Hamburger Kino-Tips

Der Körper wird zum Schlachtfeld. Diese in der Kunst gerade populäre These scheint Léo Carax in seinem wirklich wundervollen Film Die Liebenden von Pont Neuf zu untersuchen. Der junge Berber Alex (Denis Lavant) ist vom Leben unter den Brücken gezeichnet. Auf der berühmtesten Pariser Brücke trifft er die blinde Malerin Michèle (Juliette Binoche). Zwischen beiden Außenseitern entspinnt sich eine heftige Liebesgeschichte, ruppig, wild und schockierend. Unter dem Feuerwerk des Nationalfeiertags heizen sie mit einem geklauten Boot über die Seine oder beweisen sich ihre Liebe mit einem Sprung in dieselbe. Trotz der Gigantomanie, der Carax bei seiner ersten großen Produktion in einigen Szenen nicht widerstehen konnte, wurde das handfeste Märchen der Lieblingsfilm aller aufrechten Träumer. Gelegenheit zu einer zweiten Sichtung gibt es jetzt am: Mo, 4.9., Zeise, 22.45 Uhr

Auf ausdrücklichen Wunsch der Mitarbeiter des Abatons gibt es eine im doppelten Sinne einmalige Vorführung. Mit Das Kuckucksei zeichnet der Regisseur Paul Bogart 30 Jahre im Leben eines schwulen New Yorkers nach. Harvey Fierstein verliebt sich in einen Dressman, mit dem er ganz emanzipatorisch ein Kind adoptiert. Als der Geliebte von einer Rockergang erschlagen wird, muß auch Harveys jüdische Mutter erkennen, „daß das Problem Homosexualität nicht mit persönlichen oder gesellschaftlichen Vorurteilen zu lösen ist“, weiß das Lexikon des Internationalen Films, das den Film von 1988 „trotz inszenatorischer Längen und einiger Plumpheit“ als „bewegend, wichtig und komödiantisch-aufklärerisch“ einstuft. Der Autor der Broadway-Vorlage spielt in Das Kuckucksei übrigens nebst Matthew Broderick und Anna Bancroft die Hauptrolle. Do, 31. 8., Abaton, 17.45 Uhr

Immer wieder King Kong. Diesmal kann man als Nachklapp zum Fantasy Filmfest King Kong und die weiße Frau direkt nach dem Aufstehen belächeln und bestaunen. Die Dekors des Urwalds, in dem neben Kong noch Riesenlibellen und Dinos hausen, wurden nach dem Vorbild der Radierungen von Gustave Doré angefertigt. Die Spezialeffekte waren lange Zeit wegweisend für Hollywood – insbesondere das künstlich verlängerte Gebrüll des Affens und der Frau in seiner Gewalt schrieb Filmgeschichte. Die von Merian Cooper und Ernest Schoedsack 1933 inszenierte Affen-Phantasie wird in der ungekürzten Originalfassung gezeigt, die damals Angst und Schrecken ausgelöst haben soll und deshalb bei der deutschen Erstauführung noch unter rührenden Titel Die Fabel vom King Kong – ein amerikanischer Trick- und Sensationsfilm anlief. So, 3. 9., Zeise, 11 Uhr

Es geht um Medienkritik. In der 1940 von Howard Hawks gedrehten Komödie His Girl Friday läßt sich eine Zeitungsreporterin von ihrem Ex-Ehemann, der ihre anstehende Liaison mit einem Versicherungsvertreter boykottieren will, zu einem letzten Interview überreden. Irgendwie schlittert sie so in eine Geschichte hinein, die einen Todeskanditaten, einen korrupten Bürgermeister und andere Würdenträger betreffen. Am Ende entgeht sie dann auch noch ihrer Ehe in der Provinz. Vor allem durch die guten Dialoge und Schauspieler, neben Cary Grant noch Rosalind Russell, verführt die zeitlose Medienschelte besonders in der Originalfassung . Do, 31. 8., bis Mi, 6. 9., 3001, jeweils 23 Uhr vom