutig gegen jeden Eingriff in das Gebiet ausgesprochen habe, nur die Umweltsenatorin den Naturschutz aufheben und eine gerichtliche Klärung sich über Jahrzehnte hinziehen könnte, dürfe man sich nicht in Sicherheit wiege. Denn es gehe um mehr: den Stellenwert von Umweltpolitik und vor allem von Demokratie in Bremen: „Vorgehen und Argumentation der CDU sind in höchstem Maße undemokratisch.“Was dem Land fehle, sei ein Stadtentwicklungskonzept, das die Lebensverhältnisse der Einwohner absichere.

Mit dieser Einschätzung erklärten sich auch die Vertreter der Bürgerschaftsfraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und SPD einverstanden – auch wenn Sozialdemokrat Horst Isola (SPD) bei der Nachfrage, wie sich das mit den Plänen für die Arberger und die Hemelinger Marsch vertrage, ins Strudeln geriet und abwehrte: „Wir wollen doch hier nicht alles vermengen.“

Der Vorschlag, gleich einen Rundum-Protest zu starten, wurde jedoch verworfen. Man brauche „ein Symbol“, so eine Teilnehmerin, politisch wie technisch. Schließlich mache ein einheitliches Signet es auch leichter, eine Reihe von bunten Aktionen nach außen erkennbar zusammenzubinden. Und anders könne man mit dem Widerstand gegen die Trassenpläne kaum umgehen, entschied die Runde: Lichterketten sollen ebenso möglich sein wie Infostände und Kulturveranstaltungen.

Beate Willms

Die Bürgerinitiative trifft sich wieder am 21. Januar 1998 um 19.30 Uhr im Ortsamt Horn-Lehe, Berckstr. 10