„Unbegründet und scheiße“

■ Sylter Behörde sagt But Alive-Gig aus Angst vor Chaos ab

Eigentlich sollten die Musikfans in Westerland auf Sylt heute abend in einen für sie seltenen Genuß kommen: Ein Auftritt der Hamburger Punk-Band But Alive war angekündigt. Doch daraus wird wohl nichts: Das Ordnungsamt hat der Gruppe mitgeteilt, sie dürfe nicht auftreten, da es im Zusammenhang mit dem Konzert eine berechtigte Angst vor Randale im Stil der Chaos-Tage gebe.

Angeblich wurde die Behörde aus Hamburg gewarnt: Hier seien Beamte auf Flugblätter gestoßen, die aus Anlaß des Gigs zu Ausschreitungen auf dem nördlichen Edel-Eiland aufriefen. Der Veranstalter, der Heimleiter des Westerländer Jugendzentrums Holger Sprössig, widerspricht entschieden: Er habe das Konzert lediglich aus „organisatorischen Gründen“ abgesagt. Androhungen sogenannter Chaos-Tage bekämen die Inselaner „wegen des 30 Mark-Tourismus sowieso jede Woche“, meint er lapidar. But Alive-Sänger Markus Wiebusch zollt den Syltern kein Verständnis: Die Absage findet er schlicht „unbegründet und scheiße“.

Seit den medienwirksamen „Krawallen“ von Hannover geht die Angst vor einer Nachfolgeveranstaltung reihum. Auf der Cabrio-Fahrer-Insel fühlt man sich seit der Einführung des „Schönen Wochenende-Tickets“ der Bahn und dem Besuch einiger Autonomer im Frühjahr ohnehin unentwegt bedroht. Entgegen anderslautender Meldungen wird die Bahn den Billigtarif aber auch auf der Strecke Niebüll-Westerland zumindest bis Jahresende unverändert anbieten.

Den Syltern könnte das zum Verhängnis werden. Punk-Sänger Wiebusch ist sich sicher: „Das Konzert-Verbot wird diejenigen, die ohnehin nur auf Randale aus sind, eher noch anstacheln als von Sylt fernhalten.“

Timo Hoffmann