„Befreiungsschlag“

■ Rundum rentabel? Die neue Klärschlamm-Verbrennungsanlage

Eines hat Fritz Vahrenholt in seiner Funktion als Umweltsenator mit den Jahren exzellent gelernt: Knöpfe drücken. Der gestrige Knopfdruck gar, so betonte der Senator, bedeute für Hamburg einen „Befreiungsschlag“, ja ein ganz besonderes Stück „Unabhängigkeit“. Umweltsenator Vahrenholt führte den ersten Rammschlag für Hamburgs eigene „Verbrennungsanlage für Rückstände aus der Abwasserbehandlung“ (VERA) aus.

Bis zu 79.000 Tonnen pro Jahr, also das gesamte Hamburger Klärschlammaufkommen, können hier ab Inbetriebnahme 1997 entsorgt werden. Für den Stadtstaat soll sich der 190 Millionen Mark teure Bau auf dem Klärgelände Köhlbrandhöft nicht nur ökonomisch, sondern auch okölogisch rentieren: Durch die Verbrennung muß Hamburg seinen Klärschlamm ab 1997 nicht mehr auf die Deponien Schönberg (Mecklenburg-Vorpommern) und Damsdorf (Schleswig Holstein) abschieben.

Das spart Geld in Form von Fahrt- und Deponiekosten – sie haben sich innerhalb von vier Jahren immerhin verzehnfacht. Gleichzeitig schont es die Umwelt, wenn Hamburg seine Klärreste selbst entsorgt. Denn die jährlich rund 4300 LKW-Fuhren, mit denen die Stadt ihren Abwässermüll auf die 100 Kilometer entfernten Deponien verfrachtet, werden ab 1997 überflüssig. VERA selbst verursache hingegen nur Emissionen, die nach Angaben von Vahrenholt mit zehn LKW-Fahrten pro Jahr vergleichbar sind.

Ein weiterer Finanz- und Umweltvorteil der Ent-sorgungsanlage, an der seit gestern wacker gebaut wird: Die bei der Verbrennung entstehende Wärme will VERA gleich in Strom umwandeln, den sie selber nutzt und der Stadt so 3,5 Millionen Mark einspart.

Die nach der Verbrennung übrigbleibende Asche soll in der Norddeutschen Affinerie wiederverwertet werden. Lediglich ein Prozent des Klärschlamms soll auch 1997 noch zurückbleiben und muß weiterhin deponiert werden.

Timo Hoffmann